Rassistisch motivierte Anschläge und Übergriffe gegen Asylbewerber nehmen wieder zu. Eine Chronologie.

BernerZeitung

13. Oktober 1998:
Bronschhofen SG
Vor einer Militärunterkunft, die für die Aufnahme von AsylbewerberInnen aus Kosovo vorgesehen ist, explodiert in der Nacht ein Sprengsatz. Es entsteht geringer Sachschaden. Der Gemeinderat hatte sich vehement gegen die Einquartierung von Asylbewerbern ausgesprochen. Die Flüchtlinge treffen mehrere Tage nach dem Anschlag in der Unterkunft ein. Das Zusammenleben verläuft ohne nenneswerte Friktionen.

10. Januar 1999: Steffisburg BE
Unbekannte klopfen kurz vor zwei Uhr nachts an eine verschlossene Wohnungstüre einer Asylbewerberunterkunft. Als sich ein Hausbewohner zur Türe begibt, feuert die Täterschaft fünf Schüsse durch die Glasfüllung der Türe.

2. Februar 1999: Allschwil BL
In der Nacht zünden vorerst Unbekannte einen türkischen Imbissstand an. Mitte Juni 1999 verhaftet die Polizei dann zwei Skinheads – einer 18jährig, einer 19jährig -, nachdem die beiden nachts randaliert und Sachschäden verursacht hatten. Die beiden Skins gestehen, dass sie die Brandstiftung am Imbissstand begangen haben. Gemäss Polizeicommuniqué gaben die Täter als Motiv Frustration über die Gesellschaft und Fremdenhass an.
18. März 1999: Winterthur ZH
Eine junge Frau und ihr asiatischer Begleiter werden von acht Rechtsextremisten angepöbelt, angeführt von einem regional bekannten Skinhead. Der Begleiter wird geschlagen, die Frau sexuell belästigt. Die Frau erstattet Anzeige, zieht sie aber aus Angst wieder zurück.

21. März 1999: Rümlang ZH
Gegen drei Uhr morgens werfen drei junge Männer Steine gegen die Asylbewerber-Unterkunft und zerstören mehrere Fensterscheiben. Rund zwei Stunden später kommen drei Unbekannte zurück, zwei von ihnen dringen in das Gebäude ein und werfen Mobiliar aus dem Gebäude. Sie flüchten mit einem Auto. Gemäss Augenzeugen waren zwei der Angreifer kahl rasiert. Nach Informationen der Antifaschistischen Aktion Zürich und der Organisation augenauf ist diese Rümlanger Asylbewerberunterkunft seit Juli 1998 bereits viermal angegriffen worden.

10. April 1999:Affoltern am
Albis ZH
Vier junge Männer greifen das Asylbewerberzentrum an, drücken die Türe ein und schlagen mit Holzlatten auf die Bewohner ein. Sie verletzen mehrere Personen und zerstören das einzige Telefon im Haus. Die Kantonspolizei Zürich orientiert vorerst nicht über die Attacke. Aus «ermittlungstaktischen Gründen», wie sie später angibt.

16. April 1999:Winterthur ZH
Rund acht Rechtsextremisten provozieren in einem Lokal ausländische Gäste. Es entwickelt sich eine Schlägerei, mindestens ein Beteiligter wird verletzt.

14. Mai 1999:Altstätten SG
Kurz vor drei Uhr nachts schiessen Unbekannte auf beleuchtete Zimmer des Asylbewerberzentrums.

22. Mai 1999: Glattfelden ZH
Gegen vier Uhr morgens greifen rund ein Dutzend Jugendliche die Wohnwagen von Fahrenden an und zerstören mehrere Scheiben von Personenwagen. Die avisierte Polizei erscheint erst mehrere Stunden nach dem Angriff, da die Täter ja nicht mehr am Tatort gewesen seien. Die Zürcher Kantonspolizei verschickt auch keine Medienmitteilung, da es sich, so Mediensprecher Eric Landis, ja nur «um eine ganz gewöhnliche Sachbeschädigung» gehandelt habe. Die Fahrenden verlassen den Standort Glattfelden noch am Angriffstag, da sie weitere Attacken befürchten.

13. Juni 1999: Rümlang ZH
Kurz nach vier Uhr morgens versuchen Unbekannte erfolglos die Türe der Asylbewerberunterkunft einzudrücken. Daraufhin werfen sie mehrere Molotov-Cocktails gegen die Unterkunft. Ein Nachbar avisiert die Kantonspolizei. Eine Patrouille rückt aus, begnügt sich jedoch mit einer langsamen Vorbeifahrt. «Keine Leute, kein Brandgeruch, kein Brandschaden» hätte die Patrouille feststellen können, erklärt ein Sprecher der Kantonspolizei auf Anfrage. Stunden nach dem Anschlag finden Mitarbeiter von Radio Lora jedoch Scherben, verkohlte Stoffetzen und geringe, aber sichtbare Brandspuren. Die Kantonspolizei Zürich veröffentlicht keine Polizeimeldung.

20. Juni 1999: Rümlang ZH
Die gleiche Unterkunft wird versprayt. Wiederum keine Polizeimeldung.

5. Juli 1999: Chavannes VD
In der Nacht auf den 5. Juli brennt die Zivilschutzanlage in Chavannes aus. Die Türen wurden aufgebrochen, und die Polizei geht von Brandstiftung aus. Am Morgen des 5. Juli hätten dort 31 Flüchtlinge einziehen sollen.
Chronologie Hans Stutz, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus. Bearbeitung Berner Zeitung.

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