Skinheads gegen Rassismus

St. Galler Tagblatt

«Als doch die Steine flogen», 25.5.03

Seit den Vorfällen bei Ska-Konzerten im Frauenfelder Eisenwerk, bei dem rechtsextreme und linke Jugendliche aneinander gerieten, kam es in den Medien zu einigen Berichten, welche erhebliche Fehlinformationen enthielten. Es entstand der falsche Eindruck, dass alle Skinheads dem rechten politischen Spektrum zuzuordnen sind. Tatsache ist, das Skinheads seit über 30 Jahren friedlich Ska-Konzerte besuchen und sich klar von Rassismus und Rechtsextremismus distanzieren. Erst Mitte der Achtzigerjahre entstand eine rechtsextreme Skinheadszene, beide Gruppierungen hatten und haben bis zum heutigen Tag nichts miteinander zu tun. Die traditionelle Skinhead-Kultur hat auch heute noch viele Anhänger in der Schweiz und im Thurgau, ohne diese traditionellen Skinheads wären Ska-Konzerte kaum denkbar, viele Bandmitglieder, Veranstalter und Produzenten sind selbst Skinheads. Dunkelhäutige Ska-Grössen wie Desmond Dekker, Derrick Morgan oder Laurel Aitken haben unzählige Lieder über ihre grössten Fans, die Skinheads, geschrieben. Traditionelle Skinheads hören Ska, Reggae und Soul, alles schwarze Musik, es wäre also völlig undenkbar, dass sie Rassisten wären. Für die Berichterstattung in den Medien sind sie jedoch kein Thema, da sie keinen politischen Extremen angehören, sondern nur friedliche Aktivitäten betreiben.

Da bietet die rechtsextreme Skinhead-Szene wesentlich Interessanteres für die Medien. Dabei gerät die traditionelle Szene, die auch in der Schweiz sehr aktiv und zahlreich ist, nicht nur in Vergessenheit, sondern sie wird mit Rechtsextremen verwechselt, welche nichts mit ihrer Kultur zu tun haben. Traditionelle Skinheads hatten an Ska-Konzerten nie Probleme mit linken Jugendlichen, welche seit dem «Ska-Hype» der letzten Jahre plötzlich zu den Konzerten kamen. Eine linke Musik war Ska nie, selbstverständlich auch nie eine rechte. Es werden auch in Zukunft, auch im Eisenwerk, traditionelle Skinheads zu Ska-Konzerten kommen, mit den Rechtsextremen, welche die Konzerte stören wollen, haben sie aber nichts zu tun.