Die Südostschweiz: Ruchs Rubrik
Mit Schauspielern ist das so eine Sache: Haben sie in einer Rolle besonders überzeugt, identifiziert man sie ständig mit ihr. Elijah Wood wird für mich ewig der Hobbit Frodo sein. Und genauso geht es mir leider mit dem fabelhaften Bruno Ganz, seit er im «Untergang» Hitler spielte. Ob daran seine Rolle als Alpöhi in der nun anstehenden Neuverfilmung von «Heidi» etwas ändern wird, wage ich zu bezweifeln. Schliesslich hatte auch Hitler einen Hang zu Berghöfen.
Was mich aber viel mehr beschäftigt: wie dieser Film, dessen Dreharbeiten erst Mitte August beginnen, schon jetzt für Wirbel sorgt. So etwa, dass die Szenen, die in Deutschland spielen, nicht romangetreu in Frankfurt am Main gedreht werden, sondern in der Ex-DDR. Frankfurt sehe heute nicht mehr so aus wie zu Heidis Zeiten. Na und?! Ich hätte trotzdem in der Finanzmetropole gedreht und aus dem Fräulein Rottenmeier halt eine eiskalte Bankerin an der Seite von «Joe» Ackermann gemacht. Und aus Klara ein an Bulimie leidendes City-Girlie. Für mich als bekennenden Wessi ist es jedenfalls unerträglich, dass das arme Heidi nun mit einer Ossi-Klara klarkommen muss. Dann kann man das Fräulein Rottenmeier ja gleich in Genossin Rottenmeier umbenennen! Ist doch wahr.
In Latsch respektive Bergün, wo ebenfalls gedreht wird, freut man sich schon jetzt über den Film. Dass es sich touristisch lohnen kann, wenn man als Filmkulisse herhalten darf, beweisen die ganzen Bollywood-Schinken, die unzählige Inder in die Schweiz gelockt haben. Umso mehr finde ich es seltsam, dass man in Sufers, wo sich der Schauplatz von Alpöhis Hütte befindet, nun Angst vor einem Ansturm von Schaulustigen hat, wie dieses Blatt zu berichten wusste.
Ich frage mich, wovor genau Sufers sich eigentlich fürchtet. Wäre das Dorf so eine Art Venedig des Rheinwalds, das vor Fremden nur so überquellen würde, würde ich ja nichts sagen. So aber denke ich, dass potenziell zahlungskräftige Tagestouristen dem Ort nicht schaden können. Aber vielleicht fürchtet man sich in Sufers ja auch nur vor einer Horde Neonazis, die – bescheuert wie sie eben sind – den «Führer» gerne mal live und in Farbe sehen möchten. Und das alles nur, weil Bruno Ganz immer noch irgendwie Hitler ist.
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