«Vorwürfe absolut lächerlich»

BernerZeitung

Für die Öffentlichkeit ist der heftig kritisierte Pnos-Stadtrat Tobias Hirschi nicht zu sprechen. Dafür hat sich gestern Ortsparteileiter Stefan Wüthrich den Medien gestellt. Er rechtfertigt die Aktion auf dem Rütli.

Wie wars auf dem Rütli? Sie standen beim Aufmarsch der Rechtsextremen ja an vorderster Front.

Stefan Wüthrich: Das ist richtig. Die Situation war von Anfang an ruhig und friedlich, es wurde teilweise gesungen und diskutiert. Als sich dann aber Bundesrat Samuel Schmid erdreistete, eine Lobrede auf die Einwanderung und die Personenfreizügigkeit zu halten, war es mit der Ruhe verständlicherweise vorbei.

Das war für Sie persönlich der Moment, Samuel Schmid auszupfeifen?

Nein. Der Pnos-Vorstand, die Sektionsleiter sowie die Pnos-Politiker haben sich zurückgehalten. Einige zogen es vor, angewidert von dieser Rede, das Rütli vorzeitig zu verlassen.

Was sagen Sie zur unbewilligten Demonstration in Brunnen?

In der Hoffnung, dass Sie es als erste Zeitung auch veröffentlichen, sage ich es zum x-ten Mal: Einige Pnos-Führungsleute hatten vorgängig eine Sitzung mit den zuständigen Behörden. Die Beteiligten einigten sich darauf, dass alle Patrioten gemeinsam vom Schiffssteg in Brunnen zum Bahnhof ziehen können. Wir garantierten im Gegenzug, alles uns Mögliche zu tun, dass dies friedlich geschieht. Mit Erfolg: Es gab weder Ausschreitungen noch Sachbeschädigungen. Deshalb hat in meinen Augen auch gar keine unbewilligte Demonstration stattgefunden.

Was will die rechte Szene mit solchen Aktionen überhaupt erreichen? Viel mehr als pure Provokation kann es nicht sein.

Zuerst: Es ist falsch, von der rechten Szene zu sprechen, wenn man die Pnos meint. Wir sind ja nicht mit der SVP vergleichbar, sondern setzen uns für einen eidgenössischen Sozialismus ein, der auch Anliegen von Linken und Grünen vertritt. Mit der Demo wollten wir zeigen, dass wir die Missstände in unserem Land nicht weiter akzeptieren. Wir lassen uns nicht unterdrücken und akzeptieren auch keinen Maulkorb. Eine Provokation sollte der Ausflug aufs Rütli aber keineswegs sein. Das wird nur von den Medien so dargestellt.

Die Öffentlichkeit beurteilt das anders. In Langenthal wird sogar über einen Ausschluss von Stadtrat Tobias Hirschi diskutiert, weil auch er auf dem Rütli präsent war.

Ist es verboten, am Nationalfeiertag als Patriot aufs Rütli zu gehen? Tobias Hirschi hat weder Parolen verbreitet, noch ist er anderweitig negativ aufgefallen. Ich finde es deshalb absolut lächerlich, wenn die etablierten Politiker in Langenthal nun so tun, als hätte er etwas verbrochen, nur weil er jede demokratische Möglichkeit nutzt. Da wird aus einer Mücke ein Dinosaurier gemacht.

So harmlos scheint Ihr Kollege nun aber doch nicht zu sein. Schliesslich hat er nebenbei eine Strafanzeige am Hals. Wegen der Verbreitung von antisemitischen Ideologien im Pnos-Parteiblatt «Morgenrot».

Diese Anzeige passt genau zu dem, was ich vorher geschildert habe. Das Vorgehen dieser ewiggestrigen Linken ist einfach nur lächerlich. Tobias Hirschi hat in seinem Bericht die Vorgänge an der Demonstration in Solothurn geschildert. Illustriert wurde der Text mit einem Bild, auf dem ein Transparent zu sehen ist, dessen Schriftzug angeblich den Bestimmungen des Strafgesetzbuches widerspreche. Für mich nicht nachvollziehbar. Denn Tobias Hirschi hat den Schriftzug weder verfasst noch mündlich zum besten gegeben.

Der Druck auf ihn steigt trotzdem. Wäre es nicht besser, er würde selber zurücktreten?

Selbstverständlich nicht. Er hat sich keines Verbrechens, ja nicht mal eines Verstosses schuldig gemacht. Deshalb ist diese Frage völlig absurd!

Und Ihre persönliche Situation? Können Sie tatsächlich zu einer solchen Partei stehen?

Selbstverständlich stehe ich zur Pnos. Ich könnte mich mit keiner anderen Partei identifizieren. In unserem Land gibt es Probleme, gegen die niemand anders etwas unternimmt. Und wenn ich sehe, wie hysterisch die etablierten Parteien auf unseren Volksvertretern herumhacken, bestärkt mich das nur noch mehr in meinen Ansichten.

Interview:

Stefan Schneider

Stefan Wüthrich (20) ist seit Juli Pnos-Chef. Er hat die kaufmännische Lehre abgeschlossen und wohnt in Langenthal.