Wer stoppt endlich diese Schläger?

Blick

Die Liste ihrer Schandtaten wird immer länger

Von Martin Reichlin

ZÜRICH. Pöbelaufmärsche, Brandstiftungen, Massenschlägereien, Sachbeschädigungen – die Liste rechtsextremer Übergriffe in unserem Land wächst ständig. Letzter Vorfall ist die illegale Versammlung von rund 300 Neonazis am Samstag in Gamsen VS. Die Rechtsextremen trafen sich dort zu einem Gedenkkonzert für ihre verstorbene Oberglatze Ian Stuart, Gründer der gewalttätigen «Blood and Honour»-Skins. «Die Behörden reden leider oft von Einzelfällen», sagt Heinz Keiser vom Verein «Weltbürger der Schweiz». «Auf unserer Hotline werden jedoch fast täglich Neonazi-Vorfälle gemeldet.» Gesammelt und jedes Jahr publiziert werden rechtsextreme Ereignisse vom «Dienst für Analyse und Prävention» des Bundesamts für Polizei. Eine laufend aktualisierte Liste unterhält zudem die Stiftung gegen Gewalt und Rassismus.

    2004

    Januar

  • Kanton ZH: 3 Skinheads greifen einen Lehrling an. Verätzungen und Prellungen.
  • GR: Auseinandersetzung zwischen Rechts- und Linksextremen.
  • BE: Skinhead-Konzert mit 4 Bands. Ca. 350 Teilnehmende.
  • Februar

  • BE: Auseinandersetzung zwischen Rechts- und Linksextremen.
  • SO: Flugblätteraktion.
  • FR: Flugblätteraktion.
  • TG: Auseinandersetzung zwischen Rechts- und Linksextremen.
  • FL: Schlägerei von ca. 20 Skinheads mit Ausländern.
  • LU: Schlägerei zwischen Fussballfans und Rechtsextremen.
  • OW: Schlägerei zwischen Rechtsextremen und Ausländern anlässlich Fasnacht.
  • SO: Flugblatt mit rassistischem Inhalt.
  • März

  • BE: Protestaktion von Rechtsextremen anlässlich Pro-Israel-Tagung.
  • BE: Streit zwischen Punks und Rechtsextremen. Ca. 20 Personen.
  • April

  • TG: Skinhead-Party.
  • SH: Auseinandersetzungen zwischen Skinheads und einem Ausländer.
  • ZH: Tätlichkeiten eines Rechtsradikalen und Hooligans gegen einen Ausländer.
  • LU: Jubiläumsparty. Ca. 70 Teilnehmende
  • LU: Gedenkmarsch Schlacht bei Sempach. 50 Teilnehmende.
  • LU: Skinhead-Konzert. Ca. 200 Personen.
  • BL: Überfall auf Laden.
  • Mai

  • BE: Demonstration. 200 Teilnehmende.
  • ZG: Auseinandersetzung zwischen drei Skinheads und einem Schweizer.
  • LU: Treffen mit 80 bis 100 Teilnehmenden.
  • SO: Parteitag mit ca. 70 Teilnehmenden.
  • TG: Skinhead-Konzert mit ca. 200 Teilnehmenden.
  • BL: Verhinderte Schlägerei zwischen Rechtsextremen und Ausländern.
  • ZH: Angriff auf Gäste eines Restaurants durch 3 Rechtsextreme.
  • ZH: Körperverletzung verursacht durch Skinhead.
  • Juni

  • VD: Gedenkmarsch. 80 Personen.
  • BE: Schlägerei zwischen Rechts- und Linksextremen.
  • SZ: Überfall auf Bar. Rechts- extreme beteiligt.
  • ZH: Raufhandel, Gewalt und Drohung durch Rechtsextreme.
  • SG: Rechtsextreme verletzen einen Punk.
  • VD: Mehrere Skinheads greifen an einem Dorffest Jugendliche an.
  • BE: Sonnenwendefeier mit ca. 60 Teilnehmern.
  • LU: Skinhead-Openair-Konzert. Ca. 200 Teilnehmende.
  • LU: Teilnahme an offizieller Schlachtfeier mit ca. 50 Personen.
  • Juli

  • BE: Gedenkfeier für verstorbenen Kameraden auf Friedhof.
  • BE: Trauermarsch. Ca. 20 Skinheads.
  • SO: Parolen durch 3 Rechtsextreme.
  • LU: Schlachtfeier mit ca. 80 Personen.
  • SO: Flugblätteraktion.
  • BE: Sachbeschädigung und Rassendiskriminierung in Imbisslokal.
  • BE: Skinhead-Konzert mit ca. 80 Personen.
  • BE: Treffen an Fête de la Braderie 2004.
  • LU: Skinhead-Konzert. Ca. 150 bis 200 Personen.
  • August

