Rechtsextremen-Treffen in letzter Minute vereitelt

BernerZeitung

Diesen Donnerstag hätte die Rockband Indiziert in Thunstetten ihre CD taufen wollen. Doch jetzt haben die Gemeinde-behörden den Anlass verboten: Die Band wird der rechtsextremen Szene zugeordnet.

Hektik gestern Montag auf der Thunstetter Gemeindeverwaltung. Da machte die antifaschistische Berner Gruppierung Antifa publik, dass das gemeindeeigene Schützenhaus in der Lengmatt am Donnerstag Schauplatz eines anrüchigen Events zu werden drohe: Die Burgdorfer «Indiziert», gemäss Antifa eine «Nazi-Rockband», werde dort am 30. Dezember ihre erste CD taufen ? Titel: «Eidgenössischer Widerstand».

Einschlägig bekannt

Tatsächlich besteht die dreiköpfige Band nach Informationen dieser Zeitung durchwegs aus einschlägig bekannten Leuten: die Burgdorfer Brüder Alex und Cédric Rohrbach, beide Anfang 20, sowie Dominic Lüthard (21) aus Glashütten AG. Letzterer ist der Bruder von Pascal Lüthard, dem Stützpunktleiter der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos). Die Pnos war im Herbst in die Schlagzeilen geraten, weil mit Tobias Hirschi einer ihrer Vertreter ins Langenthaler Stadtparlament gewählt wurde. Ein bisher einmaliger Vorgang in der Schweiz. Und alle drei Bandmitglieder sind bereits wegen rechtsextrem motivierter Gewalt mit dem Gesetz in Konflikt geraten.

Bewilligung erschlichen

Kein Wunder, fielen die Thunstetter Gemeindebehörden ob dieser Umstände aus allen Wolken. Dass sie den Anlass zuerst bewilligten, ist freilich erklärbar: Bei der Anfrage hatten die rechten Organisatoren falsche Angaben gemacht. Schützenpräsident Heinz Waldmann: «Uns wurde gesagt, es gehe um eine ganz normale private Geburtstagsparty. Zudem war die Person, mit der wir verhandelten, offenbar nur ein Strohmann.»

Für Hans Stutz, Beobachter der rechtsextremen Szene in der Schweiz, ist das «ein bekanntes Vorgehen». Er kennt die im Januar dieses Jahres gegründete Burgdorfer Band Indiziert: «Ihre Liedtexte bewegen sich im Grenzbereich der Legalität.»Nach Rücksprache mit der Kommission für öffentliche Sicherheit hat Gemeindepräsidentin Christine Röthlisberger dennoch sofort die Notbremse gezogen: «Unter diesen neuen Voraussetzungen hätte es nicht zuletzt auch eine Gastgewerbebewilligung gebraucht.»

Was Thunstetten noch stoppen konnte, war einst Wiedlisbach nicht gelungen: Im Dezember 1999 trafen sich in der Froburghalle rund 300 Neonazis zu einem Konzert. Die Organisatoren hatten die Bewilligung ebenfalls aufgrund falscher Angaben erhalten. Weil sie keine Gastgewerbebewilligung hatten, wurden sie gebüsst. Und die Gemeinde ihrerseits erhielt vom Statthalter eine Rüge: Sie müsse ihre Kontroll- und Aufsichtspflicht verbessern.sae