Zehn Jahre «öppis bewege»

BernerRundschau

Herzogenbuchsee Das Jugendparlament Oberaargau jubiliert am 20. Juni

Das Jugendparlament Oberaargau wird 10 Jahre alt. Das ist nicht nur ein Grund zu feiern, sondern auch ein guter Zeitpunkt für einen Blick zurück. Eines steht fest: «Öppis bewege» verlief nicht immer wie geplant.

Marisa Cordeiro

«Das Jugendparlament wird heuer zehn Jahre alt. Das ist einer seiner grössten Erfolge», sagte Adrian Wüthrich. Er war an der Mitgliederversammlung des Fördervereins Jugendparlament Oberaargau (FVJO) anwesend, die am Freitag in Herzogenbuchsee stattfand. Zusammen mit einer Delegation des Jugendparlaments wagte er dort einen Blick zurück. «Die meisten Jugendparlamente überdauern nur wenige Jahre. Wir sind deshalb stolz und freuen uns auf diesen Anlass.»

Von den Ursprüngen

1995, an einem Workshop des Berner Jugendtags, kam dem damals 15-jährigen Adrian Wüthrich die Idee, im Oberaargau ein Jugendparlament zu gründen. Diese liess ihn nicht mehr los. «1997 nahm ich aus mir heute unbekannten Gründen an der Wirtschaftslandsgemeinde Oberaargau teil. Dort erhielt ich spontan die Chance, mein Vorhaben vor grossem Publikum vorzustellen. Die Idee erhielt sofort von Jugendlichen, Politikern und anderen Interessierten der Region Unterstützung.» Am 19. Juni 1998 wurde das JPO schliesslich gegründet. Kurz darauf schlossen sich interessierte Erwachsene und Gemeinden zum «Förderverein Jugendparlament Oberaargau» zusammen. Fortan unterstützte dieser das JPO mit einem jährlichen Beitrag von meist 12 000 Franken.

Erste Auftritte und Erfolge

40 Aktive, über die Mitgliederzahl konnte sich das JPO anfänglich nicht beklagen. Schon bald aber begann die Zahl stark zu schwanken, was sie auch heute noch tut. Eine besondere Herausforderung sei es zu Beginn gewesen, die Stossrichtung des JPO festzulegen, so Wüthrich. «Wir mussten die Anlässe von Grund auf neu erfinden.» Mittlerweile aber dürften etwa die Podien im Vorfeld der Abstimmungen sowie die Politabende als traditionelle Anlässe betrachtet werden. «Anfangs verstanden wir uns als einen Teil der Gesellschaft, der zu aktuellen politischen Themen aus jugendlicher Perspektive Stellung bezog. Mittlerweile aber geht es beim JPO eher darum, die Politik zu beschnuppern als sie selber aktiv zu machen.»

Wüthrich erinnerte sich an die Rettung des Centro Espanol in Langenthal. «Damit hatten wir den ersten Auftritt im Lokalfernsehen.» Als «lustig» bezeichnete er im Nachhinein die Aktion gegen den Bau der Bahn 2000: «Wir waren empört über die Schneise, die sich in den Wald gefressen hatte. Zum Protest pflanzten wir 200 Bäume quer darüber. Wir wollten, dass die gerodete Fläche anderswo wieder angepflanzt wird.» Die Aktion aber blieb wohl folgenlos, «ich habe nie eine Reaktion wahrgenommen.»

Unerfahrenheit hatte Folgen

Auch Simon Schärer, Präsident von 2001 bis 2002, und Ursula Löffel, Präsidentin von 2003 bis August 2004, gewährten an der Mitgliederversammlung des Fördervereins einen Einblick in ihre Erinnerungen. Dies, obwohl sie beide nicht anwesend waren. Stellvertretend las Sara Lehmann die verfassten Memoiren vor: «Vieles, das wir im Jugenparlament realisiert haben, war nur für den Moment», liess Schärer ausrichten. Als «unvergesslich» bezeichnete er beispielsweise den Fackelumzug gegen den rechtsextrem motivierten Angriff auf das Langenthaler Kulturzentrum Lakuz. Die Organisatoren des JPO hätte damals keine Ahnung gehabt, wie eine Demo zu organisieren sei. Umso überraschender sei die Botschaft des damaligen Langenthaler Polizeiinspektors gekommen, dass die linksextreme Szene sich schweizweit für den Fackelumzug mobilisiere. Die Spontanreaktion sei ein echtes Sicherheitsproblem geworden, der Anlass aber trotzdem mehr oder minder glimpflich verlaufen.

Die Amtszeit von Ursula Löffel versuchte dem JPO-Motto «Öppis bewege» besonders gerecht zu werden. Punkto Mobilität sollte die Moonlinerverbindung Bern- Langenthal bis Huttwil verlängert werden. Nach einer Galgenfrist musste der Betrieb aber wegen zu weniger Benutzer 2004 doch eingestellt werden. Unter Lukas Etter (Präsident bis 2007) ist das Engagement für die Neugestaltung des Wuhrplatzes Langenthal zu erwähnen. Darum werde er sich weiter kümmern, kündigte der aktuelle Präsident, Marco Pagani, an. Auch stehe der Höhepunkt für 2008 bereits fest: die Jubiläumsfeier am 20. Juni.