  • UR: Nationalfeier Rütli. 550 Rechtsextreme.
  • SZ: Demonstration.
  • SH: Auseinandersetzungen anlässlich Turner-Chilbi. Skinheads beteiligt.
  • NE: Fünf Jugendliche verwüsten teilweise eine Asylunterkunft, Brandanschlag.
  • NE: Fünf Jugendliche brechen in eine Asylunterkunft ein und hinterlegen Drohschreiben.
  • BL: Teilnahme von Rechtsextremen an Dorffest.
  • BS: Gedenkfeier St. Jakob. 18 Teilnehmende.
  • LU: Skinhead-Veranstaltung mit ca. 200 bis 250 Teilnehmenden.
  • ZH: Schlägereien zwischen Skinheads und Ausländern anlässlich Chilbi.
  • BL: Flugblätteraktion.
  • September

  • ZH: Massenschlägerei zwischen Ausländern und Skinheads bei Stadtfest.
  • AG: Auseinandersetzung zwischen vier Skinheads und einer anderen Gruppierung.
  • SG: Spaziergang anlässlich Abstimmung betreffend Einbürgerungen. 35 Beteiligte.
  • Ganze CH: Plakataktion.
  • LU: Verbale Auseinandersetzung zwischen Ausländern und Rechtsextremen.
  • Oktober

  • BE: Sachbeschädigung an Fahrzeug.
  • ZH: Skinhead-Veranstaltung mit ca. 150 Teilnehmenden.
  • SG: Auseinandersetzung zwischen Rechts- und Linksextremen.
  • Ganze CH: Plakataktion.
  • LU: Anschlag durch Rechtsextreme auf Restaurant.
  • SH: Rechtsextreme nehmen an linker Veranstaltung teil.
  • VS: Skinhead-Konzert.
  • GE: Vier Neonazis schlagen Ausländer zusammen.
  • BS: Sachbeschädigung an Taxi und Polizeifahrzeug durch 3 Skinheads.
  • VS: Treffen. Ca. 30 Personen.
  • SH: Rechtsextreme stören eine Veranstaltung.
  • LU: Rechtsextremer Angriff auf Antifa-Demonstration.
  • November

  • SO: Skinhead-Konzert. Ca. 40 Teilnehmer.
  • NE: Verwüstung eines Treffpunkts von Ausländern.
  • SH: Ausschreitungen nach Fussballspiel, darunter drei Skinheads.
  • TG: Skinhead-Konzert mit über 200 Teilnehmenden.
  • SH: Skinheads belästigen Passanten.
  • Dezember

  • ZH: Angriff und Körperverletzung durch Rechtsradikale.
  • SH: Drei Skinheads greifen eine Frau an.
  • SH: Geburtstagsfeier in der Skinheadszene mit ca. 30 Teilnehmenden.
  • SH: Auseinandersetzung zwischen Skinheads und Ausländern.
  • SH: Zwei Skinheads greifen jungen Mann an.
  • SO: Skinhead-Konzert: vier Bands. Ca. 200 Besucher.
  • BE: CD-Taufe mit 80 bis 100 Teilnehmern.
  • (Quelle: Bundesamt für Polizei. Dienst für Analyse und Prävention).
  • 2005

    Januar

  • 15. Januar, Schänis SG: Ca. 20 Nazi-Skins bewerfen das Haus einer Asylbewerber-Familie mit Steinen und Flaschen.
  • 29. Januar, Emmen LU: Schweizer (26) beschimpft vier Männer aus Serbien-Montenegro. Es kommt zu einer Schlägerei. Darauf holt der Schweizer zu Hause Sturmgewehr samt Munition. Er wird verhaftet.
  • 29. Januar, Ollon VD: Vier junge Männer dringen in die protestantische Kirche ein, verbrennen eine Bibel, zerstören liturgische Geräte und kritzeln Hakenkreuze und antisemitische Sprüche an die Wand.
  • 29. Januar, Kappel SO: Asylzentrum wird in Brand gesteckt. Die Bewohner können sich retten, der Pavillon brennt nieder. Eine Frau (17) und zwei Burschen (16 und 13) aus der Region werden verhaftet. Sie hätten ihre Tat aus «Hass auf Ausländer» begangen.
  • Februar

  • 19. Februar, Luzern: Ca. zehn Personen versammeln sich vor dem Kulturzentrum Boa, skandieren «Tamilen raus» und werfen das Fenster zur Garderobe ein, in der sich sieben tamilische Schauspieler aufhalten.
  • 21. Februar, Bern: Ein Häuschen wird versprayt mit der Inschrift «Judenfreie Zone».
  • 28. Februar, Sins AG: Kurz nach Mittag findet ein Asylbewerber einen brennenden Brandsatz vor der Asylbewerber-Unterkunft.
  • März

  • 12. März, Schaffhausen: Rund 150 Rechtsextreme ziehen abends mit Fahnen und Fackeln durch die Stadt und skandieren ausländerfeindliche Parolen.
  • April

