Nicht einfach zur Tagesordnung übergehen

Berner Rundschau

Roggwil Einwohner schauen nicht tatenlos zu und planen deshalb eine Aktionen gegen den Rassismus

In einer Fabrikhalle haben sich Rechtsextreme eingemietet. Bei einem türkischen Imbiss wurde eine Fensterscheibe eingeschlagen, und am Maibaum fehlten die Schilder mit fremd klingenden Mädchennamen. Das ist genug, finden nun rund 20 Roggwiler und lancieren eine Aktion.

Christian Liechti

In den letzten Wochen und Monaten haben sich in Roggwil rechtsextreme Vorfälle gehäuft. Wie diese Zeitung aufdeckte, nistete sich in einer alten Fabrikhalle die Nazi-Rockband Indiziert ein, die dort ihre Lieder mit nationalsozialistischem Gedankengut einstudiert. Ein weiterer Vorfall sorgte im Frühling im Dorf für Aufruhr: Am Maibaum fehlten die Namensschilder der Mädchen aus fremden Kulturen. Und wie Recherchen ergaben, wurde bereits im vergangenen Jahr die Scheibe eines türkischen Imbisses im Dorf eingeschlagen und Kleber mit eindeutig rassistischem Inhalt angebracht.

Gegenreaktion ausgelöst

Diese Tendenzen, findet eine lose Gruppe von Einwohnern, soll nicht ohne Antwort bleiben. Deshalb haben sich rund 20 Roggwiler um Markus Zimmermann zusammengetan und die «Roggwiler Erklärung» lanciert. Das Papier, plant die Gruppe, soll in den nächsten Tagen an alle Haushalte verschickt werden. Darin nimmt die Gruppe unter anderem wahr:

– dass es unter Kindern und Jugendlichen zu Auseinandersetzungen kommt und dabei zunehmend Gewalt angewendet wird;

– dass viele Jugendliche rechtsextremes Gedankengut als Lösungsansatz akzeptieren und von dort Unterstützung empfinden;

– dass es daher in der Schule Gruppen mit rechtsextremen Ansichten gibt und diese von aussen gefördert und unterstützt werden;

– dass deshalb am Maibaum die Namen der Jungbürgerinnen fehlten, die fremd klingende Namen trugen;

– dass Verantwortliche in Parteien und Vereinen die Situation verharmlosen und nicht auf die wirklichen Probleme der Kinder und Jugendlichen eingehen.

Deshalb will die Gruppe dafür einstehen,

– dass Lehrpersonen sich dafür einsetzen;

– dass Gewalt eingedämmt und die Integration von andersartigen Schülerinnen und Schülern unterstützt wird;

– dass Schüler und Eltern über rechtsextreme Übergriffe und die Hintergründe des Rechtsextremismus informiert werden;

– dass Gewalt und Ausgrenzung keine Lösung für Probleme sind und Dialog und Information notwendig sind;

– dass sämtliche Institutionen der Gemeinde immer wieder Zeichen setzen und Anlässe durchführen für die Förderung von Toleranz und Vertrauen zwischen Angehörigen aller Nationalitäten und Glaubensgemeinschaften.

Mehr als nur schöne Worte

Am 3. November ist ein «Impulsanlass» zu diesem Thema geplant. Gemäss Markus Zimmermann solle klar werden, dass viele Roggwilerinnen und Roggwiler Rechtsextremismus und Rassismus nicht akzeptierten.