Indiziert war in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends die wohl aktivste Neonaziband der Schweiz. Lange Zeit fungierten sie als «musikalische Stimme» der Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) und der Helvetischen Jugend (HJ). Die Band rund um den PNOS-Parteichef Dominic ‘Gixu’ Lüthard und die Gebrüder Alexander und Cedric Rohrbach aus Burgdorf versuchte, mit Rock und rechten Texten neue Fans für die rechtsextreme Bewegung zu gewinnen.
Lüthard, die Gebrüder Rohrbach und auch der etwas später dazu gestossene Bassist Benjamin Lingg waren allesamt aktive Mitglieder in lokalen Kameradschaften wie der Helvetischen Jugend, der Nationalen Offensive oder der Initiative Vaterland. Es erstaunt deshalb nicht, dass praktisch alle Band-Mitglieder wegen verschiedener Delikte wie Raufhandel, Angriff und Verstosses gegen die Rassismus-Strafnorm vorbestraft sind.
Vernetzung dank Rechtsrock
Zu Beginn ihrer «Karriere» spielten die umtriebigen Musiker mit Coversongs von anderen Neonazi-Rockgruppen auf, bis sie 2004 auf dem Label Ulfhednir Records ihr erstes eigenes Album «Eidgenössischer Widerstand» veröffentlichten. Darauf folgten Konzerte in der Schweiz aber auch in Österreich und Deutschland.
Dank den Kontakten, die sie auf politischer Ebene knüpfen konnten, war es für Indiziert einfach, an Konzerten im Ausland als Botschafter der rechten Szene aufzutreten. So zum Beispiel 2005 am «Fest der Völker» in Thüringen, welches von Thomas Gerlach mitorganisiert wurde. Gerlach ist ein bekannter deutscher Hammerskin, dem Kontakte zur rechtsextremen Terrororganisation NSU nachgesagt werden.
Doch nicht immer konnten die Rechtsrocker ungestört aufspielen: 2010 wurde ein in Ostdeutschland geplanter Auftritt von der Polizei verhindert; im März 2011 verboten die lokalen Behörden im letzten Augenblick ein aus Blood & Honour-Kreisen angekündetes Konzert im französischen Jura.
Texte – primitiv bis gesetzlich fragwürdig
Zwar sind die Bandmitglieder aufgrund ihres Liedmaterials noch nie rechtlich belangt worden und die CDs in der Schweiz legal erhältlich, trotzdem bewegen sie sich mit Hetztiraden gegen Andersdenkende, linke Politiker_innen, Anwält_innen und Medien am Rande der Legalität. Ein Prozess wegen Verstosses gegen das Antirassismusgesetz wurde 2006 eingestellt.
Seit der Veröffentlichung ihres letzten Albums 2009 und ihrem 10-Jahres-Jubiläumskonzert in Utzenstorf BE im Januar 2012 ist es um die Band ruhig geworden. Bevor die Webseite ganz von der Bildfläche verschwand, wurden auch Hinweise und Berichte über die vergangenen Veranstaltungen entfernt.
Geläuterte Neonazis?
Ende 2013 gründeten die Gebrüder Rohrbach gemeinsam mit einem weiteren Mitstreiter der PNOS, Roger Wagner, und dem bis dahin unbekannten Sascha Berger aus Lyss die Böhse Onkelz-Coverband «Von Glas zu Glaz». Nach einigen unbedeutenden Auftritten in lokalen Rockerbars, sorgte ihre Präsenz an der «5. Onkelznacht Schweiz» für Medienwirbel. Doch die Mitglieder geben sich – wie viele andere Naziskins vor Gericht auch – geläutert und behaupten, ihre rechtsextremen Aktivitäten gehörten ihrer «individuellen Vergangenheit» an, ihre Sicht der Dinge habe sich seit damals geändert. Bedenkt man die jahrelange starke Verankerung der Gebrüder Rohrbach als treibende Kräfte in der regionalen und nationalen Neonazi-Szene, scheint diese Aussage allerdings wenig glaubhaft. Trotzdem sitzt die Partnerin und Ehefrau von Cedric Rohrbach, Sabrina, welche selbst jahrelang in der rechtsextremen Szene verkehrte, mittlerweile in der Sozialkommission der Stadt Burgdorf und stellte sich im Jahr 2016 als Stadtratskandidatin für die lokale SVP-Sektion zur Verfügung.
«Gixu und die Eidgenossen»
Zumindest Lüthard macht nach wie vor keinen Hehl aus seiner braunen Gesinnung. Seit Jahren präsidiert er unbeirrt die rechtsextreme Partei National Orientierter Schweizer, kennt dabei keine Berührungsängste zu in- und ausländischen Neonazi-Organisationen und organisiert Veranstaltungen mit rechtsextremen Rednerinnen und Rednern aus ganz Europa. Auch musikalisch scheint er eine neue Heimat gefunden zu haben: So sollte am 14. Januar 2017 an einer PNOS-Veranstaltung die bisher unbekannte Formation «Gixu und die Eidgenossen» auftreten. Ziel der Veranstaltung war die finanzielle Unterstützung der PNOS-Infrastruktur. Interessantes Detail: 2017 könnte die Band Indiziert zugleich ihr 15-jähriges Bestehen feiern.