Nazi-Symbol gut, dagegen gab ein Drittel an, das Symbol und die Rassisten zu hassen.

AP

Die Untersuchung an der Berufsschule am Zürichsee zeige Handlungsbedarf, meinte Walter Regli imApril bei der Präsentation der Resultate. Die Schule könne bei ausländerfeindlich motivierten Tatenpraktisch nicht eingreifen, denn mehr als die Hälfte der Lehrlinge lehnte Interventionen ab. Lehrer, diehier Massstäbe setzen wollen, würden von der Mehrheit der Schüler gehasst.

Mehr Rechtsextremismus in der Ostschweiz

Wenig Informationen über Altstätter und Sarganser Gruppen

Die Ostschweiz gilt im Staatsschutzbericht 1999 der Bundespolizei nach wie vor alseine der Schwerpunktregionen, in denen Rechtsextreme Zulauf haben und wo sie auchzurzeit sehr aktiv sind. Über zwei noch junge Gruppen, den «KameradschaftsbundOstschweiz» in Altstätten und die «Rheinfront» im Raum Buchs/Sargans weiss mannoch wenig.

VON RENé HORNUNG

Neben Zürich, dem Aargau, Bern, Luzern und Basel war die rechtsextreme Szene in den letzten Jahrenimmer auch in Winterthur und im Thurgau relativ stark vertreten. Neu beobachtet der Staatsschutz jetztauch zwei Organisationen im Kanton St. Gallen: Den «Kameradschaftsbund Ostschweiz» mit 30 bis 50Mitgliedern im Alter zwischen 15 und 19 Jahren und die «Rheinfront» mit etwa 50 Anhängern. Der«Kameradschaftsbund» ist durch Schlägereien mit Ausländern aufgefallen und die «Rheinfront» hat alseine von wenigen rechtsextremen Organisationen im Land seit Ende Juni ein eigenes Vereinslokal «naheder Liechtensteinischen Grenze», wie es im Internet hiess, allerdings an einem der Öffentlichkeit nichtbekannten Ort.

«Nicht speziell gefährlich»
Die Gruppe sei allerdings noch «sehr neu», meinte Jürg Bühler, Sprecher der Bundespolizei, gegenüberdem Regionaljournal von Radio DRS. Die «Rheinfront» gelte bisher als «nicht speziell gefährlich». Es seinoch zu keinen gewalttätigen Zwischenfällen gekommen, in denen sie verwickelt war, so der Sprecherder Bundespolizei. Dem Journalisten und Rechtsextremismus-Spezialist Hans Stutz ist allerdingsaufgefallen, dass die Rechte Szene in der Ostschweiz zurzeit besonders aktiv ist und zahlreiche Treffenorganisiert wurden. Eine zunehmende Bedeutung komme dem Internet als Mobilisierungsplattform zu,stimmen die Beobachter überein.
Auch wenn es um die neuen Gruppen noch relativ ruhig geblieben ist – die Zahl der von der extremenRechten organisierten Veranstaltungen hat insgesamt sprunghaft zugenommen. Waren es 1999gesamtschweizerisch noch 19 registrierte Treffen, zählte die Bundespolizei im ersten Halbjahr 2000bereits 25 Anlässe. Dazu gehört ein an einem unbekannten Ort im Bodenseeraum durchgeführter«Balladenabend» zu dem sich die Teilnehmer auf dem A-13-Autobahnparkplatz Kriessern getroffenhatten.
Dazu gehört aber auch das Skinhead-Sommerfest vom vergangenen 8./9. Juli in Müllheim im Thurgau,das bereits seit mehreren Jahren immer wieder durchgeführt wird. Der Anlass wurde von der Polizeibeobachtet. Weil kein Verstoss gegen die Anti-Rassismus-Norm festgestellt wurde, sei auch keineIntervention erfolgt, liess die Kantonspolizei Thurgau nach dem Treffen der rund 100 meist jungen Leuteverlauten. Im Jahr zuvor musste sich die Thurgauer Polizei Vorwürfe gefallen lassen, sie habe sichangesichts der zur Schau getragenen faschistischen Symbole zu passiv verhalten, sie hätte einschreitenmüssen.

Einzige Schweizer Band mit rechtsextremen Liedern
Organisiert werden die Treffen in Müllheim vom «Patriotischen Ostflügel» (POF), einer seit 1995existierenden Abspaltung der bekanntesten Schweizer Rechtsextremen-Organisation, der«Hammerskins». Die Bundespolizei schreibt der POF-Organisation zwischen 100 und 150 Anhänger zu,mit guten Beziehungen auch in den ausländischen Bodenseeraum. Vier POF-Mitglieder haben die bishereinzige Schweizer Musikband mit rechtsextremen Liedern, die Gruppe «Erbarmungslos», gegründet undfrüher wurde auch das Magazin «Morgenrot» herausgegeben. POF hat laut Bericht der Bundespolizeiauch einen Ableger im Fürstentum Liechtenstein und «enge Beziehungen zur St. Galler Skinhead-Szene».

Während die Organisatoren der Sommerfeste in Müllheim bekannt sind, weiss man über dieHintermänner des Skinhead-Treffens von Mitte Juni 1999 in Urnäsch (AR) mit 40 Teilnehmern nichtsGenaueres. Unterschiedlicher Herkunft waren jene rund 80 Rechtsextremen, die im Februar 1999 in derStadt St. Gallen eine Massenschlägerei anzettelten. Wenige Wochen später war es beim St. GallerHauptbahnhof zu einer weiteren Auseinandersetzung mit örtlichen Punks gekommen. Im Anschluss andiese Vorfälle hatte der Stadtrat eine Einfache Anfrage zur beantworten und stellte darin fest, dass damals- anfangs 1999 – fünf stadtsanktgaller Restaurants als Treffpunkte von Skins bekannt seien. Es kommedort gelegentlich zu Auseinandersetzungen mit Punks oder mit Mitgliedern von Motorradclubs.