Solterpolter

BernerZeitung

Der Richter lässt Rechtsextreme schmoren

Immer noch in Haft sind der Schütze und seine Komplizen, die den Anschlag auf das Solterpolter-Gebäude in Bern verübt haben. Möglicherweise werden sie bis zu ihrem Prozess gar nicht freigelassen.

*Jürg Spori

Über zwei Wochen nach den Schüssen auf die «Solterpolter»-Unterkunft von Linksaktivisten im Berner Marzili-Quartier sitzt der Schütze aus Ittigen immer noch in U-Haft. Auch seine beiden Komplizen aus der rechtsradikalen Szene lässt der Richter noch hinter Gittern schmoren.
Das bestätigte gestern Untersuchungsrichter Hermann Wenger der BZ: «Die drei Männer werden einvernommen.» Wann die richterlichen Verhöre gegen die drei abgeschlossen sind, wollte Hermann Wenger aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt geben. Der Untersuchungsrichter wollte auch nicht sagen, wann und ob die Inhaftierten aus dem Untersuchungsgefängnis entlassen werden. Denn: «Ob die Männer überhaupt vor ihrem Prozess noch in Freiheit kommen, ist unklar», betonte er.

Schütze ist geständig
«Sieg-Heil»-Rufe hallten am 10. Juli vor dem Solterpolter-Gebäude im Berner Marzili-Quartier durch die Nacht. Dann schoss der 22-jährige Mann aus Ittigen mit dem Sturmgewehr gegen die Unterkunft der Linksaktivisten. Er feuerte mehrere Sturmgewehr-Magazine mit Kriegsmunition GP-90 ab. Und zwar auch in Seriefeuer. Eine Kugel durchlöcherte die Wand unter der Matratze einer Frau. Ein junger Mann rannte um sein Leben und warf sich zu Boden, als die Kugeln um seinen Kopf flogen. Wie durch ein Wunder wurde im Kugelhagel keiner der «Solterpolter»-Bewohner verletzt. Nach der Schiesserei stellte die Polizei Dutzende von Gewehrhülsen und Einschlaglöcher im Gebäude fest. Nach dem Anschlag leistete die Polizei ganze Arbeit: Nur wenige Stunden nachdem er am morgen die Schüsse abgefeuert hatte, nahm sie in Ittigen den Schützen fest. Auch sein Gewehr und rechtsradikale Literatur wurden sichergestellt. Der 22-jährige Schütze, der in der Zwischenzeit ein Geständnis abgelegt hat, lag im Bett. Fahrer chauffierte Schütze
Nach dem Anschlag suchte die Polizei auch ein jeepähnliches Fahrzeug. Nur vier Tage später ging der 19-jährige Fahrer dieses Gefährtes der Polizei in Wabern ins Netz. Und auch dieser legte ein Geständnis ab: Er sei in dieser Nacht mit dem Schützen aus Ittigen ins Marzili gefahren. Doch gegenüber den Untersuchungsbehörden sagte er aus, dass er nicht aufs «Solterpolter»-Gebäude geschossen habe. Auch er stammt aus der rechtsradikalen Szene. Festnahme im Wallis
Zur gleichen Zeit nahm die Walliser Polizei im Auftrag der Berner Stadtpolizei im Wallis einen weiteren Berner fest. Er wird ebenfalls verdächtigt, an der Schiesserei im Marzili beteiligt gewesen zu sein.

Auch in Münchenbuchsee
Gegenwärtig wird auch ermittelt, ob einer der drei Inhaftierten Ende Mai in Münchenbuchsee Jugendliche verprügelt hat.
«Das ist nicht auszuschliessen», sagte Untersuchungsrichter Hermann Wenger. Die Mutter eines Opfers schilderte der BZ, wie ihr Sohn von Rechtsextremen angegriffen wurde. Der Lehrling sass abends mit Freunden im «Uedeli» und hörte aus dem Radio Musik. «Plötzlich tauchten aus der Dunkelheit Typen auf», erzählt die Mutter. «Wär wott zersch», hätten sie gerufen und sofort auf die Jugendlichen eingeschlagen. «Mein Sohn konnte sich losreissen und ins Haus des ehemaligen Schulvorstehers rennen. Dieser avisierte sofort die Polizei.» Zwei der Freunde ihres Sohnes wurden verprügelt und dabei verletzt. Kapo-Mediensprecher Peter Abelin bestätigte, dass Anzeigen im Zusammenhang mit dem Vorfall eingereicht worden sind.*