«Sie mussten sich über die Autobahn retten»

Die Südostschweiz vom 10.11.2009

Nachdem es am vergangenen Wochenende wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen am Bar-&-Pub-Festival in Tuggen gekommen ist, meldet sich ein Angehöriger der Opfer zu Wort.

Tatjana Kistler

Das für zahlreiche Ausserschwyzer und Linthgebietler zur Tradition gewordene Bar-&-Pub-Festival in Tuggen sorgte erneut für negative Schlagzeilen. Laut Polizeiangaben soll es am frühen Sonntagmorgen zu wüsten Auseinandersetzungen zwischen zwei Gruppierungen gekommen sein. Involviert waren einerseits Personen, die der rechten Szene angehören, auf der anderen Seite eine Gruppe bestehend aus Ausländern sowie Schweizern (die «Südostschweiz» berichtete).

Laut Eigenrecherche der Veranstalter stammen die rechtsradikalen Schläger aus dem Glarnerland. «Denjenigen, die wir namentlich ausfindig machen können, droht Haus-, wenn nicht gar Arealverbot», erklärt Koni Marty, Mitveranstalter des Grossanlasses. Die Folge der Auseinandersetzung vom letzten Wochenende sind vier Verletzte, die ambulant im Spital Lachen betreut werden mussten. «Momentan werden Zeugen zum Tathergang vernommen und Anzeigen formuliert», erklärte Florian Grossmann, Mediensprecher Kantonspolizei Schwyz. Weiteres könne zum aktuellen Ermittlungsstand noch nicht kommuniziert werden.

Triftige Vorwürfe an Veranstalter

Schlägereien dieses Ausmasses sind in der Region keine Seltenheit mehr. Ein Angehöriger zweier Opfer meldete sich deshalb an den «March Anzeiger» und übte harsche Kritik am Sicherheitdispositiv des Veranstalters Impuls-Event: «Das Sicherheitskonzept des Anlasses ist für mich nicht nachvollziehbar, da es jedes Jahr zu solch brutalen Auseinandersetzungen mit der rechten Szene kommt», so der Augenzeuge. «Meine Brüder erlitten schwere Kopfverletzungen und mussten ins Spital gebracht werden, nachdem sie sich vor einer Bande Rechtsextremer über die anliegende Autobahn retten mussten», berichtet der Ausserschwyzer weiter. Es seien jedes Mal die gleichen Kreise, die für Scharmützel sorgten und in der Region berühmt berüchtigt seien. «Jedes Jahr terrorisieren dieselben Leute den Anlass. Aber dass nun meine eigenen Brüder um ihr Leben rennen mussten, gibt mir den Rest. Wieso bekommt solch ein Event kein vernünftiges Sicherheitskonzept? Ich werde alles unternehmen, dass die Firma Impuls-Event keine Bewilligung für das nächste Jahr erhält.»

Gewalttäter in Minderheit

Rolf Marty, Organisator des Bar-Pub- Festivals in Tuggen, meint zu den Vorwürfen: «Ich nehme jede Kritik sehr ernst, und wir tun unser Möglichstes. Die Halle selbst haben wir, im Gegensatz zu früher, gut im Griff. Eine Kompanie von 16 Sicherheitsleuten übernimmt die Überwachung. Dies sind zwei Personen mehr, als gesetzlich vorgeschrieben.»

Ein anderes Bild bietet sich auf dem Areal vor dem Eingangsbereich, wo es am letzten Wochenende zu wüsten Szenen gekommen ist. «Es ist wahr, dass es morgens um 3 Uhr immer wieder zu heiklen Situationen kommt. Darum stellen wir dieses Jahr Shuttle-Busse zur Verfügung, um die Partygäste möglichst schnell vom Areal wegschaffen zu können», so Marty weiter.

Ausserdem werde das ganze Areal ab 2 Uhr ausgeleuchtet und der Eingangsbereich mit Videokameras überwacht.

Laut dem Organisator seien die Schläger vom letztenWochenende gar nicht in der Halle gewesen: «Ich beobachtete wie die pöbelnden Gruppierungen per Telefon Verstärkung riefen, die binnen Minuten auf dem Areal eingetroffen ist.» So sei die Gewalt kein Problem des Anlasses, welcher jeweils rund 2200 friedliche Partybesucher anlocke, sondern ein in der Gesellschaft verankerter Konflikt.