Luzern schafft traditionelle Schlachtfeier ab

Neue Zürcher Zeitung vom 13.01.2011

Verzicht auf Umzug soll in Sempach die Extremisten abhalten

Die Luzerner Regierung macht Ernst mit einer verkleinerten Schlachtfeier in Sempach. Sie findet auch nicht mehr auf dem ehemaligen Schlachtfeld statt. Damit soll der medienwirksame Auftritt von Rechtsextremen vermieden werden.

Martin Merki

Die traditionelle Schlachtjahrzeit von Sempach, bei der Ende Juni oder Anfang Juli jeweils des Treffens zwischen eidgenössischen Truppen und einem habsburgischen Reiterheer von 1386 gedacht wird, gehört wohl endgültig der Vergangenheit an: Die Luzerner Regierung verzichtet bei der Jubiläums-Gedenkfeier 2011 – der 625. Schlachtjahrzeit – auf einen Marsch der mehreren hundert Teilnehmer in historischen Kostümen auf das ehemalige Schlachtfeld ob Sempach, sie will nichts mehr wissen von Reden beim Winkelriedstein, und sie streicht weitere Punkte am historischen Ort, so die Musikeinlagen, das Verlesen des Sempacherbriefes und den Volksapéro als gut genutztes Begegnungsangebot.

Amputierte Feier

Stattdessen soll die eigentliche Gedenkfeier nur noch stark verkleinert oder amputiert abgehalten werden. Sie soll aus einem Gottesdienst in der Sempacher Stadtkirche und einem gemeinsamen, von Sempach und dem Kanton offerierten Morgenessen, dem sogenannten Morgenbrot, bestehen. Im Festakt in der Kirche hält gemäss Konzept «eine bedeutende Persönlichkeit eine Rede mit historischem Bezug». Die neuen Ideen haben am Mittwochmorgen Regierungspräsident Marcel Schwerzmann und Staatsschreiber Markus Hodel vorgestellt. Die Luzerner Regierung hofft, dass die Feier mit dem Verzicht auf den Umzug zum Schlachtgelände für den Aufmarsch von Rechtsextremen unattraktiv wird. Deren Präsenz hat in den letzten Jahren zugenommen. Vor zwei Jahren kam es am Rand der Feier zu bedrohlichen Szenen, als mehr als 200 Rechtsextreme aufmarschierten und die Polizei eine Pistole, zwei als Hosengurt getarnte Töffketten und einen Schlagstock fand. Die Luzerner Jungsozialisten führten eine bewilligte Gegendemonstration durch, in der auch Vermummte waren. Konfrontationen konnten durch ein starkes Polizeiaufgebot vermieden werden. Der Einsatz für die Sicherheit kostete vor zwei Jahren 300 000 Franken, fast so viel wie für die neue Jubiläumsfeier budgetiert sind, 330 000 Franken.

Kritische Stimmen

Die neue Feier erntete bereits im letzten Sommer bei bürgerlichen Politikern Kritik, als die Eckpunkte bekannt waren. Die SVP sprach von einer Multikulti-Veranstaltung und einem Kniefall vor vermummten Demonstranten. Richtig anfreunden damit konnten sich auch CVP und FDP nicht. Es sei «klar, dass einige Änderungen der Veranstaltungen nötig sind, um Extremisten von links bis rechts vom Anlass fernzuhalten», schrieb die CVP. Die SP begrüsste das neue Konzept, weil damit der Entwicklung hin zu einer rechtsradikalen Ersatzveranstaltung für das Rütli der Riegel geschoben werde.

Um die verkleinerte Gedenkfeier, die am Sonntag, 3. Juli, vorgesehen ist – und die damit nicht mehr mit dem Altstadtfest in Luzern zusammenfällt –, sollen verschiedene Anlässe gruppiert werden. Als Ersatz für den Umzug soll ein Mittelalterfest stattfinden. Am Vortag ist eine Jugenddebatte geplant. Traditionelle Anlässe wie der Hellebardenlauf und das Sempacherschiessen finden eine Woche früher statt.