PNOS Berner Oberland Aufgelöst

Im Jahr 2006 gründeten die Betreiber des zutiefst antisemitischen Bund Oberland die Oberländer Sektion der PNOS. Als Vorsitzende amtierten zunächst Mario Friso, ein langjähriger Neonazi und ehemaliger Antifa-Aktivist aus Spiez, und Michael Haldimann, damals bereits im Bundesvorstand der PNOS aktiv. Unter ihrer Führung avancierte die PNOS Berner Oberland (BeO) bald zum Sammelbecken für rechtsextreme Kreise aus dem gesamten Berner Oberland.

Inhaltlich ging die Sektion zuerst relativ unabhängige Wege. Insbesondere Friso machte – eventuell aus Rücksicht auf seinen eigenen Werdegang – keinen Hehl aus seinen Querfront-Gelüsten. Mehr und mehr entwickelte sich die PNOS BeO aber zu einer der einflussreichsten Sektionen der PNOS und prägte deren Erscheinung über mehrere Jahre hinweg nachhaltig. Ein beträchtlicher Teil der (offiziellen und inoffiziellen) PNOS-Führungsriege stammte denn auch aus der Region. Zu erwähnen sind nebst Friso und Haldimann auch Manuel Prantl (Webmaster), Adrian Spring (Verwalter) und Jordi de Kroon (Sekretär).

Ausserparlamentarische Aktivitäten

In ihren Stellungnahmen und Interviews versuchte die Oberländer Sektion, die soziale Frage mit einem fanatischen Nationalismus zu verbinden. Diese Kombination setzte sie mit 1.-Mai-Demos zum «Tag der nationalen Arbeit» oder mit Projekten wie der «Kameradschaft Nationaler Sozialismus» um. Trotz der theorielastigen Orientierung der PNOS Beo beteiligten sich deren Exponenten jedoch bis heute nie an kommunalen Wahlen. Vielmehr fielen sie durch ausserparlamentarische Aktivitäten auf: So organisierten sie 2008 gemeinsam mit der Kameradschaft Morgenstern ein Konzert in Wimmis mit mehreren rechtsextremen Bands wie Legion of Thor (DE), Eugenik (DE) und X.x.X (DE). Auch Vorträge und Infoabende, oft mit ausländischen Neonazis, waren Teil ihres Repertoires. Der Hammerskin Friso unterhält denn auch bis heute beste Kontakte zur rechtsextremen Szene in halb Europa – zum Beispiel auch nach Thüringen, ins Umfeld der im November 2011 aufgeflogenen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) – und tritt mitunter auch gemeinsam mit der deutschen Nazi-Band Kraftschlag auf.

Seit Friso und De Kroon im Sommer 2009 von ihren Posten zurücktraten, wurde es ruhiger um die Oberländer Sektion. Offensichtlich hatten einige Aktivisten ihren Schwerpunkt auf den Vertrieb von rechter Musik verschoben (vgl. Holy War Records) oder sich ganz aus der Sektion zurückgezogen. Die jungen, unbedarften Nachfolger um Marco Gaggioli und Marcel Gafner bemühten sich zwar, den Kurs der Sektion beizubehalten und weiterhin mit nationalistischen Themen Personen zu rekrutieren. Die politischen Aktivitäten sind jedoch nach und nach gänzlich versiegt, bis Mitte 2012 die Sektion offiziell aufgelöst wurde. Ungefähr ein Jahr später wurde zwar – analog zur Strategie in anderen Regionen – das «PNOS Infoportal Berner Oberland» eröffnet, auf welchem aber bislang nur wenige und meist kurze Berichte veröffentlicht wurden. Als die PNOS im Sommer 2016 ihre Parteistrukturen zum wiederholten Male veränderte, wurde das Infoportal erneut geschlossen und in die neue Kantonalsektion Bern überführt.