Winzenried geht: Verliert die Pnos ihren Stadtrats-Sitz?

Berner Zeitung vom 01.12.2009

Kathrin Holzer

Nach nur einem Jahr tritt Pnos-Stadtrat Timotheus Winzenried zurück. Ob damit auch die braune Ära im Langenthaler Parlament endet, ist allerdings offen. Noch hat die rechtsradikale Partei Zeit, einen Nachfolger zu bestimmen.

Es ist kein rühmliches Kapitel in der Langenthaler Politikgeschichte: Seit 2005 ist die Partei national orientierter Schweizer (Pnos) im Stadtparlament vertreten. 2004 war es Tobias Hirschi, der für die Rechtsextremen einen Sitz eroberte. Und auch 2008 blieb die Partei bei den Wahlen erfolgreich: Mit Timotheus Winzenried (22) konnte die Pnos ihren Platz im Parlament verteidigen.

Nun aber wackelt der Sitz der Rechtsextremen. Wie Timotheus Winzenried gestern eine Meldung des «Langenthaler Tagblatts» bestätigte, tritt er per Ende Jahr zurück. Ob die Partei selber einen Nachfolger stellen wird, ist fraglich.

Pnos sucht Nachfolger

Weil Winzenried 2008 als einziger Pnos-Kandidat zu den Wahlen antrat, rutscht nicht automatisch ein Ersatzkandidat nach. Dennoch hat die Partei die Möglichkeit, einen Nachfolger aus ihren Reihen zu stellen. Dies bestätigte gestern Stadtschreiber Daniel Steiner. Der Gemeinderat habe von Winzenrieds Demission Kenntnis genommen und der Pnos nun eine Frist gestellt, innert der sie einen Nachfolger bestimmen könne. Noch habe der Gemeinderat jedoch keine Rückmeldung erhalten.

Dominic Lüthard, Vorsitzender der Pnos Langenthal und Umgebung, erklärt: Es sei nicht einfach, Leute zu finden, die sich für die Partei öffentlich hinstellen wollten. Derzeit würden aber Gespräche mit möglichen Nachfolgern für Winzenried laufen. Diese wollten jedoch zuerst abklären, ob ein Bekenntnis zur Pnos keine beruflichen Konsequenzen für sie habe. Namen nennt Lüthard noch keine. Winzenrieds Vorgänger Hirschi komme aber «eher nicht» in Frage. «Er wollte ja auch nicht mehr zur Wahl antreten.»

Chance für die EDU

Sollte die Pnos keinen Nachfolger für Winzenried stellen, so würde davon die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) profitieren. Die Partei trat 2008 mit drei Kandidaten zu den Wahlen an und verbuchte 1401 Parteistimmen. Für den Einzug ins Parlament reichte dies zwar bei Weitem nicht aus. Nachdem FDP, Grünliberale und Pnos bereits von ihren Restmandaten profitierten, ist die Reihe nun aber trotzdem an der EDU.

Das beste Resultat für die Partei erzielte 2008 EDU-Präsident Michael Sigrist. «Ich könnte mir durchaus vorstellen, das Amt anzutreten», sagte er gestern auf Anfrage. Bislang habe er von Winzenrieds Demission und der daraus resultierenden Chance für die EDU aber nichts gewusst. Sollte die EDU tatsächlich ins Parlament nachrutschen, müsste die Situation daher sicher parteiintern besprochen werden. Klar ist für Sigrist aber: Die EDU würde den Sitz annehmen.

Entscheid noch diese Woche

Noch diese Woche will die Pnos entscheiden, ob sie den Stadtratssitz selber beansprucht. Es sei eine «verzwickte Situation», sagt Pnos-Chef Dominic Lüthard. Von einer parteiinternen Krise könne aber nicht die Rede sein – obgleich Winzenried nicht nur als Stadtrat zurücktritt, sondern auch der Partei den Rücken kehrt. Winzenried bestätigt: Sein «totaler Austritt» habe berufliche Gründe. Die Ausbildung beanspruche zu viel Zeit. Ob er der Pnos zu einem späteren Zeitpunkt wieder beitreten würde, könne er heute aber nicht sagen.

Dominic Lüthard bleibt indes zuversichtlich. Gemeinsam mit Raphael Würgler, Lotzwil, und allenfalls einem dritten Kandidaten will er denn auch zu den Grossratswahlen im Wahlkreis Oberaargau antreten. «Wir waren noch nie so stark wie jetzt», sagt er. Die Pnos Langenthal und Umgebung zähle derzeit rund 15 Mitglieder.