Rechtsextreme sammeln für militante griechische Partei

Neue Luzerner Zeitung: Zentralschweiz · Ein Rockkonzert im Neonazi-Umfeld zu Gunsten von Griechenland: eine gefährliche Entwicklung? Ein Experte winkt ab.

Die Neonazi-Partei Goldene Morgenröte ist in ihrer Heimat in Griechenland in Bedrängnis. Inzwischen sind verschiedene Exponenten verurteilt, oder es laufen weitere Untersuchungen gegen deren Parlamentsabgeordnete.

Zwischen der ausländerfeindlichen und nationalistischen Goldenen Morgenröte und Schweizer Rechtsextremisten gibt es Verbindungen. Aus dem Grossraum Luzern gebe es «intensive Kontakte» nach Griechenland, wie die «Sonntagszeitung» in ihrer aktuellen Ausgabe schreibt. So sollen Aktivisten der seit Jahren bestehenden Kameradschaft Morgenstern am 18. Januar in der Zentralschweiz ein Solidaritätskonzert veranstaltet haben. Dabei sollen «mehrere tausend Franken» zusammengekommen sein, das Geld sei persönlich nach Athen gebracht worden. Weiter seien von den Innerschweizer Aktivisten auch Hilfsgüter für die von der Finanzkrise geplagte griechische Bevölkerung gesammelt und von der Morgenröte-Partei auf Rhodos verteilt worden. «Wir sind sehr dankbar für die tatkräftige Hilfe aus der Schweiz», zitiert die «Sonntagszeitung» einen Parteisprecher.

1900 Franken Erlös

Auf einschlägigen Websites sind diverse Einträge zu diesen Aktionen zu finden, wie eine kurze Internetrecherche zeigt. Rund 1600 Euro oder umgerechnet etwas mehr als 1900 Franken sind zusammengekommen. Beim Konzert sind etwa T-Shirts mit dem hakenkreuzähnlichen Logo der Goldenen Morgenröte und einem deutschen Aufdruck verkauft worden. Dieses «Support Shirt Golden Dawn» ist nach wie vor in einem Onlineversand der rechten Szene aufgeschaltet.

Weder Luzerner Polizei noch Nachrichtendienst des Bundes wollten gegenüber der «Sonntagszeitung» Stellung nehmen.

«Ohne Relevanz»

Wie ist diese Solidaritätsaktion in der rechtsextremen Szene zu werten? Das sei keine besonders Aufsehen erregende Sache, wie Samuel Althof, Leiter der Fachstelle für Extremismus- und Gewaltprävention (Internet fexx.ch), gestern auf Anfrage sagte: «Dass diese Geldsammelaktion nun an die Öffentlichkeit dringt, ist ein gutes Stück weit auch Zufall und ohne grosse Relevanz. Am Gefahrenpotenzial ändert sich deswegen nichts Wesentliches, Alarmschlagen wäre meiner Ansicht nach kontraproduktiv.» Kommt hinzu: Der gesammelte Betrag von 1600 Euro scheint Althof nicht gerade bedeutend, «man könnte auch sagen: Eine erfolgreiche Sammelaktion sieht anders aus».

Nichtsdestotrotz müsse man in der Schweiz bei den extremistischen Szenen weiterhin genau hinschauen und Mittel zur Verfügung stellen, um ausstiegsbereite Leute herausholen zu können. Gemäss dem Basler Samuel Althof ist die extremistische Szene grundsätzlich sehr mobil, allerdings auf die Schweiz bezogen. «Nur der kleinste Teil ist international auf Reisen.» Der Extremismus-Experte legt Wert auf die Feststellung, «dass etwa Linksextreme genauso nach Griechenland fahren und ihre Kontakte dort haben».

Rekrutierungsbasis schwindet

In der Zentralschweiz ist es in Sachen Rechtsextremismus in der jüngeren Vergangenheit zu keinen grösseren Auffälligkeiten gekommen. Wie der Luzerner Kantonsrat (Grüne) und Rechtsextremismus-Experte Hans Stutz gegenüber unserer Zeitung im Sommer 2013 ausführte, erreichen neonazistische Vorstellungen nach wie vor die Öffentlichkeit. Aber die Rekrutierungsbasis schwinde: «Mehrere Kameradschaften im Pnos-Umfeld (die rechtsextreme Partei national orientierter Schweizer; d. Red.) sind kaum noch aktiv. Auch die Subkultur der Nazi-Skinheads hat in den vergangenen Jahren an Zulauf eingebüsst.»

jerome.martinu@luzernerzeitung.ch