«Mohrenkopf› erinnert an die Zeit der Sklaverei»

20 minuten. Die Firma Dubler soll ihren Mohrenkopf umbenennen, weil das Wort rassistisch sein soll.

Das Komitee gegen rassistische Süssigkeiten hat eine Petition lanciert, wie die NZZ berichtet. Ihr Ziel: Die Firma Dubler aus Waltenschwil AG soll ihre Mohrenköpfe umbenennen. Der Begriff sei eine «herabwürdigende Bezeichnung für den Kopf einer dunkelhäutigen Person». Wenn wir nicht bereit seien, Sprache zu dekolonisieren, würden auch weiterhin Geflüchtete ertrinken, argumentiert Franziska Schutzbach, Basler Gender-Forscherin und Unterstützerin der Petition. Obwohl auch weitere Schweizer Hersteller ihre Produkte Mohrenköpfe nennen, richtet sich die Petition nur gegen die Firma Dubler. Diese weist die Rassismusvorwürfe zurück (siehe unten).

Auch bei den Lesern von 20 Minuten sorgt die Petition für Kopfschütteln: In einer nicht repräsentativen Umfrage mit gut 30 000 Teilnehmern sprechen sich 96 Prozent gegen eine Namensänderung aus. Laut Gülcan Akkaya von der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus verstösst der Begriff Mohrenkopf auch nicht gegen die Rassismusstrafnorm. «Dennoch kann das Wort unter Berücksichtigung der kolonialen Vergangenheit unangemessen und verletzend sein.» Von einem Verbot rät sie jedoch ab: «Wir können Rassismus nicht bekämpfen, indem wir gewisse Wörter verbieten.» Es sei aber wichtig, dass der Diskurs über solche Wörter geführt werde.

Dagegen befürwortet Celeste Ugochukwu, Präsident des afrikanischen Diaspora-Rates, eine Namensänderung. Man solle dunkelhäutige Personen zwar nicht dauernd in die Opferrolle drängen, aber: «Der Name ‹Mohrenkopf› erinnert an die Zeit, als Dunkelhäutige als Sklaven gehalten wurden.»

Woher kommt das Wort «Mohrenkopf»?

Der Ausdruck «Mohrenkopf» hat seinen Ursprung im althochdeutschen «mor», was die Bezeichnung für eine Person dunkler Hautfarbe war. Der Begriff stammt einerseits aus dem Griechischen: «Moros» ist in der griechischen Mythologie der Gott des Verhängnisses und des Untergangs. Andererseits kommt er vom lateinischen «maurus», was «maurisch» oder «afrikanisch» bedeutet. Auch die Muslime des mittelalterlichen Spaniens hiessen damals «moros», also Mauren.

Das sagen die Leser

«Habt ihr Angst vor den wirklichen Problemen?»

m.f. aus w.: Nur Mut, es wäre nicht falsch, sich dem aktuellen Sprachgebrauch anzupassen. Immerhin nennt Herr Dubler seine Frau auch nicht «Weib», nur weil das im Mittelalter üblich war. Der Name ist nicht das Alleinstellungsmerkmal, sondern die Qualität.

Leo Meister: Wie wäre es mit «Schaumwaffel mit Migrationshintergrund»?

Danilo: Das ist wohl ein schlechter Scherz! Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Der Name «Mohrenkopf» soll bleiben!

Gru2606: Es gibt ein Komitee gegen rassistische Süssigkeiten? Habt ihr Angst vor den wirklichen Problemen auf der Welt oder was?

pius: Es gibt übrigens auch weisse Mohrenköpfe.

Helen Märki: Die Schweizer Adelsgeschlechter, die mit Sklavenhandel ein Vermögen gemacht haben, geben das Geld auch nicht zurück. Die Schweiz hat noch viel aufzuarbeiten.

«‹Mohrenkopf› ist doch nicht rassistisch, sondern positiv besetzt»

Herr Dubler*, Ihre Firma steht in der Kritik, weil sie Mohrenköpfe verkauft. Was sagen Sie dazu?

Es tut mir leid, aber ich kann das nicht ernst nehmen – es gibt nun wirklich weltbewegendere Themen.

Warum?

Mein Vater hat im Jahr 1946 mit diesen Mohrenköpfen angefangen, sie hiessen schon immer so. Im Zusammenhang mit der Süssigkeit ist der Begriff doch nicht rassistisch, sondern positiv besetzt. Das Wort selbst ist nicht das Problem. Das Problem ist der Zusammenhang, in dem es gebraucht wird. Das Wort erhält den Wert durch diesen Zusammenhang.

Warum sprechen Sie nicht einfach von «Schokokuss»?

Das käme mir niemals in den Sinn! Seit der Gründung wurden weder Name noch Schriftzug noch Rezept geändert. «Schokokuss» klingt schrecklich, wir würden unser Alleinstellungsmerkmal verlieren und wären wie Migros und Coop.