Bald-Gemeinderat Reto Fischer erklärt, wieso er an der Gegendemonstration zum Corona-Fackelzug teilnahm

Tagblatt.

Der parteilose Politiker sieht kein Problem darin, sich in einer der Antifa-Parolen rufenden Gruppen zu exponieren, um der unbewilligten Corona-Demo entgegen zu treten. Dass Polizisten beschimpft wurden, verurteilt aber auch er.

Der künftige Zufiker Vizeammann Boris Sommer (SVP) ist am Mittwochabend bei der Corona-Demonstration (Fackelmarsch der Freiheits-Trychler) in Bremgarten mitgelaufen. Das erklärt er gegenüber der AZ so: «Ich war aus zwei Gründen da. Einerseits hat mir die Atmosphäre sehr gut gefallen mit den Fackeln und den ganz unterschiedlichen Leuten. Andererseits finde ich aber auch, dass man den Diskurs anregen sollte, gerade beim Thema Corona.»

Einen Tag später nahm in Aarau wieder ein Politiker an einer unbewilligten Demonstration teil: der Buchser Einwohnerrat und designierte Gemeinderat Reto Fischer. Und zwar nicht auf der Seite der fackeltragenden Corona-Massnahmengegnern, sondern bei der (deutlich kleineren) Gegendemonstration. Fischer stand im Pulk einer Antifa-Parolen («Alerta! Alerta! Antifascista!») rufenden – und teilweise die Polizei beschimpfenden – Gruppe von Männern. Diese Gruppe hatte sich, so sah es zumindest aus, vorgenommen, die Coronademonstranten am Betreten der Altstadt zu hindern. Reto Fischer trug, wie die meisten anderen Mitglieder, schwarze Kleider, Kopfbedeckung und Maske.

Wie in Zufikon stellt sich auch hier die Frage: Darf das ein gewähltes Exekutivmitglied? Reto Fischer sagt auf Anfrage: «Was Corona und Impfen angeht, leben wir in einer Demokratie und jeder soll dazu seine Meinung haben. Punkt. Wenn es jedoch um Themen wie Rassismus, Verharmlosung des Holocaust oder Angriffe auf eben diese unsere Demokratie geht, dann finde ich darf man hingehen und sagen: Stopp, es reicht! Und dafür bin ich auch bereit, mich auf die Seite der Gesellschaft zu stellen, die solche Auswüchse nicht toleriert. Also zu den Leuten, denen ein Davidstern mit ‹Ungeimpft›-Parole oder eine rechtsextreme Security-Gruppe schlicht und einfach Sorge bereiten.» Gegenüber der AZ betonte jene Security-Gruppe, der Swiss Mens Club of Freedom «WG», sie sei nicht rechtsextrem.

Fischer fragt, ob man den Protest gegen die Coronademo in Aarau gleich in eine politische Schublade stecken soll. «Antifa? Schwarzer Block? Linksextremismus? Nein, denn am Donnerstagabend haben sich Männer und Frauen jeden Alters und aus verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Schichten zusammengetan um primär ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Das hält unsere Demokratie aus, genau so wie sie das mit unbewilligten Fackelzügen ja auch macht.» Und er fügt an: «Natürlich sind verbale Angriffe gegen die Polizei, die es während der Gegendemo leider auch gab, nicht tolerierbar!»