Schweizer Holocaust-Leugner weichen nach Italien aus

SonntagsZeitung

Vereinigung Vérité et Justice wurdegerichtlich aufgelöst, ist aber weiterhin aktiv

Graf: Auftritte in den USA

Aosta I – Die Einladung, die derSonntagsZeitung vorliegt, ist «persönlich und vertraulich» und bereits seit mehrerenWochen im Umlauf. Am Samstag, 21. September, lädt die Vereinigung Vérité etJustice, ein Zusammenschluss von Schweizer Holocaust-Leugnern, imitalienischen Aosta zu einem Kongress. Dabei soll auch der französischeHolocaust-Leugner Robert Faurisson, ein Star der Szene, einen Vortrag halten. Die Holocaust-Leugner von Vérité etJustice haben guten Grund, ihre Veranstaltung nicht in der Schweizdurchzuführen. Ihr Verein ist Anfang März gerichtlich aufgelöst worden, weil er zumRassismus aufrufe. Die zweite Schwierigkeit: Referent Faurisson ist imvergangenen Jahr vom Bezirksgericht Châtel-St-Denis FR in Abwesenheit wegenHolocaust-Leugnung zu einem Monat Gefängnis unbedingt verurteilt worden. DerReferent muss bei einer Einreise in die Schweiz mit der Verhaftung rechnen.

Die Rechtsextremisten nutzen dieitalienische Gesetzgebung aus Vérité et Justice hatte bereits vor demGerichtsurteil angekündigt, man werde sich einem allfälligen Auflösungsbeschlusswidersetzen. Auf einer ersten Einladung schrieben die Organisatoren imJuli noch, dass der genaue Ort den Angemeldeten der «privaten Zusammenkunft»erst später bekannt gegeben werde und dass man mit rund zwei StundenFahrt ab Genf und Lausanne rechnen müsse. Nun haben sie denInteressierten vor kurzem auch den Versammlungsort mitgeteilt: Classhotel imnorditalienischen Bergstädtchen Aosta, unweit einer McDonald“s-Filiale. Faurissons Vortrag reiht sich in eineganze Reihe ähnlicher Veranstaltungen. In den vergangenen Monaten ist Italienzunehmend zum Ort einschlägiger Veranstaltungen geworden, da gemäss denitalienischen Gesetzen Holocaust-Leugnung nicht strafbar ist.Bereits zum dritten Mal innert eines Jahres organisiert die neofaschistischeVereinigung Nuovo ordine europeo eine einschlägige Konferenz. Thema derVeranstaltung am 12. Oktober in Verona ist gemäss Ankündigung die «Erinnerung an dieMillionen ziviler Opfer im Namen der Demokratie und ihrer Lügen».

Schweizer Holocaust-Leugner schon zumzweiten Mal dabei Bereits zum zweiten Mal findet dieKonferenz mit Schweizer Beteiligung statt, nachdem vor einem Jahr derJustizflüchtling Jürgen Graf in Trieste ein Referat gehalten hatte. In Verona sollen nun derLausanner Alt-Faschist Gaston-Armand Amaudruz sowie René-LouisBerclaz von Châtel-St-Denis (Sekretär von Vérité et Justice)auftreten. «Falls die Schweizer Justiz es erlaubt», schreiben die Organisatoren inihrer Einladung. In der Tat: Die beiden Westschweizer sindwegen Widerhandlung gegen die Rassismus-Strafnorm zu unbedingtenGefängnisstrafen verurteilt worden und erwarten ein Aufgebot für denStrafvollzug.

Hans Stutz

Graf: Auftritte in den USA In der Schweiz sind mehrere Exponenten derUniversalen Kirche wegen Widerhandlung gegen dieRassismus-Strafnorm verurteilt worden, nachdem sie antisemitische Äusserungen ihresSektenoberhauptes Peter Leach-Lewis weiterverbreitet hatten. Nun hat Leach-Lewis Anschluss bei denHolocaust-Leugnern gefunden und Mitte Juni 2002 an einer mehrtägigenKonferenz in Washington beim Festbankett die «Anrufung» gehalten.Leach-Lewis habe dabei, so steht es in einem Veranstaltungsbericht, im Namen derUniversalen Kirche mehreren Kongress-Teilnehmern «persönlicheGeschenke» überreicht – wegen ihrer angeblichen «Verdienste» für dieUS-amerikanische Souveränität und Freiheit. Zu den Washingtoner Konferenz-Rednernzählte übrigens auch der Schweizer Jürgen Graf, der sich seinerGefängnisstrafe durch Flucht aus der Schweiz entzog.