Marcel Strebel ? der Spucker vom «Zischtigs-Club»

Blick

VON SIMONE REICH

BURGDORF BE ? Kaum ein anderer Rechtsextremer hat die Schweiz so in Atem gehalten wie Marcel Strebel (51). Der einstige Stahlbau-Monteur wurde am 22. August 1989 zur nationalen Berühmtheit, als er im «Zischtigs-Club» ein farbiges Mannequin bespuckte.

Schon während seiner Kindheit in Wohlenschwil AG gehören Hass und Gewalt zu Marcel Strebels Leben. In der Schule hetzt er gegen Ausländer. Als Jugendlicher tritt er der Rockerbande «Black Dogs» bei. 1971 verprügelt seine Schlägertruppe in Luino TI drei italienische Polizisten.

Obwohl er alle Nicht-Schweizer verabscheut, verdient Strebel sein Geld im Ausland. Als Stahlbau-Monteur arbeitet er in 23 verschiedenen Ländern. Wegen Problemen mit Rücken und Herz wird er später Chauffeur.

Ende der 80-er Jahre lebt Strebel mit seiner Frau und den beiden Töchtern in Gersau SZ. 1989 dann der Eklat: Im «Zischtigs-Club» schockiert er mit seinen Hasstiraden. Und er bespuckt ein farbiges Mannequin.Zur selben Zeit gründet Strebel zusammen mit den Zugern Otto Rölli und Peter Kluser die «Patriotische Front». Das Trio leitet den «Frontenfrühling 1989» ein ? erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg treten Rechtsextreme in der Schweiz wieder an die Öffentlichkeit.Das Dorf Gersau ist empört und will Strebel weghaben. Doch der hat neben der Haustür ein Gewehr stehen und vertreibt alle, die seine Ruhe stören.

Drei Monate nach dem «Zischtigs-Club»-Eklat stürmt Strebel mit 60 Männern seiner «Patriotischen Front» das Asylbewerberheim in Steinhausen SZ. Der Heimleiter wird niedergeschlagen, die Strebel-Schläger zertrümmern Fenster. Später wird Strebel zu 20 Tagen Haft verurteilt.

1991 kandidiert Strebel im Kanton Schwyz mit der «Partei für die Zukunft» erfolglos für den Nationalrat. Die Partei erhält aber auf Anhieb 6,4 Prozent der Stimmen.In der Nacht auf den 6. September 1994 begeht Strebel seine verhängnisvollste Tat. Mit Freunden veranstaltet er ein Saufgelage auf einem Parkplatz in Brunnen SZ. Als die Polizei für Ruhe sorgen will, schiesst er mit seinem Sturmgewehr 90 auf die Beamten. Die Polizisten können Strebel mit einem Schulterschuss stoppen. Der Fremdenhasser wird zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Doch als Strebel am 11. Januar 2000 seine Strafe antreten soll, ist er spurlos verschwunden. Einen Monat später wird der bärtige Schweizer in Spanien gesichtet: Obwohl auf der Flucht, verhält er sich auffällig, schlitzt bei fremden Autos Pneus auf. Die Polizei nimmt ihn fest. Mit der Auflage, sich alle zwei Wochen zu melden, lässt sie ihn wieder laufen.Strebel geniesst das süsse Leben in Spanien: Auf Campingplätzen fällt er als Zechpreller auf, er vergnügt sich mit Dirnen und hält Neugierige mit seinem Dobermann fern.

Im Juli 2000 steht Strebel am Zoll von Genf-Perly. Er sei der Herr Strebel, sagt er. Und: «Ich muss ins Gefängnis.»Strebel sitzt seine Strafe in Lenzburg ab. Die letzten Monate verbringt er in Halbgefangenschaft. Am 22. Juni wird er vorzeitig entlassen. Schon vorher hat er via Radio Central verkündet: «Ich habe eine Abrechnung vor. Falls sie misslingt, kehre ich halt wieder in die so schöne Strafanstalt Lenzburg zurück.»