«Strafanzeige hätte keine schlechten Chancen»: So steht es in der Kontroverse um den fragwürdigen Mieter in einer Liegenschaft der Stadt St.Gallen

St. Galler Tagblatt. Ein Atelierinhaber im Palace-Gebäude bezeichnet seine Kunst als «arisch». Trotz grosser Empörung anderer Mieter über die rassistischen, antisemitischen und volksverhetzenden Inhalte soll der Künstler bleiben dürfen. Gemäss eines Strafrechtsprofessors ist jedoch eine nähere Analyse notwendig.

Im Palace am Blumenbergplatz ist Feuer im Dach. Es sind happige Vorwürfe, die elf Mietparteien im Dezember in einem Brief an den Stadtrat formulieren. Vergangenes Jahr kamen sie dahinter, was ein Ateliermieter im Palace-Gebäude, ein 69-jähriger Deutscher, in sozialen Medien von sich gibt. Es sind rassistische, antisemitisch und volksverhetzende Inhalte, die der Maler und Bildhauer auf Facebook postet. In einem Beitrag bezeichnet dieser seine Kunst als «arisch».

Im März 2016 schreibt der Künstler nach dem Malen eines Bildes von «arischer Kunst».
Auch zum 2016 gemalten Konterfei einer schwarzen Frau an der Fassade der Offenen Kirche am Unteren Graben äussert er sich ausfällig. In fast allen Beiträgen hat der 69-Jährige den Buchstaben W im Wort Schwarze absichtlich grossgeschrieben und so das Wort Warze betont.
Der Künstler teilt den Beitrag eines Holocaust-Leugners.

Bilder: Screenshots Facebook

Das Mieterkollektiv – von Gewerkschaften, der SP bis hin zu Agenturen – sucht das Gespräch mit der Stadt, die die Ateliers im Gebäude an der Zwinglistrasse vermietet, und fordert den sofortigen Rauswurf des Künstlers. Stadtrat Markus Buschor zitiert diesen zu einer Unterredung in sein Büro. Dabei habe der Mann glaubhaft dargelegt, weder «arische Kunst» zu verfassen, noch nationalsozialistisch gesinnt zu sein. Buschor belässt es bei einer mündlichen Ermahnung. Im März machte das «Tagblatt» den Fall publik.

Künstler vermutet Rache- und Diffamierungsaktion

Der Künstler selbst sagte damals, seine Äusserungen seien aus dem Zusammenhang gerissen. Das Mieterkollektiv betreibe eine Racheaktion gegen ihn. Man versuche, ihn mit uralten Posts, die rein privat wie spontane Tagebucheinträge zu verstehen seien, zu diffamieren und aus dem Palace rauszuekeln.

Seit der Veröffentlichung wird jetzt hinter verschlossenen Türen diskutiert. Das Mieterkollektiv fordert vom Stadtrat weiterhin, dass die online gemachten Aussagen rasch und sauber abgeklärt werden. Denn die rassistischen Postings hätten keinesfalls aufgehört. Der 69-Jährige verbreite seine Ansichten neuerdings auf Telegram. Zum Beweis senden die Mietparteien Screenshots davon dem Stadtrat.

«Wir gehen den neuen Vorkommnissen nach», sagt Baudirektor Markus Buschor. Anfangs M