Eine traurige Premiere: Mit der Royal Aces Tattoo-Bar öffnete Mitte Mai 2010 in Burgdorf der erste öffentliche Treffpunkt für Neonazis in der Schweiz. Inhaberin der Bar an der Rütschelengasse 29 war laut dem Schweizerischen Handelsamtsblatt Sophie Güntensperger, die damalige Freundin des Burgdorfer Naziskins Reto Siegenthaler. Der Name «Royal Aces» nahm Bezug auf den Song «Royal Aces sterben nie» der Rechtsrock-Band Barking Dogs.
Verräterische Facebook-Fanseite
Auf der Website der Bar gaben sich die Verantwortlichen bedeckt. Die Facebook-Fanseite liess hingegen keine Zweifel offen, wer das Lokal frequentierte. Unter den knapp 300 befreundeten Profilen fand sich das «Who is Who» der Neonaziszene. Einige Namen: Neben dem langjährigen Hammerskin Adrian Segessenmann, Cédric Rohrbach, Schlagzeuger bei Indiziert, oder Michael Herrmann, zu der Zeit Präsident der PNOS-Sektion Basel, zählte auch das damalige PNOS-Führungsduo Dominic Lüthard und Denise Friederich zum Freundeskreis der Bar.
Der Bar war ein Tattoo-Studio angeschlossen. Auch dessen Betreiber – der deutsche Rechtsextremist Christian Riegel – war kein unbeschriebenes Blatt, wie ein Blick in seine Facebook-Fotoalben verriet: Mal präsentierte er sich als Waffennarr, mal posierte er mit einem Kameraden vor einer Hakenkreuzfahne oder stellte sein frisch gestochenes Hakenkreuz-Tattoo zur Schau. Auf einem Bild prangte das Logo der Crew 38, des internen Unterstützungsnetzwerks der Hammerskin-Nation.
Erfolgreiche Gegenkampagne
Nur zwei Monate nach der Bar-Eröffnung war der Spuk bereits wieder vorbei: Nach einer hartnäckigen und intensiven antifaschistischen Kampagne, die sich auch gegen die Vermieterin der Bar, die Immobilien-Treuhand Jürg Jost & Co. aus Burgdorf, richtete, und zwei direkten Aktionen schlossen die Behörden das Lokal aus Sicherheitsgründen. Am 19. Oktober 2011 wurde gegen die Betreiberin ein Konkursverfahren eröffnet.