Nationale Mädels machen mobil

BaslerZeitung

Pnos-Frau Denise Friederich initiiert den Kampfbund Nationaler Aktivistinnen

Ruedi Studer, Burgdorf

«Kampfbund Nationaler Aktivistinnen» nennt sich eine neue Frauenorganisation im Umfeld der rechtsextremen Szene martialisch. Doch die Gruppe will ihre Ziele friedlich anstreben. «Die nationalen Frauen müssen sich gegen den Radikalfeminismus wehren», sagt Mitbegründerin Denise Friederich.

«Der KNA ist ein eigenständiger Kampfbund, ein Sammelbecken nationaler Frauen jeden Alters mit politisch orientiertem Hintergrund», lautet der erste Grundsatz des Kampfbunds Nationaler Aktivistinnen (KNA). Am 21. Juli 2007 findet irgendwo «im Raum Mittelland» die offizielle Gründungsfeier statt, heisst es auf der KNA-Homepage. «Den KNA rechnen wir zum Umfeld der rechtsextremen Szene», sagt Guido Balmer, Pressesprecher des Bundesamts für Polizei (Fedpol).

Der Kampfbund ist mit der als rechtsextrem eingestuften Partei national orientierter Schweizer (Pnos) verlinkt: Als Aushängeschild des KNA fungiert die 21-jährige Denise Friederich, welche seit dreieinhalb Jahren als einzige Frau im Pnos-Bundesvorstand sitzt. Unlängst legte sie in der Parteipostille «Zeitgeist» ihr Konzept der «nationalen Frau» dar, welches auch auf der KNA-Homepage zu finden ist.

«nationale opposition». Im solothurnischen Bellach aufgewachsen, wohnt Friederich heute im bernischen Burgdorf, wo sie als Köchin arbeitet. Nach einigem Zögern ? ihre Skepsis gegenüber den Medien ist spürbar ? erklärt sie sich zu einem Treffen bereit. «Das nationale Gedankengut hat uns im KNA zusammengeführt. Wir sehen uns als weibliche nationale Opposition», erklärt sie in einer Beiz in Burgdorf. «National» ist Friederichs Wortwahl, wenn sie ihre Politik beschreibt; als «Rechtsextreme» oder «Neonazi» will sich die Frau, die als Teenager einer Skinhead-Clique angehörte, nicht bezeichnet sehen.

Politisiert worden sei sie durch die Ausländergewalt, sagt Friederich. «Ich bin in einem Quartier mit vielen Ausländern aufgewachsen, da wurden mir die Missstände und die fehlgeschlagene Inte- gration vor Augen geführt.» Das «Ausländerproblem» ist eines ihrer grossen Themen: «Wir müssen den Ausländeranteil senken und eine klare Rückführungspolitik betreiben.» Eine «erzwungene Integration» sei unnötig. «Vielmehr sollen sich die Ausländer ihre Kultur bewahren, damit sie sich später wieder in ihrem Land integrieren können», findet Friederich. Für sie sind Ausländer vorübergehende Gäste in der Schweiz.

grossfamilie. Was die Schweiz betrifft, spricht sie gern von «Vaterlandsstolz» und «Volksgemeinschaft». In diesem Zusammenhang hat sie die Familienpolitik als neues Steckenpferd entdeckt. «Schweizer Familien werden finanziell zu wenig unterstützt ? viele leben unter dem Existenzminimum», erklärt sie. Friederich kennt die Problematik aus eigener Erfahrung: Ihre Mutter zog die beiden Kinder alleine gross, verdiente ihr knappes Geld als Putzfrau und Verkäuferin.

In der heutigen Gesellschaft hätten Hausfrauen und Nur-Mütter einen zu tiefen Stellenwert, sagt die junge Frau. Materieller Luxus werde höher geschätzt als eine Familie zu gründen. «Da ist es auch nicht erstaunlich, dass die Geburtenrate sinkt.» Friederich sieht die Familie als «Keimzelle des Volkes» und wünscht sich ein «Volk bestehend aus Grossfamilien».

Volksbewusstsein. Selber möchte Friederich einmal drei, vier Kinder haben. Diese müssten im Kreis der Familie erzogen werden: «Das kann auch heissen, dass Vater und Mutter je zur Hälfte arbeiten und die Kinder erziehen.» Fremdbetreuung via Kinderhort oder Tagesstätte lehnt sie vehement ab. Anstand, Respekt, Ehrlichkeit und Opferbereitschaft will sie ihre Kinder dereinst lehren, aber auch eine gesunde Ernährung sowie einen gesunden Umgang mit den Mitmenschen sowie der Natur. Und: «Sie sollen ihr Land schätzen und sich ihrer Volkszugehörigkeit bewusst sein.»

