Unbewilligte Demo gegen Rassismus

BernerZeitung

Vermummte zogen am Samstag durch Lyss. Sie demonstrierten gegen rassistische Übergriffe – insbesondere gegen den jüngsten Vorfall: Unbekannte hatten Ende Januar einen Schwarzen mit Farbe beworfen.

Mischa Aebi

Am Samstag kurz nach 14 Uhr fanden sich am Bahnhof Lyss rund 100 zum grössten Teil vermummte Personen zu einer unbewilligten Demo ein. Dies geht aus einer Mitteilung der Lysser Gemeindeverwaltung hervor. Die Demonstration richtete sich «gegen rassistische Übergriffe in Lyss und überall», wie Flugblättern der Demonstranten zu entnehmen gewesen sei. Nach der Kundgebung in Lyss behinderten die nach Bern zurückgereisten Demonstranten in der Berner Innenstadt für kurze Zeit den Verkehr. Nach Angaben der Kantonspolizei zogen die Demonstranten durch die Spitalgasse über den Waisenhausplatz auf die Schützenmatte.

Farbattacke im Januar

Dass die Kundgebung in Lyss stattfand, war kein Zufall: Am 20. Januar gab es in Lyss zwei Überfälle auf Schwarzafrikaner: Fünf Unbekannte hatten einen schwarzen Asylbewerber auf offener Strasse verprügelt und ihn anschliessend mit weisser Farbe beworfen. Am selben Abend schlugen wahrscheinlich dieselben Täter – ebenfalls in Lyss – einen weiteren Schwarzafrikaner spitalreif. Beide Opfer waren alleine unterwegs.

Die Lysser Behörde teilte gestern mit, dass sie diese rassistischen Angriffe «selbstverständlich auch aufs Schärfste verurteilt und Rassismus jeglicher Art in der Gemeinde nicht toleriert».

Behörde kritisiert Demo

Dennoch kritisierte die Lysser Behörde das Vorgehen der Demonstranten: «Uns wurde kein Kundgebungsgesuch gestellt. » Vertreter der Gemeinde seien zudem beim Versuch, mit den Demonstranten zu verhandeln, weggewiesen und beschimpft worden. Die Lysser Behörde betont, dass sie bisher allen Gesuchen für Demonstrationen stattgegeben habe. «Wir verlangen für solche Veranstaltungen aber einen Ansprechpartner. » Weil der Gemeinde keinerlei Vorgaben über die Absicht der Demonstranten vorgelegen seien, habe man den Demonstrierenden nicht freies Geleit durchs Dorf geben können. Man habe deshalb mit Unterstützung der Kantonspolizei den Demonstranten eine Route vorgegeben.

Die Polizei hat gemäss gestrigen Angaben die Täter der Farbattacke vom Januar bisher nicht gefasst. sda