Rechtsextreme vor Gericht

NeueLuzernerZeitung

Rechtsextreme vor Gericht

Mit Molotowcocktails gegen Asylunterkünfte und mit Baseballschlägern gegen Schwarzafrikaner: Drei junge Schweizer standen darum gestern vor den Richtern.

VON BERT SCHNÜRIGER

Viermal waren vor drei Jahren Brandanschläge gegen Schwyzer Asylbewerberunterkünfte verübt worden: in Euthal (siehe Kasten), Bäch und zweimal in Siebnen. Jedesmal waren Molotowcocktails gegen die Gebäude geworfen worden. Wobei die Brandsätze glücklicherweise nie mehr als Sachschaden anrichteten und das Feuer sofort wieder gelöscht werden konnte. Die Asylbewerberunterkünfte aber waren bewohnt; im Steinbach in Euthal schliefen zum Zeitpunkt des Anschlags sogar 42 Personen im Gebäude.

Fast vier Jahre Zuchthaus

Werfer der Brandsätze waren immer die gleichen Täter, junge Schweizer aus der rechtsextremen Szene. Drei klagte gestern der Staatsanwalt vor dem Schwyzer Strafgericht an. Für den Haupttäter, einen 28 Jahre alten Lageristen aus dem Kanton Aargau, forderte der Staatsanwalt eine Zuchthausstrafe von drei Jahren und elf Monaten. Für die beiden Mittäter wurden Zuchthausstrafen von drei und zweieinhalb Jahren gefordert. Die Verteidiger plädierten für mildere Strafen. Während der Staatsanwalt auf die grosse Gefährdung von Menschen verwies, bezeichneten die Verteidiger die Anschläge nur als versuchte Brandstiftung ohne grosse Schäden. Die Urteile stehen noch aus und werden nächste Woche eröffnet.

Nebst den Brandanschlägen kamen weitere Delikte zur Sprache. Zwei der Männer hatten im Dezember 2003 beim Bahnhof Siebnen Schwarzafrikaner angepöbelt und einen davon mit einem Baseballschläger geschlagen und verletzt. Einer der Angeklagten, ein 24 Jahre alter Höfner Bauarbeiter, hatte sich zudem wegen Sex mit einer Minderjährigen und Alkohol am Steuer zu verantworten.

Überfall in Seewen

Und dem Dritten im Bunde, einem 23 Jahre alten Hilfsarbeiter aus dem Kanton Zürich, wurde die Teilnahme am Überfall auf die «Deep»-Bar in Seewen vorgeworfen. Er war einer jener rund 20 jungen und meist maskierten Täter, die am 12. Mai 2004 das «Deep» betraten und wahllos auf Gäste und Mobiliar einschlugen. «Nach zwei oder drei Minuten verliess die Tätergruppe auf Kommando des F. das Lokal fluchtartig. Es blieben vier verletzte Personen zurück», schilderte der Staatsanwalt gestern den Vorfall.

«Ich war Rechtsradikaler»

Alle drei Angeklagten tummelten sich zur Zeit ihrer Taten im rechtsextremen Milieu. Inzwischen aber hätten sie diesem Gedankengut abgeschworen. «Ich war Rechtsradikaler», sagte der Haupttäter aus dem Aargau und kämpfte ständig gegen Tränen. Falls einer der Brandsätze durch ein Fenster der Asylunterkünfte geflogen wäre, «hätte es Tote und Verletzte geben können. Aber wir wollten den Asylanten nur einen Schecken einjagen». Der Staatsanwalt hielt dem Angeklagten allerdings Aussagen aus früheren Verhören vor, wo der junge Mann sich enttäuscht gezeigt hatte, dass es nie zum Vollbrand kam.

Die drei Männer gestanden die meisten der ihnen zur Last gelegten Taten. Auch zeigten sie sich reuig. Der Mittäter vom Seewener «Deep» erklärte: «Als ich da drin die Schläge und die Schreie der Opfer hörte, ging bei mir der Laden runter. Seither lasse ich mich mit den Leuten aus der rechten Szene nicht mehr ein. Ich sehe ja jetzt, was mir dies alles eingebrockt hat.» Die Täter waren bei ihren Übergriffen meist stark betrunken, weshalb einer der Verteidiger auch auf Unzurechnungsfähigkeit plädierte. «Wir machten uns über die Folgen keine Gedanken», sagte einer der Angeklagten. Man habe vor den Anschlägen einfach gesagt: «Gömmer e chli go iifüüre.»