Knöpfli an dunkelbrauner Sauce

SonntagsZeitung: In der TV-Kochshow «Swiss Dinner» trat ein bekannter Rechtsextremer auf

Zürich «Benu», 30, kochte Kalbsvoressen, Knöpfli und Buttergemüse. Tausende Zuschauer sahen gestern Abend zu, wie der Heizungstechniker aus Altbüron LU in der TV-Sendung «Swiss Dinner» um den Sieg kämpfte.

Was dem Publikum verborgen blieb: Kandidat Benu heisst in Wirklichkeit Benjamin Lingg und ist ein bekannter Rechtsextremer. Als Bassist der Rechtsrockband Indiziert spielte er vor gröhlenden Glatzköpfen, als Vorstandsmitglied der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) organisierte er Aufmärsche.

Gestern Abend war seine extremistische Gesinnung kein Thema. In der beliebten TeleZüri-Koch-show, die auch auf TeleBärn und anderen Regionalsendern ausgestrahlt wird, versuchte er seine Konkurrenten mit einem 3-Gang-Menü zu überzeugen.

Vize-Chef der Pnos-Sektion im luzernischen Willisau

Gemäss dem Beschrieb zur aktuellen Folge ist der Innerschweizer ein aufgestellter Naturbursche. «Benu hat früher gerne Fussball gespielt, und jetzt ist eben Kochen sein Hobby.» Seine extremistischen Aktivitäten verschweigen die Sendemacher.

Lingg ist langjähriges Pnos-Mitglied. Bis zum Jahr 2011 war er Vize-Chef der Sektion Willisau. Er bewegte sich im Umfeld der militanten Helvetischen Jugend, die sich mit ihrem Kürzel HJ an die Hitlerjugend der Nazis anlehnte. Die rechtsextreme Kameradschaft war 2004 federführend bei einem organisierten Angriff auf eine antirassistische Kundgebung in Willisau. Während der darauf folgenden Hausdurchsuchungen beschlagnahmte die Polizei Propagandamaterial und Waffen. Das letzte Mal in den Schlagzeilen war der «Swiss Dinner»-Kandidat im Sommer 2013, als er für eine 1.-August-Feier der Pnos eine Waldhütte in Huttwil BE reservierte.

Das Netzwerk von Lingg reicht bis ins Ausland. Als Bassist der rechtsextremistischen Gruppe Indiziert gab er Konzerte in mehreren europäischen Ländern. Zusammen mit Band-Frontmann und Pnos-Führer Dominic Lüthard trat er im Jahr 2005 am «Fest der Völker» im ostdeutschen Thüringen auf. Die Feier mit knapp 1000 Neonazis wurde vom NPD-Mann Ralf Wohlleben organisiert, der heute im Gefängnis sitzt. Grund: Er soll das Terror-Trio Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) unterstützt ­haben.

Bei «Swiss Dinner» betont man, dass die politische Gesinnung von Lingg beim Casting nicht zur Sprache kam. Die Sendung wird von der Firma Golden Eye Media im Auftrag der AZ Medien produziert. Claude Winet, Chefredaktor von TeleZüri, sagt: «Da es sich bei ‹Swiss Dinner› um ein Unterhaltungsformat handelt, achten die Produzenten der Sendung strikt darauf, dass die Kandidaten ihren Auftritt nicht zu politischen oder ideologischen Zwecken missbrauchen.» Zudem sei Lingg gemäss eigenen Angaben nie strafrechtlich belangt worden, und er habe seit rund drei Jahren nichts mehr mit der Band Indiziert zu tun. Für die SonntagsZeitung war er nicht erreichbar.

Seine Kochkünste konnten überzeugen

Mit politischen Argumenten konnte Benu nie überzeugen – seine Kochkünste hingegen kamen gut an. Profikoch Erik Haemmerli sieht ihn eine Runde vor Schluss als Favoriten auf den Sieg. Die drei Gegenkandidaten waren begeistert. Sie bewerteten den Innerschweizer mit insgesamt 16 Punkten – die neue Führung.