  • 8. April, Luzern: Wie in den vergangenen Jahren präsentieren sich an der Waffensammlerbörse Händler mit Nazi-Devotionalien.
  • 15. April, Küssnacht am Rigi SZ: Um 22 Uhr bewerfen Unbekannte einen Wohnwagen von Fahrenden mit Steinen und verursachen einen Schaden von 18000 Franken. Im Wohnwagen befinden sich zur Tatzeit zwei Erwachsene und vier Kinder.
  • 16. April, Winterthur: Eine Gruppe von Rechtsextremen, bewaffnet mit Stöcken und Brecheisen, bricht in ein besetztes Haus ein. Sie verwüsten den Raum, schlagen Computerbildschirme ein und greifen den einzigen anwesenden Hausbewohner an.
  • 16. April, Sils im Domleschg GR: Eine «Punk- und Grungenight» in der Turnhalle wird am Abend von Rechtsextremen angegriffen. Sie schlagen und verletzen mehrere Konzertbesucher.
  • 17. April, Genf: Unbekannte besprayen die grosse Genfer Synagoge mit Hakenkreuzen, antisemitischen Sprüchen und Hitler-Huldigungen.
  • 30. April, Aarau: 60 bis 80 Rechtsextreme beteiligen sich an einer überraschenden 1.-Mai-Demo der Nationalen Ausserparlamentarischen Opposition (Napo) des verurteilten Holocaust-Leugners Bernhard Schaub.
  • Mai

  • 1. Mai, Solothurn: Unbewilligte Demo von 120 Rechtsextremen. Als die Polizei die Neonazis stoppt, kommt es zu Scharmützeln. Die Polizei setzt Gummigeschosse ein, die Rechtsextremen werfen Steine.
  • 10. Mai, Bex VD: Ein Einheimischer sprayt nach einer verbalen Auseinandersetzung mit afrikanischen Asylbewerbern rassistische Parolen an sein Haus, unter anderem «Negros, go home». Es kommt zu Ausschreitungen.
  • Juni

  • 11. Juni, Glarus: Im Kulturzentrum «Holenstein» besuchen rund 300 Leute ein Neonazi-Konzert. Gegen 23 Uhr beginnen 20 bis 30 Besucher eine Massenschlägerei. Mehrere Personen werden verletzt . Die Polizei stürmt das Konzertlokal.
  • 27. Juni, Burgdorf BE: Ein junges Paar wird anlässlich des jährlichen Solätte-Festes von Rechtsextremen angegriffen. Nach einem Abwehrversuch mit Pfefferspray kann das Paar in ein Restaurant flüchten, wo Gäste und Kellner die Verfolger aufhalten. Der anwesende SP-Stadtrat und schweizerisch-israelische Doppelbürger Nadaw Penner wird von einem Angreifer als «Saujude» beschimpft.
  • 27. Juni, Sempach LU: An der Schlachtgedenkfeier laufen wieder Rechtsextremisten im offiziellen Festzug mit. Bei der Kranzniederlegung marschieren Fascho-Fahnenträger auf.
  • Juli

  • 1. Juli, Horgen ZH: Unbekannte schiessen nach Mitternacht mehrfach auf ein Wohnwagencamp von Fahrenden. Ein Wohnwagen, in dem sich zwei Personen befinden, wird von einer Kugel durchbohrt.
  • 2. Juli, Ammerzwil BE: Rund 400 Besucher an einem Konzert der Schweizer Hammerskinheads (SHS).
  • 9. Juli, Thun BE: Ein lokal bekannter Rechtsextremer (26) feuert mehrere Pistolenschüsse gegen die Teilnehmer eines Camps von Globalisierungsgegnern. Er trifft einen 17-Jährigen in den Oberschenkel.
  • 29. Juli, Raum Aarau: Rund 100 Besucher an einem Neonazi-Konzert des rechtsextremistischen Schweizer Musikverlags und -vertriebs «White Revolution».
  • 30. Juli, Neuenkirch LU: Neonazi-Konzert, organisiert von den Schweizer Hammerskinheads, mit rund 100 Besuchern.
  • August

  • 1. August, Rütli: Rund 1000 Naziskins und Rechtsextremisten stören die Ansprache von Bundespräsident Samuel Schmid und marschieren anschliessend durch Brunnen SZ.
  • 18. August, Isone TI: Der Schulkommandant der Grenadier-RS entlässt zwei Rekruten und zwei Unteroffiziere aus dem Dienst. Die vier hatten mit Hitlergruss gegrüsst und sich rassistisch und rechtsextremistisch geäussert.
  • September

  • 3. September, Basel: Nach dem Fussball-Länderspiel gegen Israel provozieren Schweizer Naziskins die israelischen Fans mit antisemitischen Parolen. Die Polizei greift ein.
  • 13. September, Niederurnen GL: Eine dunkelhäutige Frau (28) wird beim Coop von einem Glatzkopf mit einem Messer verletzt.