Untersuchung gegen Skins

Der Bund

LANGENTHAL / Die Polizei ermittelt gegen die rund 30 Skinheads, die in der Nacht auf Samstag in Langenthal randalierten. Regierungsstatthalter und Gemeinderat verlangen ein hartes Durchgreifen.

sim. «In solchen Fällen dürfen wir absolut keine Toleranz zeigen», sagt der Aarwanger Regierungsstatthalter Martin Lerch zu den Übergriffen von Rechtsextremen am Wochenende. In der Nacht auf Samstag haben etwa 30 Skinheads das links-autonome Langenthaler Jugendkulturzentrum (LaKuZ) verwüstet und anschliessend vor dem Spital eine Gruppe trauernder türkischer Staatsangehöriger angegriffen. Die Polizei schritt bei der zweiten Auseinandersetzung ein und konnte die Lage beruhigen (der «Bund» berichtete).

Gewalt verurteilt

In Stellungnahmen haben der Aarwanger Regierungsstatthalter und der Langenthaler Gemeinderat die Vorkommnisse seither scharf verurteilt und ein hartes Durchgreifen verlangt. «Hier helfen nur repressive Massnahmen, Prävention kommt zu spät», erklärt Gemeinderat Werner Meyer, für die öffentliche Sicherheit zuständig. Am Mittwoch hat der Gemeinderat Strafanzeige gegen die noch unbekannten Fehlbaren wegen Sachbeschädigung und Landfriedensbruchs eingereicht. Einen verstärkten Polizeieinsatz wird es in Langenthal aber vorerst nicht geben: Dazu fehlten die nötigen Mittel, erklärt Meyer, und eine «Spezialbewachung» für das LaKuZ lehne er grundsätzlich ab.

Harte Töne schlägt auch der Regierungsstatthalter an: Potenziellen Tätern müsse klargemacht werden, dass solche Vorfälle nicht toleriert würden. Lerch ist sich aber bewusst, selber wenig Mittel in der Hand zu haben, trotz der gesetzlichen Verpflichtung, «über die Wahrung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit im Amtsbezirk» zu wachen. Er hat die zuständigen Polizeibehörden und Untersuchungsrichter aufgerufen, ihre Handlungen bestmöglich zu koordinieren im Wissen, keine Weisungsbefugnis zu besitzen. Die Verurteilung rechter Gewalt sei ebenso als Appell an die Bevölkerung zu verstehen, ihrerseits einen Beitrag zu leisten und im Schadenfall eine Anzeige zu erstatten, sagt Lerch.

Motiv noch ungeklärt

Die Kantonspolizei vernimmt Täter und Opfer ein, je rund 30 Personen aus linken und rechten Kreisen sowie türkische Staatsangehörige, sagt Andreas Hosner, Chef der stationierten Polizei im Oberaargau. Weil nicht bei sämtlichen Personen vor Ort die Identität festgestellt

werden konnte, müssten vorerst alle involvierten Personen gesucht werden. In Momenten wie am Freitag abends seien «viele Emotionen und oftmals Alkohol» im Spiel, sagt Hosner. Von Angst auf Seiten der Polizei will er nicht reden, doch ein «mummeliges Gefühl» hätten die rund 15 Stadt- und Kantonspolizisten wohl schon verspürt. Unter den sofort kontrollierten Personen befanden sich vorwiegend Männer. Die Polizei versucht nun, die Schwere der Delikte festzustellen. Er gehe zurzeit lediglich von leichter Körperverletzung an drei Personen und keinem Waffengebrauch aus, sagt Hosner. Ob es dennoch zu einem Strafverfahren von Amtes wegen kommt, entscheidet Untersuchungsrichter Werner Pfister. Die Polizei suche ebenso nach den Motiven zur Tat, erklärt Hosner. Für Meyer hingegen ist klar: «Es handelt sich um eine spezielle Abrechnung Rechtsextremer mit der linken Szene.»