Skinhead will in den Gemeinderat

Der Bund

Ittigen / 1995 war er am Überfall auf das Festival fürVölkerfreundschaft im luzernischen Hochdorf beteiligt, den 1.August «feierte» er dieses Jahr mit anderen Skinheads auf demRütli – nun kandidiert der Rechtsextreme Daniel von Allmen für denIttiger Gemeinderat.

Ivo Gehriger

Nicht sehr vielfältig präsentiert sich die Liste 8 der bevorstehendenGemeinderatswahlen in Ittigen. Mit Daniel von Allmen weist die Listeder neu gegründeten «Bürgernahen Aktion» nur einen Kandidaten auf.So klein das Angebot der Liste 8 auch ist, umso mehr stechen derenExponent und dessen Botschaften aus dem Kreis der anderenKandidaturen heraus.

«Unserem Land zuliebe» will der 23-jährige Bodenleger von Allmen abnächstem Jahr in Ittigens Exekutive mitmischen. Die «Einschränkungvon Einbürgerungen» und «mehr Finanzen für die Weiterbildung von -ausschliesslich Schweizer – Jugendlichen», so Daniel von Allmen,seien seine Hauptanliegen. Seine rechten Ideen kommen oft an denGemeindeversammlungen zum Ausdruck, wo von Allmen beiEinbürgerungsgesuchen meist alleine dagegen stimmt. Von Allmenbezeichnet sich selbst als rechtsextremen Skinhead und bestätigtdamit einen Artikel in der «Berner Zeitung» von gestern.

Doch nicht nur auf demokratischem Wege versucht der Kandidatseine Ansichten in die Tat umzusetzen: 1995 war von Allmen an demÜberfall auf das Festival für Völkerfreundschaft im luzernischenHochdorf beteiligt. Er wurde zu einer Haftstrafe auf Bewährungverurteilt. Immer wieder ist der 23-Jährige auch bei Fussballspielender Berner Young Boys anzutreffen, wo er laut der Reitschule-Zeitung«Megafon» des öfteren in Schlägereien verwickelt ist. Die«Wochenzeitung» bezeichnet von Allmen ausserdem als einen derbeiden angezeigten Schläger, die diesen Frühling in Münchenbuchseebrätelnde Jugendliche verprügelten.

Der Gewalt abgeschworen?
Als «Jugendsünden» bezeichnet von Allmen seine radikalenEskapaden. Er habe der Gewalt unterdessen abgeschworen, da ererkannt habe, dass auf diesem Weg «nichts zu erreichen ist» undman nur «die eigene Zukunft aufs Spiel setzt». Er verkehre zwar imMünchenbuchseer Rechtsradikalen-Treff, dem Pub «Red Rock», seiaber nie wegen eines Zwischenfalls angezeigt worden. DieKantonspolizei Bern konnte gestern dazu keine Stellung nehmen.

Auf die Frage, ob er Kontakt pflege zu dem Ittiger Simon Vogt, dermit dem Anschlag auf die Wohngemeinschaft Solter-Polter in Bern inZusammenhang gebracht wird, antwortete von Allmen lapidar: «Nocomment.» Mit dem ebenfalls in Ittigen wohnhaften Gründer derWiking-Jugend Schweiz, Roger Wüthrich, sitze er aber schon ab undzu an einem Tisch. Doch aktiv sei er vor allem in den eigenenBewegungen, der «Bürgernahen Aktion» und der «Aarischen FrontBern». Angesprochen auf die nahe liegenden nazistischenKonnotationen letzteren Namens entgegnet von Allmen, er habe sichnoch nie für Geschichte interessiert. Über das Thema Ausländer willer mit dem «Bund» ebenfalls nicht sprechen, zu sehr müsse er sonstwegen des Antirassismusartikels aufpassen.

Kandidatur ist legal
Stirnerunzeln hat die Liste 8 bei Gemeindepräsident Beat Giauqueausgelöst. Erste Abklärungen mit dem Regierungsstatthalter habenlaut Giauque ergeben, dass eine Kandidatur gültig ist, solange derName der Liste und die Symbole der kandidierenden Gruppierung nichtgegen den Antirassismusartikel verstossen.

Regierungsstatthalter Andreas Hubacher bestätigt seinerseits, dassauch Straffällige kandidieren können. «Es gibt wenige Mittel,jemandem Amtsunfähigkeit zu bescheiden», sagt Hubacher. DieAmtsunfähigkeit könnte nur per Richterspruch temporär verhängtwerden. Weitere Hürden auf dem Weg zum öffentlichen Amt gebe eslaut Strafgesetzbuch nicht.

Zum Stolperstein werden für von Allmen wohl aber dieStimmbürgerinnen und Stimmbürger. Beat Giauque zumindest hofft,dass diese wie er selbst die Liste 8 ausser Acht lassen.