«Für späte linke Abendunterhaltung ist gesorgt»

Der Bund vom 10.4.2010

Zwei junge Rechtsextreme stehen wegen einer Schlägerei mit Linksextremen in Biglen vor Gericht.

Anita Bachmann

Beim Vereinshaus der Ornithologen am Rand eines kleinen Wäldchens bei Biglen trafen sich in der Nacht auf den 3. Mai 2009 Leute zu einem antifaschistischen Bräteln.

Um Mitternacht warteten zwei Punks den letzten Zug am Bahnhof Biglen ab. Dabei wurde ein 17-Jähriger von rechtsextremen Personen angegriffen, die mit Baseballschlägern ausgerüstet waren. Der junge Mann aus der linken Szene lieferte sich einen Kampf mit den Rechtsextremen, wobei er verletzt wurde, und flüchtete schliesslich zurück zu seinen Kollegen ans Fest. Diese eilten ihm zu Hilfe, und es kam zwischen den beiden Gruppierungen zu einer Schlägerei. Die Polizei nahm vor Ort zwei junge Männer aus der rechtsextremen Szene fest. Die beiden mussten gestern erstmals vor dem Kreisgericht Konolfingen erscheinen. «Ich kann die Zeugenaussagen nicht ernst nehmen», sagte der 20-jährige angeklagte Schweizer. Die beiden streiten alles ab.

Das Treffen der Linksextremen habe unter dem Motto «Kick out Pnos» stattgefunden. Davon habe er sich persönlich betroffen gefühlt, sagte der 20-Jährige zur Begründung, warum er an diesem Abend in Biglen war. Zudem habe er diese Leute zur Rede stellen wollen, weil sie «Vandalenakte» begehen würden und auch sein Haus versprayt hätten. Gemäss dem Angeklagten hat er sich weder an einem Handgemenge beteiligt noch einen Linksextremen verfolgt. Er sei lediglich einer Person gefolgt, weil er nicht genau gewusst habe, wo das Fest stattfinde.

«Es braucht mehr Zeugen»

Vor Gericht stritt er auch ab, mit seinem Mitangeklagten, einem 23-jährigen Schweizer, in Biglen abgemacht zu haben. Der Text in einer SMS vom 23-Jährigen – «für späte linke Abendunterhaltung ist gesorgt» – beziehe sich auf die Sachbeschädigungen, welche die Linken an diesem Abend in Biglen bestimmt angerichtet hätten. Der 23-Jährige versuchte mit seinen Aussagen seinen Mitangeklagten zu decken. Immerhin sagte er aber zum Umstand, dass er einem Linksextremen Richtung Fest gefolgt war: «Heute würde ich es nicht mehr machen.» Nebst den Anschuldigungen der einfachen Körperverletzung und des Angriffs muss sich der ältere Angeklagte wegen Gewaltvideos und Pornografie, die er auf seinem Handy abgespeichert hatte, verantworten.

«Es ist klar, dass es weitere Zeugen braucht», sagte Gerichtspräsident Marci Ferrari. An der Hauptverhandlung, die voraussichtlich am 6. Mai stattfinden soll, werde unter anderen auch das Opfer aussagen.