Schweizer Neonazis feiern Lynchmord – Justiz ermittelt

20 minuten: BASEL. Schweizer Neonazis rufen zur Tötung von Vergewaltigern auf. Basels Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren eröffnet.

Der tödliche Akt von Selbstjustiz erregte international Aufsehen: Im deutschen Neuenburg wurde letzten Mittwoch ein Mann (27) mit 23 Messerstichen getötet – Täter war der Bruder (17) einer Frau (26), die vor einer Woche vom Todesopfer vergewaltigt worden war (20 Minuten berichtete).

Die Bluttat wurde auch auf der Facebook-Seite der Kameradschaft Heimattreu kommentiert, einer Schweizer Neonazi-Gruppe. Diese schreibt: Solange die Todesstrafe gegen solche Täter nicht staatlich vollstreckt werde, müsse man sich selber darum kümmern. Täter mit einem so kranken Trieb müssten sterben, dies sei die einzige Lösung: «Zeigt Zivilcourage – tötet Kinderschänder und Vergewaltiger.»

Bei diesem Aufruf handelt es sich um eine «öffentliche Aufforderung zu Verbrechen oder zur Gewalttätigkeit» – ein Offizialdelikt, das mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe geahndet wird. Die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt ermittelt nun, wie Sprecher Peter Gill zu 20 Minuten sagt: «Aufgrund eines Hinweises haben wir ein Verfahren eröffnet.»

Der Extremismusexperte Samuel Althof begrüsst es, dass die Justiz aktiv geworden ist. «Ich halte diesen Aufruf für brandgefährlich.» Er verschärfe das Risiko, dass es auch in der Schweiz Akte von Selbstjustiz gegen Personen geben könnte, denen Sexualstraftaten vorgeworfen werden. Hinzu kommt laut Althof, dass die Mitglieder der Kameradschaft Heimattreu keineswegs harmlos sind: «Einzelne sind schon wegen Gewalttaten verurteilt worden.»

Opfer bedankt sich bei seinem Bruder für Bluttat

NEUENBURG (D). Das Vergewaltigungsopfer begrüsst die Selbstjustiz ­seines jüngeren Bruders: Die 26-Jährige postete am Tag der Bluttat Bilder auf Facebook, die sie mit dem 17-Jährigen zeigen, und schrieb dazu laut Bild.de: «Ich liebe dich, du bist der beste Bruder, den man sich wünschen kann. ­Allah soll dich beschützen.» Das Geschwisterpaar besitzt den ­deutschen Pass, hat aber Wurzeln im ­Libanon. Auch der Vater war bei der Tötung des Vergewaltigers ­anwesend. LÜS