Es brauche nationale Frauen, die zu ihren weiblichen Werten stünden, so Friederich. «Wir müssen uns dem Radikalfeminismus entgegensetzen und der Gleichmacherei der Geschlechter Einhalt gebieten.» Der Kampfbund Nationaler Aktivistinnen setzt sich denn auch die Emanzipation und Partizipierung der nationalen Frauen zum Ziel.

Keine «Lismi-Gruppe». Wie viele Frauen dem Kampfbund angehören, will Friederich nicht offenlegen. Die meisten von ihnen seien aber um die 20 Jahre alt. Trotz des martialischen Namens setze der KNA auf gewaltlose Aktionen, versichert Friederich. Am letzten 1. Mai beispielsweise nahmen die «Kameradinnen» des KNA am traditionellen Umzug in Aarau teil und verteilten Flugblätter. Auch Buchzirkel stehen auf dem Programm. Aktuell wird das umstrittene Buch «Das Eva-Prinzip» von Eva Herman zur Lektüre empfohlen.

Zudem bestehen Kontakte zu Schwesterorganisationen im Ausland, etwa dem deutschen Ring Nationaler Frauen. «Wir sind keine ?Lismi-Gruppe?», sagt Friederich. «Es ist an den Frauen, den Weg für eine eidgenössisch-sozialistische Frauenorganisation zu ebnen und die Botschaft der Partei ins Volk zu tragen.»

Kampfbund

antidemokratisch. Mit der Namenswahl «Kampfbund» stellt sich der Kampfbund Nationaler Aktivistinnen (KNA) in die Tradition antidemokratischer Bewegungen. In der Schweiz war es der mit den deutschen Nationalsozialisten sympathisierende Kampfbund Neue und Nationale Front (1933?1940), der zur frontistischen Bewegung gehörte. In Deutschland schlossen sich 1923 bayrische Kampfverbände zum Deutschen Kampfbund zusammen ? politischer Leiter war Adolf Hitler. Der 1928 gegründete NSDAP-nahe Kampfbund für deutsche Kultur engagierte sich gegen eine «Verbastardisierung und Vernegerung unseres Daseins». Eine jüngere Bewegung ist der 1999 gegründete Kampfbund Deutscher Sozialisten, zu welchem die Pnos Kontakte unterhält.

Auch auf linker Seite gab es Bewegungen unter dem Namen Kampfbund. So der 1895 in Russland von Lenin gegründete Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse, aus dem später die KPdSU hervorging. Oder in Deutschland der von der SPD abgesplitterte Internationale Sozialistische Kampfbund (1925?1945). rus

Frauenanteil in rechtsextremen Organisationen ist klein

Radikale SZENE. An der Rütli-Feier 2005, bei welcher Bundesrat Samuel Schmid von Rechtsextremen ausgebuht und ausge- pfiffen wurde, fiel der grosse Frauenanteil unter den Rechtsextremen auf ? auf gut 30 Prozent wurde er geschätzt. Ein Indiz, dass die rechtsextreme Szene für Frauen attraktiver geworden ist? «Nein», sagt Fedpol-Pressesprecher Guido Balmer gegenüber der baz. «Die Rütli-Feier 2005 ist nicht repräsentativ für die rechtsextreme Szene.» 1200 Personen rechnet das Fedpol dieser zu, der Frauenanteil betrage 100 bis 200 Personen. «Veranstaltungen wie Konzerte oder die Rütli-Feier ziehen zwar mehr Frauen an als andere Aktivitäten, doch in fest strukturierten Organisationen ist der Frauenanteil verschwindend klein», erklärt Balmer. In gewalttätige Auseinandersetzungen seien nur äusserst selten Frauen involviert.

«Es gab in der Schweiz immer wieder Versuche, rechtsextreme Frauenorganisationen zu etablieren, welche frauenspezifische Themen in den Vordergrund rückten», meint Balmer mit Blick auf den Kampfbund Nationaler Aktivistinnen. «Bisher sind diese Versuche aber immer im Sand verlaufen.» Und er verweist auf einen andern Aspekt: «Die Freundin ist für manchen Rechtsextremen der Grund, aus der Szene auszusteigen.»