Hetze gegen JournalistInnen

AP

Schärfere Töne klingen im «Presse-Spiegel» an. Verfasser dieser Rubrik ist ein altbekannter Exponent der rechten Szene: Roger Wüthrich (Lindenhofstr. 2, 3048 Worblaufen), Mitbegründer der Wiking-Jugend Schweiz und der völkisch-heidnischen Avalon-Gemeinschaft. Wüthrich, der offensichtlich über einen guten Draht zu den Nazi-Skinheads verfügt, porträtiert im «Presse-Spiegel» «linke Journalisten, welche es auf uns abgesehen haben». Viel Raum nehmen dabei die beiden «wohl skrupellosesten Journalisten» (Wüthrich), die Schweizer Rechtsextremismus-Experten Jürg Frischknecht und Hans Stutz, ein. So wird etwa Frischknecht die enge Zusammenarbeit mit der jüdischen Kultusgemeinde in Zürich vorgehalten. Als weiterführende Lektüre zu Frischknecht empfiehlt Wüthrich das legendäre Buch «Unser Widerstand gegen die Subversion in der Schweiz» des Kalten Kriegers und Linken-Jägers Ernst Cincera. Kaum freundlicher wird mit Hans Stutz umgegangen. Wüthrich beklagt, dass Stutz überall versuche, an Informationen ranzukommen. Ergänzt wird der «Presse-Spiegel» mit einer kleinen Presseschau. Fünf Artikel aus Ostschweizer Zeitungen sollen wohl als Beleg für die «unfaire» Berichterstattung über die Neonaziszene dienen.

«Skinheads on Tour»

Wenig geben die Interviews mit den Nazirock-Bands «Storm» (Schweden), Faustrecht (D) und Hauptkampflinie (D) her. Ausser platten Phrasen und unverhohlenen Bekenntnissen zu «White Power» haben die Nazirocker offenbar nicht viel zu sagen. Um einiges spannender sind die Party- und Konzertberichte in der Rubrik «Nazi-Skinheads on Tour». Sie bieten einen wertvollen, weil authentischen Einblick in die hässlich-primitive Subkultur der Nazi-Skinheads. In sieben Kurzberichten werden die im In- und Ausland begangenen «Helden- und Trinkertaten» der Thurgauer Nazi-Skinheads aufgetischt. Beliebte Ziele der «Nazi-Skinheads on Tour» sind, abgesehen von der Ostschweiz, Österreich, der ostdeutsche Raum (Dresden) und immer wieder auch das Fürstentum Liechtenstein, das bis heute keine Antirassismus-Gesetzgebung kennt. Einer der Ausflüge führte die Nazi-Nazi-Skins beispielsweise an eine Erotik-Messe in Österreich, wo es « lehrreiche Vorführungen auf der Bühne», aber «leider keine Wichskabinchen» gab, so das Fazit des enttäuschten Schreiberlings «Laf , aus der Ostschweiz». Meist beginnen und enden die Ausflüge an Parties und Konzerte mit dem exzessiven Konsum von «unvergesslichem Gerstensaft«. Das regelmässige Koma-Saufen hindert die Nazi-Nazi-Skins aber nicht daran, in ihren Tourberichten über den vermeintlichen Drogenkonsum der «60-Hippies«, «Möchtegern-Punks« und «autonomen roten Zecken» herzuziehen: «Wahrscheinlich haben es die Behörden lieber, wenn man an Konzerte geht die an Woodstock erinnern und jede Menge Drogen konsumiert wird, und wo man evtl. noch in eine Spritze trampt!» (Haschisch-Fixen oder was?, B.P.-S.)

Birgit Petz-Schönemann (Nazi-Watch Konstanz)