Skinkonzert verboten

Der Waadtländer Staatsrat verbietet die für nächsten Samstag geplante Grossveranstaltung mit über 1000 Skinheads aus ganz Europa.


Autor: Von Eva Büchi

1500 Rechtsradikale waren zum Konzert von sieben bis neun Skinheadbands in der Nähe von Lausanne erwartet worden (TA vom Dienstag). Die Waadtländer Regierung zieht nun im letzten Moment die Notbremse und beruft sich dabei auf die Kantonsverfassung. Danach kann sie solche Grossanlässe aus Gründen der Sicherheit und Ordnung verbieten. „Wir hatten auch Angst vor Gegenveranstaltungen und wollten keine gewalttätige Konfrontation riskieren“, erklärte der Chef der Waadtländer Kriminalpolizei Jacques-François Pradervand.

Proteste wurden laut

Im Vorfeld hatten antifaschistische Organisationen wie die Westschweizer Vereinigung gegen Rassismus (Acor) und die Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus (Licra) gegen den Grossanlass protestiert. Die Liedtexte der Skinheadbands verstossen gegen die Antirassismus-Strafgesetznorm, so die Antifaschisten. Eine ähnliche Beurteilung nahm auch die Bundespolizei vor. Sie warnte die Waadtländer, die sich bisher auf die Meinungsfreiheit ihrer Bürger berufen hatten. „Einige Musikgruppen rufen in ihren Liedern klar zu Gewalt und Rassismus auf“, meinte Pradervand.

Der Chef der Kriminalpolizei hofft nun auf die Mitarbeit der Organisatoren, gilt es doch so kurz vor der Grossveranstaltung Skinheads aus ganz Europa rechtzeitig über das Verbot zu informieren. Ob die Skinheads wirklich zu Hause bleiben, ist für Pradervand offen: „Wir hoffen es.“

Aktive Westschweizer

Die Kehrtwende der Waadtländer Regierung kam nach Ansicht des Luzerner Journalisten und Szenebeobachters Hans Stutz nur dank Druck der Öffentlichkeit zustande. Warum derzeit vor allem Skinheads aus der Westschweiz aktiv sind, habe einen simplen Grund: „Hier sind zurzeit die fähigsten und aktivsten Skins zu finden.“ Ehemalige Exponenten der Skin-Szene – wie der Thurgauer Pascal Lobsiger, der heute im Kanton Bern lebt, oder der Zürcher Hermann Legenstein – seien juristisch kaltgestellt: Auf sie warten nach dem Hochdorf-Urteil unbedingte Gefängnisstrafen.

Stutz sieht noch andere Gründe für die Anhäufung von Skinhead-Parties in der Westschweiz, vor allem in der Waadt und im Kanton Neuenburg: „Zu lange haben die Behörden dieses Treiben geduldet.“ Der Anlass vom kommenden Samstag hätte ein Gedenkkonzert für den 1993 verstorbenen englischen Sänger Jan Stuart sein sollen, der laut Schweizerischer Depeschenagentur mit seiner Band Blood & Honour die Neonaziideologie via Rockmusik verbreitete.