Kampfsportevent aus der Szene für die Szene – ein braunes Remmidemmi

Seit längerer Zeit erfreuen sich Kampfsportevents in der Neonaziszene grosser Beliebtheit. Fanden die ersten Kämpfe noch unter der Hand organisiert und im Geheimen statt, trauen sich die braunen Schläger_innen mehr und mehr in die Öffentlichkeit. Einer der grossen Namen in dieser Szene ist unter anderem Tomasz Skatulsky.

Der französische Neonazi und Kampfsportler Tomasz Skatulsky kündete für den 06. Juni 2020 ein Kampfsportevent in der Schweiz an. Daran sollten laut einer Einschätzungen von „Runter von der Matte“ rund 300 Neonazis aus dem In- und Ausland teilnehmen.
Die Veranstaltung sollte zwischen Basel und Zürich stattfinden. Für die musikalische Unterhaltung waren die deutsch-österreichische NS-Hardcore Band „Terrorsphära“ und die russische Straight Edge-Combo „Sober Charge“ vorgesehen. Das Event musste aufrgund des Covid19-Virus vorerst abgesagt werden. Die Veranstalter_innen kündeten nun eine Verschiebung auf den Sommer 2021 an. Trotzdem kann bereits jetzt ein Blick auf diesen ominösen Anlass geworfen werden.

Ankündigung des Veranstaltungsortes via Telegram

2017 führte Skatulsky bereits einen ähnlichen Anlass in der Region Annecy (FR) durch. Vor Ort waren unter anderem auch die beiden international bestens vernetzten Neonazis Olivier Kunz und Denis „Nikitin“ Kapustin. Letzterer erlangte öffentliche Bekanntheit als Organisator der Hooligan-Ausschreitungen anlässlich der Fussball-EM 2016 in Marseille (FR). Ausserdem zeichnet Kapustin für die neonazistische Kleider- und Kampfsportmarke „White Rex“ verantwortlich, die sich in der Zwischenzeit zum internationalen Netzwerk mit eigenen Kampfteams gemausert hat. Der Versand von „White Rex“ und die dazugehörige Website läuft seit mehr als einem Jahr über den PNOS-Präsidenten Florian Gerber. 
In ihrer Analyse stellt das Kollektiv „Runter von der Matte“ fest, „dass Skatulsky aktuell genau die Funktion einnimmt, die der Russe Denis „Nikitin“ Kapustin bis letztes Jahr übernommen hat: Vernetzung der militanten, europäischen Neonazi-Kampfsportszene.“

Dreihundert nummerierte Tickets für den Anlass wurden öffentlich über den Webshop 2yt4u verkauft. Ein Bild mit dem Ticket Nummer eins wurde stolz von Schiffner – der Ehefrau von Olivier Kunz – auf Instagram geteilt. Insgesamt treten Kunz und Schiffner als Botschafter des Anlasses auf und rühren auf Instagram die Werbetrommel. Es ist davon auszugehen, dass die beiden zumindest indirekt in die Organisation involviert sind. Informationen zu Kunz und Schiffner haben wir im Artikel Der unscheinbare Neonazi aus Murten – von losgesagt kann keine Rede sein niedergeschrieben.

Schiffner als Werbebotschafterin

Neben diesem Grossanlass etablieren sich in der Schweiz auch zunehmend kleinere Events. In Genf richtet Kalvingrad Patriote seit drei Jahren den „Caboshard Contest“ aus. Ein Kampfsportevent von und für die Szene. Im Jahr 2019 waren rund dreissig Personen aus der Westschweiz und Frankreich anwesend.

Die Kampf- und Kraftsportszene entwickelte in den letzten Jahren eine grosse Anziehungskraft auf Rechtsextreme. Sie organisieren nicht nur ihre eigenen Anlässe, sondern sind auch an offiziellen Turnieren präsent. Nick Betschart kämpfte 2018 unter Anderem an einem MMA-Event in Basel. An späteren Events wurde er, nach medialer Veröffentlichung durch antifaschistische Kreise, von den Fightcards gestrichen. Ähnlich erging es Roman Portner. Nach Bekanntwerden seiner Teilnahme am Kampf der Nibelungen wurde er von der Fightcard der „Swiss Las Vegas Evolution“ gestrichen. Der Hammerskin Joël Moret (genannt Pouppi) war 2017 in der Westschweiz Schwergewichtsmeister im Boxen. Im selben Jahr kämpfe er am von Skatulsky organisierten „Force & Honneur“ gegen Denis „Nikitin“ Kapustin.
Joël Moret und Roman Portner waren 2019 gemeinsam mit Simon Tornay am Kampfsport-Tournier „Pro Patria“ in Griechenland präsent. Der Anlass aus dem Umfeld von Blood & Honour zog Neonazis aus ganz Europa an.

Joël Moret 2.v.r in Athen

Die Kampfsportanlässe werden immer stärker zur Rekrutierung von Nachwuchs und zur Geldbeschaffung für die rechtsextreme Szene genutzt. Die Anlässe dienen der Selbstinszenierung als weisse, männliche Kämpfer und zur Darstellung der „guten Nationalistin“, die zur Selbstverteidigung im Stande ist. Dies fügt sich nahtlos in die ideologische Blaupause des „gesunden Geistes im gesunden Körper“ ein. Rund um die Anlässe hat sich ein breites Angebot an Kleidermarken, Fitnesszubehör und Onlineshops etabliert.

Es bleibt abzuwarten, wo und wie der Anlass 2021 durchgeführt wird. Sicherlich ist aber in naher Zukunft vermehrt mit Kampfsportevents von Neonazis zu rechnen.