Polizei wusste es, der Wirt nicht

Der Bund

WORBEN / Eine Geburtstagsparty, welche letzten Samstag im Fischereipark stattfand, hat bei der Kantonspolizei für Aufsehen gesorgt. Der Grund: Die meisten der jugendlichen Gäste stammten aus rechtsextremen Kreisen. Der Wirt fühlt sich von ihnen missbraucht.

pst. «Die haben unsere Gutmütigkeit missbraucht», klagt Hans Beyeler, Besitzer des Fischereiparks in Worben. Missbraucht fühlt er sich von den Skinheads, die am vergangenen Samstag ein als Geburtstagsparty deklariertes Treffen im Worbener Fischereipark veranstaltet haben. «Wenn wir gewusst hätten, um was für einen Anlass es sich handelt, hätten wir das nie zugelassen», sagte Beyeler gestern. Er habe lediglich von seinem Sohn gewusst, dass ein paar von dessen Bekannten eine Geburtstagsparty machen wollten. Erst als die Polizei an Ort und Stelle eingetroffen sei und eine Kontrolle durchgeführt habe, sei ihm aufgefallen, dass «unter den Gästen auch bekannte Gesichter waren, die sonst ab und zu im Fischereipark verkehren» und von denen er gewusst habe, dass sie einen «Hang nach rechts» hätten. «Doch die kommen mir nie mehr ins Haus», sagt Beyeler.

Bekannt oder unbekannt?

Sein Sohn Andreas hingegen scheint an der Rechtslastigkeit seiner Gäste keinen Anstoss zu nehmen. «Gäste sind einfach Gäste, und solange sie anständig sind und bezahlen, geht mich alles andere nichts an», sagt er. Andreas Beyeler bestreitet auch, das 20-jährige Geburtstagskind, zu dessen Ehre das Fest veranstaltet worden war, gekannt zu haben. Sein Vater hingegen weiss mehr: «Der war ab und zu bei uns zu Gast», sagt er. Er wisse, dass der 20-jährige Rechtssympathisant von seinen Kollegen «Rübe» genannt werde. Mit von der Partie sei auch «Chrömli» gewesen, der aus einem Dorf aus der näheren Umgebung stamme und der ihm schon zuvor als aktives Jungmitglied der Schweizer Demokraten bekannt gewesen sei.

Kantonspolizei war informiert Gewusst hat auch die Kantonspolizei allerhand. Nachdem sie bereits vergangene Woche aus dritter Hand über den Anlass informiert worden sei, so Jean-Pierre Eicher, Leiter der Fachstelle Staatsschutz bei der bernischen Kantonspolizei, habe die Polizei denn auch bereits im Vorfeld der Veranstaltung Ermittlungen eingeleitet. «Aus verlässlichen Quellen wussten wir, dass verschiedene namhafte Szenengänger an diesem Samstag in Worben anwesend sein werden», sagt Eicher. Soweit ihm bekannt sei, sei dies der erste Fall dieser Art, welcher der Kantonspolizei in Worben gemeldet worden war. Dennoch wollte die Polizei den Anlass nicht verhindern. Sie hatte stattdessen beschlossen, mit zwei Kontrollposten die Partygänger am Samstag an Ort und Stelle abzufangen. «Solche Anlässe sind eine gute Gelegenheit, neue Erkenntnisse über die Szene und die darin involvierten Personen zu gewinnen», sagt Eicher. Insbesondere gehe es in solchen Fällen darum, rechtsextremes Propagandamaterial, Schusswaffen, Schlagstöcke und Ähnliches sicherzustellen. Zudem seinen die anwesenden Personen kontrolliert und ihre Personalien aufgenommen worden. KeinMaterial beschlagnahmt Verdächtiges Material hat diePolizei bei den rund 50 Partygästen allerdings nicht gefunden. Die Anwesenden waren laut Angaben der Polizei zwischen 18 und 25 Jahre alt und stammten hauptsächlich aus der Region Lyss, aus Bern und Umgebung sowie aus den Kantonen Solothurn, Zürich und Thurgau. Die Polizei habe sich nach der Kontrolle, welche die Jugendlichen anstandslos über sich ergehen liessen, wieder zurückgezogen, sagt Eicher. «Die Party selber durften wir nicht betreten, denn das gehört in den Bereich der Privatsphäre.»