Wenig Rechtsnationale, viel Gegenwind

St. Galler Tagblatt: Gut 30 Teilnehmer zählte die Demonstration «echter Eidgenossen» am Samstag auf dem St. Galler Bahnhofplatz. In der Nähe protestierten derweil über 100 Antifaschisten. Trotz Störaktionen blieben die polizeilich begleiteten Kundgebungen friedlich.

ST. GALLEN. Organisiert wurde die rechtsnationalistische Kundgebung von Brigitte Hagen aus Oberentfelden und Diana Rüsch aus Widnau; beide waren Gründungsmitglieder der rechten Direktdemokratischen Partei Schweiz (DPS). Hagen, im Rollstuhl mit Yorkshire Terrier auf dem Schoss, betonte: «Wir gehören keiner Partei an.» Sie seien aus der DPS ausgetreten, als klar geworden sei, dass Gründer Ignaz Bearth ein Rechtsextremer sei; er sei jetzt Mitglied der ungarischen Jobbik-Bewegung. Sie tolerierten keine rassistischen Transparente und Extremisten, schrieben sie in ihrem Aufruf.

«Der ganze Bundesrat sollte zurücktreten», verlangte Hagen. «Es ist er schlechteste Bundesrat aller Zeiten. Das war auch der Tenor der Rede mit Megafon von Rüsch: «Wir echten Schweizer und Eidgenossen haben endgültig genug von der linken Politik in unserem Land.» Empört sind sie über «den Nichtvollzug der Ausschaffungs-Initiative».

Rassistische Weltsicht

Zwischen 100 (gemäss Polizei) und 150 Personen (laut Organisatorin Unia Jugend Ostschweiz) nahmen an der Gegendemo auf dem «roten Platz» im Bleicheliquartier teil: Ein Fahnenschwinger schwenkte eine schwarz-rote Fahne, Rap ertönte aus den Lautsprechern. Man frage sich, weshalb in der Schweiz rechtsextremes Gedankengut an Popularität gewinne, sagte Unia-Gewerkschaftssekretär Stefan Brülisauer in seiner Rede. In Wirtschaftskrisen versuchten Rechtsextreme die Unsicherheit der Bevölkerung zu nutzen. Die Fehler der kapitalistischen Produktionsverhältnisse versuche die Rechte auf Migranten abzuschieben. Dies sei nicht nur falsch, sondern auch eine zutiefst rassistische Weltsicht. Gegen Ende der Kundgebung beim Bahnhof mischten sich Linke unter die Zuhörer. Rund zehn Rechtsextreme tauchten am Rand auf. Pfiffe ertönten und Buhrufe. Linke skandierten «Alerta Antifaschista!» (Achtung Antifaschisten). Ein alter Mann brüllte: «Nieder mit der Demokratur!» Die Polizei suchte den Dialog mit den Störenfrieden. Daraufhin löste sich die Kundgebung friedlich auf.

Kritik an Stadt und Reimann

Die Juso Kanton St. Gallen beteiligte sich an der Demonstration gegen die «rechtsnationalen Kreise», die sich mit «klassischen nationalistischen Emblemen» und Sprüchen wie gegen «das nutzlose Asylantenpack» erkenntlich gezeigt hätten. Kritik äussert die Jungpartei an der Stadt, die sich geweigert habe «bekanntzugeben, wer hinter der Demonstration steht». Zudem fordert sie von SVP-Nationalrat Lukas Reimann, der «sich nach Aussagen der Rednerinnen bereit erklärte, eine Ansprache zu halten», sich von Rechtsnationalismus und Rassismus zu distanzieren. (sda/red.)