Nazirocker darf nicht mehr unterrichten

Bund

Die Gewerblich-industrielle Berufsfachschule Langenthal trennt sich von einem Teilzeit-Informatiklehrer, der Mitglied der rechtsextremen Band Indiziert ist

«Ich will diese Gesinnung an unserer Schule nicht», sagt Rektor Thomas Zaugg. Daher haben sich die Gewerblich-industrielle Berufsfachschule Langenthal und der Neonazi Cédric Rohrbach im gegenseitigen Einvernehmen getrennt.

stefan von below

Fachlich sei dem 22-jährigen Informatikstudenten überhaupt nichts vorzuwerfen, betont Thomas Zaugg – im Gegenteil. «Auf seinem Gebiet ist er sehr gut», sagt der Rektor der Gewerblich-industriellen Berufsfachschule Langenthal. Auch eine Befragung der Schüler habe nichts Negatives ergeben.

Und doch hat die Schule letzten Herbst beschlossen, das Arbeitsverhältnis mit Cédric Rohrbach nach dreieinhalb Monaten im gegenseitigen Einvernehmen aufzulösen, wie die Gratiszeitung «20 Minuten» berichtet. «Jemand hat mir erzählt, dass er in der rechtsextremen Szene verkehrt», sagt Zaugg. Als er darauf die Homepage der Nazirockband Indiziert angeschaut habe, deren Schlagzeuger Rohrbach ist, sei der Fall für ihn klar gewesen. Ein Lehrer, der extremes Gedankengut verbreite, sei für eine öffentliche Schule nicht tragbar. «Wir sind offen, aber nicht extrem», so Zaugg. «Ich will diese Gesinnung an unserer Schule nicht.»

Lehrpersonen hätten eine Vorbildfunktion und müssten politisch neutral sein, sonst gebe es Probleme im Umgang mit den Schülern. Das habe im Rahmen eines «konstruktiven Gesprächs» auch Rohrbach eingesehen. «Ich konnte Zauggs Begründung nachvollziehen», bestätigt dieser – auch wenn er sich an der Schule nie politisch geäussert habe und mit allen gut ausgekommen sei. Weder er noch der Rektor hätten aber ein Interesse an einem «Medienrummel» gehabt. Daher habe er den Entscheid der Schule akzeptiert und pflege mit Rektor Zaugg nach wie vor ein «gutes Verhältnis».

Für Lehrer «nicht so tragisch»

Allerdings habe er auch nur ein kleines Pensum von drei Lektionen pro Woche gehabt, sagt Rohrbach. «So war es für mich nicht so tragisch.» Hätte er ein Vollzeitpensum gehabt, so hätte er sich gegen den Entscheid der Schule gewehrt. Denn grundsätzlich sei er der Meinung, dass die politische Haltung eines Lehrers keine Rolle spielen sollte. «Ich finde, man sollte einzig auf die Qualität des Unterrichts schauen – und ich habe mich stets bemüht, dass die Qualität stimmt.»

Zu seinen politischen Aktivitäten mochte sich Rohrbach gestern nicht äussern. Bei anderer Gelegenheit machte er allerdings keinen Hehl aus seiner Gesinnung. Er stehe «politisch rechts» und sei seit 2005 Mitglied der rechtsextremen Partei national orientierter Schweizer (Pnos), gab der Indiziert-Schlagzeuger zu Protokoll, als die Band im September wegen angeblicher Verstösse gegen den Antirassismusartikel vor den Burgdorfer Strafeinzelrichter Jürg Bähler treten musste. Entsprechend dem gängigem Szene-Vokabular bezeichnete Rohrbach seine Gesinnung in Analogie zum Nationalsozialismus als «eidgenössisch-sozialistisch». Dies entspricht dem Pnos-Programm, das den Umsturz des «hoffnungslos kranken» heutigen Systems und die Schaffung eines «echten Volksstaates» anstrebt.

«Gegen kulturfremde Personen»

In ihren Liedern besingen die Indiziert-Rocker die «reine, weisse Schweiz», die von der «fremden Brut» befreit werden müsse. «Wir wollen unsere Rasse erhalten und andere Völker abspalten», heisst es in einem Song, «Rassenvermischung ist Völkermord» in einem anderen. Richter Bähler kam indes zum Schluss, die Texte seien allenfalls «geschmacklos, moralisch fragwürdig, respektlos und beleidigend» – nicht aber im strafrechtlichen Sinn rassistisch («Bund» vom 29. 11.). Dies, weil sie sich nicht gegen eine bestimmte Gruppe richteten, sondern «gegen kulturfremde Personen allgemein».

Trotz dem richterlichen Entscheid steht der bernische Erziehungsdirektor Bernhard Pulver (grüne) hinter dem Vorgehen der Langenthaler Gewerbeschule. «Diese Art von Rechtsextremismus hat an einer Schule nichts zu suchen», sagt Pulver – wiewohl die Gesinnungsfreiheit grundsätzlich auch für Lehrpersonen gelte. «Die Schule hat jedoch eine gewisse Verantwortung ihren Schülern und deren Eltern gegenüber.»