Die Rechtsradikalen bitten zum Saufgelage

BernerZeitung

24 Stunden lang wollen sich Rechtsradikale am Wochenende in der Buchser Schützenstube betrinken.

Johannes Hofstetter

Alice Ribi fiel aus allen Wolken: Dass sie beziehungsweise ihr Mann Ernst die gemeindeeigene Schützenstube beim Schiessstand übers nächste Wochenende an Rechtsradikale vermietet haben soll, war ihr neu. «Ich bin überrascht und schockiert», sagte sie, als sie gestern über das geplante Treffen in «ihrem» Beizchen ins Bild gesetzt wurde. Wer die Stube benutzen will, konnte oder wollte Alice Ribi nicht sagen. Als ihr diese Zeitung die Namen von potenziellen Mietern (siehe unten) vorlas, schwieg sie sich seufzend aus.

Damenfussball-Fans …

Laut einem Communiqué des Berner Bündnisses gegen Rechts veranstalten die «Nordstadt Enthusiasten» am 1. Juni «eine 24-stündige Party». Das «Saufgelage» soll um 12 Uhr beginnen. Bei den Veranstaltern handelt es sich laut dem Bündnis um «eine Vereinigung von Damenfussball-Fans», der «mindestens zwei» regional bekannte Neonazis angehören.

… und Autofreaks

Gemeint sind damit der bereits wegen Schlägereien verurteilte Buchser Skinhead Martin Roth und sein Kompagnon Christoph Zeuger. Auf ihrer Website (www.nagu.ch) verweisen die «Nordstadt Enthusiasten» unter anderem auf den Moossedorfer und Burgdorfer «Bad Car Club». Dahinter verbergen sich gemäss dem Bündnis gegen Rechts «ein gutes Dutzend Naziskins aus den Regionen Bern und Burgdorf».Zu den «bösen Auto- fahrern» zählt laut der Mitteilung der Rahmbläser-Bombenbastler Patrick Zahnd, «einer der Köpfe der Skin-Vereinigung Nationale Offensive».

Skinhead als DJ

Wie das Bündnis weiter schreibt, bewegen sich auch die Betreiber der Website www.heartbeat-party.ch.vu im rechtsradikalen Umfeld. Die Betreiber dieser Site haben der Antifa Bern zufolge «bislang drei Technopartys in der Saalanlage Münchenbuchsee veranstaltet», wobei als DJ der Skinhead Christoph Zeuger gewirkt habe.Abgesehen davon hat das Bündnis gegen Rechts in Münchenbuchsee «verstärkte Aktivitäten der Neonaziszene» festgestellt: «Am 20. April starteten Faschos mehrmals Angriffsversuche auf die , und am letzten Freitagabend wurden beim Bahnhof je ein Hakenkreuz- und ein White-Power-Zeichen gesprayt», rapportiert die Bewegung.

Die Polizei analysiert

Buchsis Polizeiinspektor Hans Kuster ist über die fürs Wochenende geplante Party im Bild. Welche Massnahmen er ins Auge fasst, mochte er nicht verraten. «Jetzt setze ich mich mit Gemeindepräsident Walter Bandi zusammen und analysiere die Lage», stellte Kuster fest. Dass die mit zwei Mann dotierte Buchser Ortspolizei bei einer Rund-um-die-Uhr-Observierung der Alkoholorgie an ihre personellen Grenzen stossen könnte, schliesst der Inspektor jedenfalls nicht aus.