Das wollen wir (nie mehr) lesen

Aargauer Zeitung: Niederämter Dampf

Solche Sätze liest man selten, zumal auf einer professionell gestalteten Homepage mit ansprechenden Bildern, informativen Skizzen und Zahlenangaben: «Kommen Sie mit uns auf einen Spaziergang. Schauen Sie sich die alten Hallen an, überlegen Sie sich, was da alles möglich wäre.» Einzig die grobe Richtung, in die es mit der ehemaligen Kleiderfabrik Frey in Wangen weitergehen soll, ist vorgegeben. Man wünscht sich Raum zum Leben, zum Arbeiten, für Begegnung und Kultur. Wie das am Ende aussieht, soll jenen überlassen bleiben, die sich in den alten Mauern niederlassen, um ihnen neues Leben einzuhauchen. Freiraum eben, oder Freyraum, wie die Verantwortlichen es nennen. Ein Projekt, dem Erfolg zu wünschen ist, nicht dass dann doch noch einer daherkommt, der die Grenzen enger steckt, weil die grosse Freiheit zu wenig Geld einbringt.

Solche Sätze hingegen liest man viel zu oft: «Fast 40 Prozent der Bevölkerung hat sich für unsere Initiative ausgesprochen. Damit haben wir unser Wählerpotenzial weit übertroffen.» Mit diesen Worten tröstet sich die kantonale SVP darüber hinweg, dass das Stimmvolk in einer Steuerreduktion keinen Ausweg aus der finanziellen Misere sieht. Um zu diesem schönen Zahlenergebnis zu gelangen, hat man einmal mehr den altbekannten Trick angewendet: Wohnbevölkerung minus Kinder, Eingewanderte und Nichtstimmer = Bevölkerung. Dann nur noch schnell die Ja-Stimmen ein wenig aufgerundet und schon kann man mit 40 Prozent Unterstützung prahlen. Das ist dann gar nicht mehr so weit entfernt von 50 Prozent und somit steht der Verlierer schon fast wieder als Sieger da.

Solche Sätze sollte man nie lesen müssen: «Mit unseren weissen Masken symbolisieren wir, wie wir die Schweiz auch in Zukunft haben wollen. Von weissen Menschen mit eidgenössischen Wurzeln bevölkert.» Leider verkündete aber eine Gruppe von Rechtsextremen, die am Samstag durch Solothurn zog, genau diese Parole auf ihrem Flugblatt. Natürlich war die Demonstration nicht bewilligt, zum Einschreiten sah die Polizei dennoch keinen Grund, die Situation sei friedlich geblieben. Ob friedlich oder nicht, solche Demonstrationszüge haben weder in Solothurn noch anderswo etwas zu suchen. Die einzigen Maskierten, die wir sehen wollen, sind Fasnächtler. Auch wenn deren Guggenmusik für die Ohren von Nichtfasnächtlern nur schwer zu ertragen ist.