Linke Stadtpräsidentin toleriert Rechtsrock

Der Sonntag vom 13.05.2012

Die Stadt Zürich schweigt zum Auftritt der Südtiroler Band «Frei.Wild»

Beat Kraushaar und Claudia Thöny

Sie singen nationalistische Texte und ihr Frontmann sympathisierte mit Neonazis. Jetzt kommt die Rockband «Frei.Wild» aus dem Südtirol ins Hallenstadion und ans Heitere Open Air.

Die Stadt Zürich schweigt. Weder das Präsidialamt von Stadtpräsidentin Corinne Mauch noch das Kulturamt wollen sich zum umstrittenen Auftritt der Südtiroler Rechtsrock-Band «Frei.Wild» im November im Hallenstadion äussern – obwohl Stadt und Kanton Zürich am privat geführten Unternehmen mit 40 Prozent beteiligt sind. Das Schweigen provoziert den Vorwurf, in der rot-grün regierten Stadt sei man auf dem rechten Auge blind. «Frei.Wild» wird dem Dunstkreis der Rechtsextremen zugeordnet. Ein Textausschnitt: «Südtirol, wir tragen deine Fahne, denn du bist das schönste Land der Welt». Oder vom «heiligen Land», auf das «unsere Väter mächtig stolz waren.»

Neonazi-Kenner Thomas Kuban kritisierte in der «Süddeutschen Zeitung»: «Die Botschaft ist völkisch und nationalistisch geprägt.» Frontmann Phi lipp Burger war zudem Mitglied der rechtspopulistischen Südtiroler Partei «Freiheitlichen» und spielte früher in einer Skinhead-Band. «Es ist erstaunlich, dass man ein Konzert durchführt, das hohe Sicherheitsvorkehrungen verlangt. Es könnte zu Ausschreitungen zwischen Rechts- und Linksextremen kommen», sagt der Zürcher CVP-Gemeinderat Christian Traber. Hallenstadion-Direktor Felix Frei widerspricht: «‹Frei.Wild› verstösst unseres Wissens nicht gegen das Rassismusgesetz. Zudem stellt der Auftritt der Band kein Hochrisiko dar. Die Sicherheit können wir gewährleisten.»

Veranstalter des Konzerts ist die Act Entertainment AG aus Basel. Einer ihrer Verwaltungsräte amtet als kaufmännischer Direktor des Zürcher Opernhauses. Der Präsident der Konzertagentur sitzt im VR des Hallenstadions und bei Ticketcorner. Beim Veranstalter hat man kein Verständnis für die Kritik: «Da könnte kein Rapper mehr auftreten. Dazu distanziert sich die Band schon lange von jeglichem Rechtsextremismus», sagt Thomas Dürr, Geschäftsführer von Act Entertainment. «Frei.Wild» tritt im August auch am Heitere Open Air in Zofingen auf. Leiter Christoph Bill sieht kein Problem: «Mit Rechtsextremismus hat das aus unserer Sicht nichts zu tun.»