Drogen-, Waffen- und Sucht-Vergangenheit · Neonazi will für SVP in Schaffhauser Kantonsrat

Blick.ch: Schaffhausen wählt. Auf der SVP-Liste taucht ein Name auf, der durch nationalistisches Gedankengut und Vorstrafen auffällt. «Das ist kalter Kaffee», sagt der Beschuldigte. Die Parteileitung siehts anders. Jetzt wurde er ausgeschlossen – bleibt aber wählbar.

Am 25. September wird nicht nur über verschiedene Vorlagen abgestimmt, Schaffhausen wählt auch ein neues Kantonsparlament. Pikant, auf der SVP-Liste der Gemeinde Neuhausen befindet sich Claudio Gantert. Gantner outet sich auf seinem Facebookprofil als Hitler-Fan und fällt mit rechtsradikalen Formulierungen auf, wie die «Schaffhauser AZ» aufdeckte.

SVP-Präsidentin Sara Jucker sei schockiert, wie sie gegenüber der Zeitung sagte, die Partei habe nichts von Ganterts Vergangenheit gewusst. Auch sei Gantert erst seit 2015 Mitglied der SVP und es habe damals keinen Grund gegeben, ihn nicht zu nomminieren. «Da haben wir einen Fehler gemacht», räumt Jucker ein, rechtsradikales Gedankengut könne die Partei genauso wenig unterstützen wie Drogengeschichten. Daraus zog die Ortspartei die Konsequenzen und schloss Gantert aus der Partei aus. Kandidat und damit wählbar bleibt er trotzdem, da die Listen bereits versandt wurden.

Nazitattoo und NPD-Like

Gantners dunkle Vergangenheit ist lang, wie die Zeitung aufdeckte. 2014 suchte er auf Facebook einen Tätowierer, der ihm ein NS-Symbol stechen könne. «88», die Abkürzung für «Heil Hitler», schrieb der Sozialhilfeempfänger einst auf Facebook. «Adolf Hitler» und «Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei» hat er auf der Plattform geliked. «Mit Rechtsextremität habe ich nichts am Hut», versucht Gantert gegenüber der «Schaffhauser AZ» klarzustellen. Trotzdem erzählt er gerne von seinem kurzen Gastspiel in der Jungnazigruppe «Rechte Freiheit». Zuhause bewahrt er gar verfassungsfeindliches Material aus der NS-Zeit auf – aus «wissenschaftlichem Interesse», wie er sagt. Für Gantner ist das alles «kalter Kaffee».

Verstoss gegen das Waffengesetz

Auch sein Vorstrafenregister ist beeindruckend. Führen eines Motorfahrzeuges in qualifiziert angetrunkenem Zustand (2.5 Promille), fahrlässige Verursachung einer Feuersbrunst, Vergehen gegen das Waffengesetz, mehrfache Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz. Für Gartner Kleinigkeiten. «Das war höchstens Mal ein halber Joint». Und das Vergehen gegen das Waffengesetz? Das sei ein Versehen gewesen. Das Material wurde zusammen mit einer Pistole bei einer Razzia in einer Bar sichergestellt, bei der Gantert damals als Geschäftsführer amtete. Mittlerweile wurde die Bar geschlossen – «wegen hygienisch unhaltbarem Zustand». (shu)

Publiziert am 09.09.2016 | Aktualisiert vor 10 Minuten