Szene-Schlägereien in Thun

Der Bund

Der Polizei sind «gehäufte Übergriffe» durch Rechtsextreme «teilweise bekannt»

SELVE · 23.30 Uhr, Freitagabend letzter Woche: Vor dem City Disc beim Selveareal kommt es zu einer Schlägerei zwischen Jugendlichen. «Zehn Neonazis in Bomberjacken stiegen plötzlich aus einem weissen Lieferwagen aus und schlugen eine Person aus der Skaterszene zusammen», schreiben drei Tage später Mitglieder der «Aktion für ein antirassistisches Thun» zum Vorfall in einem Mail an die «Bund»-Redaktion. Die Neonazis seien danach mit dem Lieferwagen davongefahren und die Polizei «erst 20 Minuten später» aufgetaucht. «In letzter Zeit», schreibt die Aktion weiter, «häufen sich solche Übergriffe in Thun».

Thuns Polizeichef Erwin Rohrbach sind die gehäuften Übergriffe durch Neonazis «teilweise bekannt». Auffallend sei allerdings, dass bei solchen Übergriffen von Zeugen häufig Kahlrasierte als Neonazis bezeichnet würden, «die zwar vielleicht einen Rechtsdrall haben, aber nicht rechtsextremistisch» und «eher der Hardcore-Szene denn den Neonazis» zuzuordnen seien. Im Weiteren hätten auch schon militante Linke in Thun einen Rechten überfallen und zusammengeschlagen.

Rohrbach bestätigt, dass sich am vergangenen Freitagabend «sechs Unbekannte mit zwei Schwarzen» geprügelt hätten. Er führt aus, dass ein junger Mann die Polizei informiert habe, weil er im Zusammenhang mit dem Vorfall Anzeige erstatten wollte. Auf Rückfrage, ob es eile mit der polizeilichen Hilfe, hätte der Mann verneint. «Hätten wir gehört, dass wir uns beeilen müssen, wären wir sofort da gewesen», so Rohrbach. Just Leute wie jene, welche hinter der Aktion für ein antirassistisches Thun steckten, würden sich nach solchen Vorfällen kaum bei der Polizei melden. «Sie fürchten Repressionen der rechten Szene.» Solange das Opfer nach einem solchen Vorfall jedoch nicht Strafanzeige erstatte, seien der Polizei die Hände gebunden, etwas gegen die Schläger zu unternehmen. Nach Rohrbachs Kenntnissen setzt sich die extremistische rechte Szene in Thun aus etwa 20 bis 30 Personen, die Gruppe der «militanten Antifaschisten» aus gleich viel Personen zusammen, die nicht nur aus Thun, sondern auch der Umgebung stammten. (gum)