Aussage sorgt für Kopfschütteln

ZüriZeitung

Rütli Laut Annemarie Huber-Hotz sollen «alle Gesinnungen» auf dem Rütli feiern

Die Präsidentin der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, Annemarie Huber-Hotz, will Rechtsextreme an der Rütli-Feier dabei haben und stösst damit Politiker vor den Kopf.

Ihre Aussagen sorgen für Aufsehen: Die ehemalige Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz (FDP) will Rechtsextreme auf dem Rütli dabeihaben. «Ich hoffe, dass die Rechtsextremen zu uns kommen, aber auch friedlich sind», sagte sie am Freitag in einem Interview mit Radio DRS. Gegenüber unserer Zeitung meinte sie gestern: «Wir sind daran interessiert, dass sich alle Gesinnungen am 1. August auf dem Rütli versammeln. Solange sich die Rechtsextremen an demokratische Spielregeln unseres Staates halten, sind sie willkommen.»

Unter demokratischen Spielregeln versteht Huber-Hotz unter anderem: «Sie müssen die Redner auf dem Rütli respektieren.» Für die FDP-Frau ist ihre Position «eine liberale Haltung». Huber-Hotz ist als Präsidentin der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft für die Rütli-Feier zuständig.

«Ich habe Mühe damit»

Bei Politikern sorgen die Aussagen für Kopfschütteln: «Ich habe Mühe damit, Rechtsextreme aktiv aufs Rütli einzuladen», wird die Urner FDP-Nationalrätin Gabi Huber im «Sonntag» zitiert. Und der Zuger Alternative-Nationalrat Joseph Lang sagt in der gleichen Zeitung: «Rechtsextreme stellen die Gleichheit der Menschen in Frage. Sie aufs Rütli einzuladen, ist daneben.» Georg Kreis, Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus, warnt: «Lädt man Rechtsextremisten auf das Rütli ein, können sie diese Gelegenheit als Plattform nutzen.» Selbst wenn sie sich friedlich verhielten, dürfe man nicht vergessen, dass der Rechtsextremismus immer mindestens zwei Gesichter habe: «Nach aussen ist da diese Ordentlichkeit. In unbeobachteten Momenten aber gibt es gegen einzelne Wehrlose immer auch Zügellosigkeit und Grobheit bis hin zur Gewaltanwendung.»

Der Urner Sicherheitsdirektor Josef Dittli (FDP) sieht die Sache ähnlich wie Huber-Hotz: «Jeder Bürger soll sich aufs Rütli begeben dürfen, auch die Rechtsextremen.»

Allerdings nur solange sie sich friedlich verhalten. Dittli gibt aber zu bedenken: «Wenn 600 Rechtsextreme auf dem Rütli sind und lediglich 400 andere Festbesucher, dann ist das ein unschönes Bild.»

Pnos ist erfreut

Geradezu erfreut zeigt sich die Pnos über das Angebot von Huber-Hotz: «Wir würden das Angebot gerne annehmen, schliesslich waren und sind wir immer friedfertig», sagt Parteisprecher Renato Bachmann im «Sonntag». Allerdings lehne es die Pnos ab, am 1. August aufs Rütli zu kommen, solange das Ticketsystem bestehe.

Dieses System soll laut Huber-Hotz aber womöglich abgeschafft werden. Im Interview mit Radio DRS sagte sie: «Ich hoffe natürlich, dass wir irgendwann einmal mit dem Ticketsystem aufhören können.»

300 Rechtsextreme auf dem Rütli

Rund 300 Rechtsextreme haben sich gestern Nachmittag um 13.30 Uhr in Brunnen getroffen. Anschliessend sind sie mit dem Schiff zur Rütliwiese gefahren, wo sie eine eigene 1.-August- Feier abhielten. Der Aufruf zur Feier ist von der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) gekommen. Polizisten aus den Kantonen Uri, Schwyz, Zug und Zürich haben die Szene überwacht, aber nicht eingegriffen, da es keine Gesetzesübertretungen gab. Trotz eines Aufrufes blieb der Aufmarsch von Linksextremen aus.