Hat sich Uri diese Feier gewünscht?

NeueLuzernerZeitung

Sicherheitsdirektor Josef Dittli ist mit der Rütlifeier zufrieden. «Darauf kann man aufbauen», sagt er.

War das die Rütlifeier, die sich Uri immer gewünscht hat?

Josef Dittli: Ja, es war eine würdige Feier. Schade, dass sie wegen des Wolkenbruchs abgebrochen werden musste. Es war sehr friedlich, und es herrschte eine gute Stimmung. Genau so wünscht sich Uri die 1.-August-Feier. Darauf kann man aufbauen. Es gab keine Sicherheitsprobleme.

Trotzdem musste die Polizei 17 Rechtsextreme wegweisen.

Dittli: Die Polizei konnte die Leute bereits in Seelisberg aufgreifen. Sie wollten zu Fuss aufs Rütli. Das Wegweisen führte aber zu keinen Problemen.

War es für die Urner nicht zu mühsam, aufs Rütli zu gelangen?

Dittli: Trotz dem langen Anfahrtsweg waren zwischen 70 und 80 Urner auf dem Rütli. Wünschenswert wäre, wenn man das nächste Mal wieder von Brunnen aufs Rütli gelangen könnte.

Kommentar

Täuschende Rütli-Ruhe

Ein überschaubarer Aufmarsch von rund 500 Besuchern, der Urner Sicherheitsdirektor als Festredner, Bratwurstatmosphäre, ein Chor singt «’s Träumli». Die diesjährige Rütlifeier war endlich einmal friedlich und einer Geburtstagsfeier unseres Landes würdig ­ trotz Gewitterregen. Und mit den eingeladenen Diplomaten aus aller Welt hielt ein sympathischer Hauch Internationalität Einzug auf dem Rütli.

Wir erinnern uns: Bundesrätin Micheline Calmy-Reys Auftritt brachte 2007 ein enormes Sicherheitsaufgebot mit sich, es kam zu über 200 Wegweisungen. Und der Kanton Schwyz hatte sich kategorisch geweigert, Fahrten aufs Rütli via Brunnen zuzulassen. Zu präsent waren die unschönen Bilder aus dem Jahr 2006, als Brunnen in eine Festung verwandelt worden war. 2005 hatten 700 Rechtsextreme Bundesrat Samuel Schmid übel niedergeschrien.

Der Preis, den die Schweiz für die diesjährige Rütli-Ruhe zu bezahlen hatte, ist ziemlich hoch: Kein Bundesrat durfte ans Mikrofon, Zentralschweizer Polizisten sicherten Wiese und Zubringerorte, Gruppen aus der rechten Szene wurde der Zugang verweigert, es brauchte wiederum Tickets, um überhaupt auf die Wiese zu gelangen. Und die extremen Gruppen, von links und rechts, wollen nicht einfach aufgeben und haben für morgen Aufmärsche angekündigt.

Das alles zeigt: Die diesjährige

Ruhe auf dem Rütli täuscht. Der Konflikt um die Bedeutung der mythologisierten Gründerwiese ist noch nicht gelöst. Auf dem Rütli muss grundsätzlich jeder reden dürfen, selbst ein Bundesrat. Der Preis dafür ­ so tragisch das für ein demokratisches Land klingen mag ­ ist ein grosses, kostspieliges Sicherheitsaufgebot, dies zumindest in den nächsten Jahren. Es braucht aber endlich auch ein Bekenntnis unserer Landesregierung zur unbestrittenen Symbolhaftigkeit dieser Wiese. Ein Bekenntnis ideeller und finanzieller Art.