Mit Bus zum provisorischen Schiffssteg

NeueLuzernerZeitung

Am 1. August soll es in Brunnen keine Aufmärsche von Rechtsextremen geben. Eine neue Schiffsstation soll es richten.

Wer kein Ticket hat, darf nicht aufs Rütli. Die Weisungen der Organisatoren für die Bundesfeier 2006 sind klar. Doch das Dorf Brunnen ist weiterhin für alle frei zugänglich ­ also auch für allfällige rechtsextreme Demonstranten. Werden sich demnach die Szenen aus den vergangenen Jahren wiederholen, als Hunderte Skinheads rechtsextreme Parolen skandierend durch Brunnen marschierten? Wird es gar zu Zusammenstössen zwischen rechten und linken Demonstranten kommen, falls Letztere eine Bewilligung für eine Demo in Brunnen erhalten? «Nein», glaubt Urs Koller, Gemeindepräsident der Gemeinde Ingenbohl, «wir haben jetzt wirklich alle erdenklichen Massnahmen ergriffen, um diesem Spuk ein Ende zu bereiten.»

So werden die Besucher der Rütlifeier nicht mehr in Brunnen das Schiff besteigen können, sondern nur noch an einem extra dafür gebauten Schiffssteg ausserhalb des Dorfes. «So entflechten wir die Probleme», sagt der Schwyzer Regierungsrat Kurt Zibung. Die Besucher werden am Bahnhof und an der Schiffsstation Brunnen von einem Shuttlebus abgeholt, der sie zu einem Kontrollposten ausserhalb des Dorfes bringt. Dort überprüfen Polizeibeamte die Billette und die Identität der Besucher. Nur wer diese Kontrolle passiert hat, kann wieder in den Bus steigen und zur provisorischen Schiffsanlegestelle weiterfahren. Wo diese genau zu stehen kommt, ist noch nicht klar ­ in Frage kommen mehrere Standorte zwischen Brunnen und Gersau.

Baut Armee den Steg?

Laut Kurt Zibung ist beispielsweise die Parkierungsfrage noch nicht gelöst. Auch ob allenfalls die Armee beim Bau des Schiffsstegs helfen wird, steht noch zur Diskussion. Sicher ist nur, dass am 1. August weder von der offiziellen Schiffsstation noch vom Föhnhafen Schiffe zum Rütli fahren. Ganz an Brunnen vorbeilotsen lässt sich der Besucherstrom mit diesen Massnahmen nicht. Werden die Skinheads dies ausnützen und beispielsweise beim Bahnhof aufmarschieren, wo ihnen die Aufmerksamkeit der Rütlibesucher sicher ist? «Da habe ich einfach vollstes Vertrauen in die Polizei», sagt Urs Koller dazu. Auch dass es beim Schiffssteg ausserhalb des Dorfes zu Aufmärschen kommen könnte, hält er für unwahrscheinlich.

Verluste für die SGV

Für die Schifffahrtsgesellschaft SGV bringt der 1. August 2006 ärgerliche Umtriebe. «Der 1. August ist einer der frequenzstärksten Tage im Jahr», sagt SGV-Direktor Stefan Schulthess. Dass an diesem Tag nur noch 2300 Besucher aufs Rütli dürfen, bedeutet für die SGV einen Umsatzverlust. Auf den restlichen Schiffslinien verläuft der Betrieb fahrplanmässig ­ auch die Station Brunnen wird normal bedient ­, doch ist nicht auszuschliessen, dass die besondere Situation auch auf dem übrigen See zu Buche schlägt.