Zürich-Oerlikon: Hakenkreuze provozieren Albaner nach EM-Quali

20 minuten online: Sprayereien am Bahnhof Oerlikon beleidigen Albaner. Aufgetaucht sind sie nach der EM-Qualifikation der albanischen Fussballer.

Die Wände beim Nordausgang des Bahnhofs Oerlikon prägen am Montagmorgen diverse Graffiti – darunter Hakenkreuze und Parolen wie «Fuck Albania». Auch die Trennwände zur Baustelle sind verschmiert. Ein Mitarbeiter der Bauherrin Implenia ist damit beschäftigt, die Schriftzüge und Zeichen mit weisser Farbe zu übermalen. Er sagt, die Graffiti seien in der Nacht auf Montag aufgetaucht – also just nachdem sich Albanien für die Fussball-EM qualifiziert hatte. Gruppengegner Serbien hat die Qualifikation für die Endrunde schon vorher verspielt.

Bereits am späten Donnerstagabend kam es in Zürich-Oerlikon nach der TV-Übertragung des Spiels Albanien gegen Serbien in der Friesstrasse zu Ausschreitungen. Auch die neuen Graffiti ziehen sich von dieser Gegend bis zum Bahnhof Oerlikon. Der Schluss liegt also nahe, dass die Schriftzüge von serbischen Fussballfans stammen.

Ausdruck einer «anti-albanischen Haltung»

Das kann die Stadtpolizei nicht bestätigen. Experte Hans Stutz sagt jedoch, dass Hakenkreuze auch bei serbischen Rechtsextremen Verwendung finden. Dabei gelte, was bei allen Rechtsextremisten zutreffe: Wer das Hakenkreuz verwendet, will nationalsozialistische Ideologie propagieren – und muss in der Schweiz nicht mit Konsequenzen rechnen. Denn das Symbol ist legal.

Für Christian Ritter, Mitarbeiter am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaften der Uni Zürich, ist klar: «Hier werden verschiedene Symbole und Botschaften kombiniert, um eine anti-albanische Haltung auszudrücken.» Die Sprühfarbe diene dazu, die Botschaften da zu platzieren, wo sie auch wahrgenommen würden. «Solche Formen kennt man sowohl aus politischen Kontexten wie auch aus der Fussball-Fankultur», so Ritter.

Wichtige Fussballspiele seien oft von starken Emotionen begleitet. «Dazu gehört auch, dass diese Emotionen nach aussen getragen und sichtbar gemacht werden – insbesondere, wenn es starke Rivalitäten zwischen den Fans gibt», sagt Ritter. Dabei komme es nicht selten vor, dass über den Fussball auch politische Konflikte ausgetragen werden.

«Schuld ist die Politik»

Treffen Albaner und Serben im Sport aufeinander, kommen diese Konflikte oft zum Vorschein. Laut Arsim Hyseni, Präsident des FC Kosova, unbegründet: «Das gehört ganz klar nicht zum Fussball – solche Ausschreitungen finde ich schlimm.» Die Schuld gibt er den Politikern in den beiden Balkanstaaten. «Die EM-Qualifikation ist dort in den Medien zu stark politisiert worden», so Hyseni.

Deshalb gehe es bei den Spielen jeweils um mehr als die Freude am Sport und am Zuschauen. Hyseni: «Letztendlich steht der Stolz beider Völker einem friedlichen Match im Weg – gewisse Leute können nicht akzeptieren, dass es immer einen Gewinner und einen Verlierer gibt.» Eine Besserung verspricht sich der Vereinspräsident nur, falls die Politik künftig in den Hintergrund tritt. Seine Forderung: «Die Politiker sollen sich um die Politik und die Fussballer um den Fussball kümmern.» (ced)