Uneinigkeit über «rechte Szene»

Ein beträchtlicher Teil der Schweizer Jugendlichen sei fremdenfeindlich eingestellt, sagt die Forschung. Auch in der Region bestehe das Problem. Vor Ort sieht man das allerdings anders.

Matthias Mehl

Die Forschung malt ein düsteres Bild der heutigen Schweizer Jugend. Ein grosser Teil von ihr habe nämlich rassistische Einstellungen, wie es im Abschlussbericht des Nationalen Forschungsprogramms «Rechtsextremismus und Gegenmassnahmen» heisst. Dieser wurde vor kurzem fertig gestellt. Dass Rechtsextremismus auch in der Region ein Thema ist, weiss Miryam Eser von der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz. «Gebiete wie das Linthgebiet oder der angrenzende Kanton Schwyz sind in Sachen Rechtsextremismus problematische Gebiete», sagt Eser.

Sie weiss, wovon sie spricht. Bereits 2004 führte sie zusammen mit weiteren Fachleuten eine Befragung an der Berufsschule Pfäffikon zum Thema «Rechtsextremismus» durch (siehe Kasten). Dort hatte sich die Situation in den Vorjahren immer weiter verschärft, so dass Massnahmen nötig wurden. Gerne hätte Miryam Eser auch Gemeinden des Linthgebiets für die Studie hinzugezogen. «Eschenbach zum Beispiel wäre ein guter Kandidat für die Untersuchung gewesen, da dort auch schon Vorfälle mit Rechtsextremen verzeichnet wurden», sagt die Forscherin.

Eschenbach hat Problem gelöst

Vorfälle habe es tatsächlich gegeben, sagte Eschenbachs Gemeindepräsident Josef Blöchlinger. Diese lägen aber schon lange zurück. «Wir haben heute Ruhe vor Rechtsextremen», hält Blöchlinger fest. Dies auch wegen prophylaktischer Massnahmen. «Wir beschäftigen einen privaten Sicherheitsdienst, der im Dorf patrouilliert und ständig an uns rapportiert.» In keinem dieser Berichte seien Rechtsextreme erwähnt worden. Das gleiche System kommt in Schmerikon zur Anwendung. Die Gemeinde leistet sich ebenfalls private Sicherheitsleute, die zweimal pro Woche patrouillieren. In ihren Berichten würden keinerlei rechtsextreme Gruppen erwähnt, sagt Gemeindeschreiber Claudio De Cambio.

Krach am Frühlingsfest

In Rapperswil-Jona habe man die Lage im Griff, sagt Sicherheitschef Roland Meier. «Vorfälle hatten wir vor drei Jahren am Frühlingsfest, da prallte eine Gruppe Rechtsextremer mit Secondos zusammen.» Seither sei es aber zu keinen Vorfällen mehr gekommen. «Wir tauschen uns seit drei Jahren ständig mit der Polizei aus und haben stets ein Auge auf die Situation», hält Meier fest. Bewährt hat sich dies am letzten Seenachtsfest, als eine grössere Gruppe Rechtsextremer auftauchte. «Die Polizei reagierte souverän, die Situation blieb ruhig.»

Einsätze wie am Seenachtsfest müssen die Polizisten eher selten leisten. «Wir haben in ganz St. Gallen nur eine vergleichsweise kleine Szene von Rechtsextremen, die wahrscheinlich kaum ein Dutzend Personen umfasst», sagt der Sprecher der Kantonspolizei St. Gallen, Hans Eggenberger. Er ortet im Linthgebiet kein «Rechtsextremisten-Problem». Ennet dem See präsentiert sich das gleiche Bild. «Im Kanton Schwyz sind die rechtsextremen Gruppierungen nicht grösser oder aktiver als in anderen Kantonen», sagt der Sprecher der Kantonspolizei Schwyz, David Mynall. Einsätze gegen solche Gruppen kämen kaum vor.

Studie in Pfäffikon

Die Ergebnisse der Befragung in Pfäffikon und neun weiteren Gemeinden wurden in der Broschüre «Rechtsextremismus bekämpfen: wirksame Massnahmen und griffige Arbeitsinstrumente für Gemeinden» publiziert. Die Studie belegt, dass Rechtsextremismus innerhalb einer Gemeinde bekämpft werden kann, indem sich verschiedene Institutionen wie etwa Polizei und Behörden miteinander vernetzen und so einen Schulterschluss erzeugen. Die Studie ist ein wichtiges Element des eben beendeten Nationalen Forschungsprogramms «Rechtsextremismus und Gegenmassnahmen». (