«Scheissn***r»: Berner Polizei ermittelt wegen Rassismus-Video

Berner Zeitung. Ein Mann filmte sich selbst, wie er einen Kenianer an einer Waschanlage beschimpft. Das Video ging viral – nun hat die Polizei die Ermittlungen aufgenommen.

Ein Video, auf dem ein Berner einen Kenianer beleidigt und beschimpft, hat eine Ermittlung der Polizei ausgelöst. «Wir haben Kenntnis von diesem Video und es wurden Abklärungen aufgenommen», sagt Christoph Gnägi, Sprecher der Kantonspolizei Bern zu 20 Minuten. «Die Ermittlungen sind noch im Gang.» Auch das Opfer will Anzeige erstatten.

Die Untersuchungen ausgelöst hat ein rassistisches Video, das der Berner T. S.* in den sozialen Medien verbreitete und damit für Aufruhr sorgte. Darauf ist zu sehen, wie er den Kenianer T. N.*, der gerade seinen Offroader an der Agrola-Waschanlage in Zollbrück BE reinigt, beleidigt.

«Schau an, dieser Scheissn***r, da singt er ein bisschen, der Löl», kommentiert der Macher des Videos in Berner Dialekt. Der Filmer fragt, ob er denn auch bezahlt habe, oder ob er es mache wie in Afrika. «Das ist Afrika, hä. Du Cheib hast es schon schön», ruft er dem Mann zu (siehe Screenshots oben). Entstanden ist das Video letzte Woche.

«Ich wollte nicht, dass die Situation eskaliert»

Das Opfer blieb während des Vorfalls ruhig. «Ich habe die Person noch nie zuvor gesehen. Als er auf mich zukam und mich so beleidigte, war ich gestresst, ich wollte einfach nur mein Auto waschen,» erklärt T. N. im Gespräch mit 20 Minuten. «Ich wollte nicht, dass die Situation eskaliert.»

Dass die Szene gefilmt wurde, habe er nicht bemerkt. «Mein 13-jähriger Sohn hat mir das Video am Samstag geschickt. Ich kenne mich mit Technik und Social Media nicht sehr gut aus.»

«Der Mann hat mich auf übelste Weise beleidigt und damit sehr verletzt.» Rassistische Anfeindungen erleben er und seine Familie leider regelmässig. «Mein Sohn wurde beispielsweise in Trubschachen in der Schule als «Papierlischwiizer» oder «N***kuss» beschimpft.» Dass ein Angriff gefilmt und das Video ins Netz gestellt wird, sei jedoch neu.

«Es tut mir nicht leid»

20 Minuten hat den Urheber des Videos, T. S.*, in seiner Garage in der Region besucht. Dass er den Kenianer N. beschimpft hat, tue ihm nicht leid. Auch bereut er nicht, dass er N. unterstellt hat, er habe fürs Autowaschen nicht bezahlt, was in Afrika halt üblich sei. «Das wäre ja ein Schuldeingeständnis.»

Er habe sich einfach darüber aufgeregt, dass N. das Auto nur mit der Bürste geputzt habe, ohne Wasser zu benutzen. Jeder, der danach sein Auto mit der Bürste putzen wolle, habe wegen der Sandpartikel ein verkratztes Fahrzeug.

Ausfallend geworden sei er nicht mit Absicht, sagt S. «Löl sagt man im Berndeutschen noch oft, das ist nicht böse gemeint. Das N-Wort habe ich erst fallen lassen, als der Mann schon ausser Hörweite war.»

Video nicht ins Netz gestellt

Weitergeschickt habe er das Video aber nicht, behauptet S. Er nutze Social Media nicht. Eine Behauptung, die selbst einer kurzen Recherche nicht standhält. Auf seinem Facebook-Profil postet er regelmässig Bilder von sich oder von Autos, die er verkaufen möchte.

Dass er mit seinen Beleidigungen die Rassismus-Strafnorm verletzen könnte, sei ihm nicht bewusst gewesen. Er habe nur ein Video für sich machen wollen. «Das darf man wohl noch.»

*Namen der Redaktion bekannt.

Übernommen von 20 Minuten, bearbeitet von der Redaktion Tamedia.