Es ist Zeit zu handeln

Tagi

1. April 2001KOMMENTARVon Daniel GermannDDie üblen Ausschreitungen im Anschluss an das letzte Eishockey-Playoff-Spiel zwischen dem HC Luganound den ZSC Lions vor laufenden Fernsehkameras haben schonungslos vor Augen geführt: Der SchweizerSport hat ein Problem mit der Gewalt.Die Fälle häufen sich: In Basel prügelten sich ebenfalls am Samstagabend Fussballanhänger mit der Polizei.Vor zwei Wochen explodierte bei einem Fussballspiel in Sitten ein Knallkörper unmittelbar neben dem GenferTorhüter Eric Pédat. Und vor dem Zürcher Hallenstadion gehörten bei den ersten beidenEishockey-Finalspielen Polizeigrenadiere und Wasserwerfer genauso zur Szenerie wie Fahnen und bunteBallons.Solche Auseinandersetzungen mit Chaoten sind nicht neu. Neu für unser Land ist allerdings, dass sie vorlaufenden Kameras ausgetragen werden. Bilder, wie sie am Samstagabend aus Lugano zu sehen waren,kannte man bisher vornehmlich aus dem Ausland. Vor 16 Jahren hat die Tragödie im BrüsselerHeysel-Stadion 39 Todesopfer gefordert und das Hooligan-Problem in das Bewusstsein der Öffentlichkeitgetragen.So banal es klingen mag: Die Ausschreitungen sind nicht ausschliesslich ein Problem des Sports, sondernder Gesellschaft. Die Chaoten wüten aus Freude an der Zerstörung und wählen sich für ihre Gewaltaktejene Plattform aus, die ihnen die grösste Publizität verspricht: Das kann der 1. Mai oder dasWeltwirtschaftsforum in Davos sein; immer häufiger sind es aber auch in der Schweiz Sportanlässe.Wenn Funktionäre wie jüngst in Lugano die Aggressionen als Taten einer kleiner Minderheit abtun, erweisensie dem Sport keinen Dienst. Sie haben mit ihrer Feststellung zwar Recht, gelöst wird damit aber keinProblem. In England oder Italien, wo die Hooligan-Szene eine längere Geschichte hat als in der Schweiz,werden die Stadien längst mit modernster Technik überwacht. Die Täter werden registriert, von den Stadienausgeschlossen und müssen sich während Sportanlässen bei der Polizei melden. Es wird Zeit, dass dieFunktionäre aufhören, das Problem zu beschönigen. Sonst droht auch der Schweiz eine Tragödie.