wird Wehrwolf Records von «Tom»,

SonntagsZeitung

«Daniel», «Oli», «Raffi» und «Steffi»,vier Männern und einer Frau aus dem Kanton Zürich, betrieben. Der 26-jährige«Daniel» ist kein unbeschriebenes Blatt: Er verkehrt seit Jahren in rechten Kreisenund taucht immer wieder an Nazi-Skin-Partys auf, zuletzt am 13. Juliin Hessenreuti im Thurgau. Der Informatiker, der seine Zugehörigkeit zurrechtsextremen Szene in der Öffentlichkeit vehement abstreitet, istführendes Mitglied der neu gegründeten Skinhead-Vereinigung «NationalkorpsLimmattal», auf dessen Website noch vergangene Woche offen für WehrwolfRecords geworben wurde.

Über das «Nationalkorps Limmattal» mischtWehrwolf Records auch an der Organisation des Hammerfestes 2002 mit,einer Konvention von Rechtsextremisten aus ganz Europa, dienächstes Wochenende an einem geheimen Ort in der Schweiz stattfindensoll. Bisher ist es den Wehrwolf-Hintermänerngelungen, ihre Umtriebe vor dem Bundesamt für Polizei (BAP) verborgen zuhalten. Dort hatte man bis vor wenigen Tagen noch nie von dem Konzertveranstalterund Musik-Label gehört.

Sollte sich ein Leader durchsetzen, würdedie Gefahr von rechts steigen Das Ziel der Gruppe ist aber nicht nur derVersand von Musik und die Durchführung von «Spassveranstaltungen»(O-Ton Wehrwolf Records), wo eifrig Neo-Rechte geworben werden, sondern auchder Einstieg in die Politik. So erklärte ein Wehrwolf-Exponent in derneusten Ausgabe der deutschen Nazi-Postille «Volkswille», man sei dabei,eine politische Dachorganisation zu gründen, die rechte Splittergruppen aufnationaler Ebene einen soll. Stolz verkündete der «Wehrwolf», man habe«einige sehr fähige Leute zur Mitarbeit gewonnen». Und weiter: «Politisch hoffeich, dass wir es in naher Zukunft schaffen, dass alle national Denkenden aneinem Strang ziehen.»

Genau davor warnt der Bund. «In deraktuell stark zersplitterten rechtsextremen Szene konnte sich bis heute keineallgemein anerkannte Führerfigur oder eine umfassende Dachorganisation etablieren»,schreibt das BAP im Staatsschutzbericht 2000. «Sollte sichkünftig ein Leader oder eben eine Partei durchsetzen, wäre eine erheblicheGefährdungssteigerung zu erwarten.» In den vergangenen Jahren hatte in derSchweiz vor allem eine Figur Führungspotenzial: der Thurgauer PascalLobsiger. Mit seiner Nationalen Aufbauorganisation (NAO) versuchte er, dierechtsradikalen Gruppierungen unter einem nationalen Dach zusammenzubringen.Mit wenig Erfolg. Der mehrfach vorbestrafte Lobsiger sitzt derzeit einesechsmonatige Gefängnisstrafe ab, nachdem er zwei Schwarze angegriffen undeine Massenschlägerei angezettelt hatte. Bei Wehrwolf Records weint Lobsigerniemand eine Träne nach. Im Gegenteil. «Leider war der Vorsitzende dieserOrganisation (Lobsigers NAO, Anmerkung der Redaktion) eher daran interessiert, sichselbst zu profilieren, als politisch etwas zu erreichen», sagt der Wehrwolf-Sprecher im«Volkswillen». Selbst will man es jetzt besser machen und distanziert sich vonGewalt. «Es ist kein Platz für Asoziale und Säufer, die unseren Ruf in den Dreckziehen», heisst es weiter. Am 1. August verhielten sich die Skinheadsauf dem Rütli dann auch völlig ruhig. Jürg Bühler vom Dienst für Analyse undPrävention beim BAP: «Der geordnete Aufmarsch auf dem Rütli zeigt, wie sehrsich die Szene bemüht, nicht negativ aufzufallen. Dies ist nicht zuletzt auchauf ihre Bestrebungen zurückzuführen, politisch Fuss zu fassen.»

Gesetzesrevision

Der Bundesrat hat beschlossen, dieEmpfehlungen der Arbeitsgruppe «Rechtsextremismus» umzusetzen und bis Mitte 2003 eine Botschaft für dieGesetzesrevision erarbeiten zu lassen. Unter anderem sind Kennzeichen rassendiskriminierender Bedeutung danachverboten (etwa Zeichen des Ku-Klux-Klan oder das Hakenkreuz des Dritten Reiches). Die Gründungrassendiskriminierender Vereinigungen soll unter Strafe stehen (z. B.Gruppen, die öffentlich zu Rassenhass aufrufen oderVerbrechen gegen die Menschlichkeit leugnen).