Rechtsextreme bedrohten die Polizei

NeueLuzernerZeitung

Rechtsextreme bedrohten die Polizei

Am Wochenende feierten Rechtsradikale in Beinwil eine Party. Die Scheunenbesitzerin wusste nicht, mit wem sie es zu tun hatte.

Böse Überraschung für Nadia und Toni Broch vom Allmendhof in Beinwil. Die anscheinend harmlose Geburtstagsparty, für die sie ihre Scheune am Samstag vermietet hatten, entpuppte sich als internationales Treffen von 155 Rechtsradikalen. Es wurde in der Nacht von 76 Polizisten aufgelöst (siehe Box).

Mieter trug normale Kleidung

«Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir die Scheune nicht vermietet», sagt Nadia Broch. Der 19-jährige Oberfreiämter, den die Brochs zuvor nicht kannten, habe aber «gestürmt» und gesagt, sie wollten den Geburtstag von sechs Leuten feiern. Sie hätten nur wenig Geld und wollten selbst für die Verpflegung sorgen. Dass er ein Rechtsradikaler ist, habe man ihm nicht angesehen. Er habe normale Kleidung getragen.

«Sie waren dann sehr hilfsbereit beim Einrichten», erinnert sich Nadja Broch. Allerdings sei sie schon etwas stutzig geworden, weil da viele Glatzköpfe dabei waren und alle schwarze Leibchen trugen. «Aber nur wegen des Äusseren kann man ja keine Vorurteile haben», sagt die Bäuerin. Eine Drittperson hat dann die Polizei alarmiert, die gegen 20 Uhr vor Ort eintraf und eine Kontrolle durchführen wollte. Dem widersetzten sich die Rechtsradikalen aber vehement und verlangten einen Hausdurchsuchungsbefehl.

«Das ist Hinderung an einer Amtshandlung», sagt Bezirksamtmann Urs Hoppler. «In dringenden Fällen, und um einen solchen handelte es sich, kann die Polizei ohne Durchsuchungsbefehl Kontrollen durchführen.» Die Polizei zog sich in der Folge zurück, um Verstärkung zu organisieren und die Behörden und den Bezirksamtmann hinzuziehen. Schliesslich rückte die Polizei 76 Personen stark gegen 1.30 Uhr wieder an. Erst nach langwierigen Verhandlungen und heftigen verbalen Auseinandersetzungen gelang es, die Personalien der Anwesenden festzustellen und Fahnen und Tonträger zu konfiszieren. Ein Drittel der Rechtsradikalen, 118 Männer und 37 Frauen zwischen 16 und 33 Jahren, leistete mit einem Liegestreik passiven Widerstand. 127 der Rechtsradikalen waren Schweizer, 20 Deutsche und 8 Franzosen.

Bianca Theus

Nadia Broch, Bäuerin

Bezirksamtmann ist schockiert

Es gelte abzuklären, ob Verstösse gegen das Rassendiskriminierungsgesetz vorliegen, sagt Bezirksamtmann Urs Hoppler, Muri. Verboten seien die öffentliche Versammlung von rechtsradikale Gruppen und die öffentliche Hetze.

Weil die Polizei in Beinwil das Treffen der Rechtsradikalen erst auflösen konnte, als diese sich zum Aufbruch schickten, lässt sich vorerst noch nicht beweisen, welche Texte gesungen und skandiert wurden.

Pnos und Hammerskins

«Wir fanden Material von den als rechtsradikal bekannten Gruppierungen Partei national orientierter Schweizer (Pnos) und von den Hammerskins. Derzeit wird das beschlagnahmte Material gesichtet.»

Auf jeden Fall gibt es Anzeigen wegen Hinderung einer Amtshandlung und wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte. Unter den Rechtsradikalen waren nur einzelne Oberfreiämter. «Eine grosse Gruppe der Rechtsradikalen hat sich bedrohlich gegen die Polizei gestellt», zeigt sich der Untersuchungsrichter schockiert. «Die Haltung dieser Leute ist für mich absolut unverständlich. Es hinterlässt einen schrecklichen Eindruck, eine Masse so bedrohlich und aggressiv zu erleben.»